Andreas Speit Politischer Sport: Warum ein Fußball-Verein unter Druck gerät
Die Ziele hat SG Dynamo Schwerin für die kommenden Monate klar umrissen. Der Verein in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern will in die Fußball-Verbandsliga aufsteigen, ihre Spielstätte Paulshöhe erhalten und ihr Image verbessern. Die Wirtschaftsagentur Suhr sollte als Sponsor mit helfen. Der Chef der Agentur Stefan Suhr engagiert sich nicht nur für Fußball, sondern auch politisch – bei der NPD.
Ende September hatte der Verein auf seiner Facebookseite den neuen Partner im Sponsorenpool vorgestellt. Der „neue Dynamo-Partner“ kümmere sich „seit Kurzem um unsere Mediengestaltung“. Mit neuen Eintritts- und Dauerkarten sowie Plakaten wären die ersten Neuerungen bereits umgesetzt, meldet der Verein hoch erfreut.
Weniger erfreut ist Lothar Gajek, grünes Mitglied der Stadtvertretung Schwerin und aktiv in der Bürgerinitiative zum Erhalt der Paulshöhe. Für ihn käme eine Zusammenarbeit mit Dynamo in der Bürgerinitiative nicht mehr in Frage. Agenturchef und Sponsor Suhr ist nicht bloß ein inaktives Mitglied. Er ist Landesschatzmeister der NPD, sitzt zusammen mit Udo Pastörs und Stefan Köster im Kreistag Ludwigslust-Parchim und in der Gemeindevertretung Dabel.
Die Bekanntgabe des Sponsors löste auf der Vereins-Facobookseite kritische Kommentare aus. „Ihr wisst aber schon, dass Stefan Suhr ein rechtsextremer NPD-Politiker ist, oder?“ fragt eine Kommentatorin. Und ein anderer Nutzer meint: „Ich denke nicht, dass das anderen Sponsoren Ihres Vereins gefallen wird“. Suhr sei „ein überzeugter Nationalsozialist“.
Die Reaktion des Seitenadministrators: „Sie wissen schon, dass Dynamo völlig unpolitisch ist und Menschen unvoreingenommen entgegentritt? Bei uns tummeln sich Anhänger aller politischen Lager.“ Das Projekt „Endstation rechts“ hebt indes hervor, aber „anders als bei anderen Vereinen, hat die Führung von Dynamo Schwerin kein Problem (…) gemeinsame Sache mit Menschen“ zu machen, „deren politische Ziele mit dem Demokratieprinzip unvereinbar sind“.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Mittlerweile hat der Verein die Zusammenarbeit beendet. In einer Vereinserklärung sagt Suhr: „Leider ist es in der öffentlichen Wahrnehmung dazu gekommen, dass mein rein privates Engagement bei der SG Dynamo Schwerin mit meiner politischen Tätigkeit in einen Zusammenhang gesetzt wird. Dabei war immer klar, dass der Verein völlig unpolitisch ist.“ Lothar Gajek ist sich sicher, ohne den „öffentlichen Druck“ hätte der Verein die Partnerschaft mit Suhr nicht beendet.
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