Andreas Speit Der rechte Rand: Wie rechtsextreme Rocksänger ihr Comeback planen
Hannes Ostendorf, Leadsänger der rechtsextremen Band Kategorie C, hat deren Comeback angekündigt. Ihr Abschiedskonzert hatte sie 2019 auf dem „Schild und Schwert“-, also abgekürzt SS-, Festival im sächsischen Ostritz gespielt, ausgerichtet vom NPD-Vize Thorsten Heise.
In einem Video vom 8. April witzelt Ostendorf nun mit dem rechten Youtuber „Aktivist Mann“, dass „Leadsänger“ für Ostendorf eine unpassende Bezeichnung sei. Es müsste deutsch Hauptsänger heißen. Ostendorf beschreibt seine Combo als „Europas bekannteste Hooligan- und Fanband“. Vor drei, vier Wochen hätte Kategorie C beschlossen, wieder zusammenzukommen und eine neue CD aufzunehmen. Ihr 25-jähriges Bestehen werde die Gruppe 2022 feiern. Der Grund, wieder aufzutreten, sei aber, dass sie ihre Fans in der „Fake-Corona-Zeit“ nicht alleine lassen wollten mit denen „da oben“.
Das Interview führte „Aktivist Mann“, der offline Matthäus Westfal heißt, am Osterwochenende bei einem Vernetzungstreffen rechter bis rechtsextremer Medienaktivisten. Das berichtet „Endstation Rechts“. Es fand in einem Musikstudio in Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern statt. Angekündigt wurde dabei ein gemeinsames „Projekt“, mit dem man bald an die Öffentlichkeit treten wolle. „Aktivist Mann“, der unlängst Xavier Naidoo interviewte, spielt auf Ostendorfs Hooligan-Hintergrund an und fragt, ob er denn gleich wen verprügele, wenn einer ihm „über den Weg läuft“. „Ja kommt drauf an“, sagt der Rechtsrocker aus Bremen und führt aus: „Ich sag mal so, Gewalt erzeugt Gegengewalt.“ Sie seien „stabile Jungs“ und würden auch „die Jungs fürs Grobe“ genannt. Das könnte eine Anspielung auf den rechtsextremen Musiker Lunikoff sein. Ein Song von ihm, der Gewalt heroisiert, trägt den Titel: „Jungs fürs Grobe“.
Ostendorf nutzt den Moment, um „mehr Zivilcourage“ zu fordern, wenn bei Demonstrationen Frauen und alte Männer von der Polizei verprügelt würden. Er dürfte die Querdenker-Demos meinen. Die Polizei, sagt er, traue sich bei solchen Versammlungen nur so viel, wie „freie Bürger“ zuließen. „Wir haben das Recht, uns zu verteidigen“, behauptet er. Das kann als Aufruf zu Angriffen auf die Polizei gedeutet werden. Allerdings gelte „A.C.A.B.“ schon lange nicht mehr. Viele Polizisten dächten so wie sie, sagt Ostendorf, würden es bloß noch nicht sagen.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Zum Ende ruft er auf, gesund zu bleiben, zu trainieren, „gesunder Geist im gesunden Körper“, und gegen die Coronaregeln mal zu verstoßen. Um abzuschließend zu enden, das sei „alles Satire“.
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