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An der Klagemauer in JerusalemJüdischer Besucher erschossen

Ein jüdischer Besucher ruft an der Klagemauer „Allahu Akbar“. Ein Sicherheitsmann hält ihn für einen arabischen Attentäter und erschießt ihn.

„Er hat sich immer merkwürdig verhalten“: Der Getötete war den Gläubigen an der Klagemauer schon lange bekannt. Bild: dpa

TEL AVIV dpa/afp | Ein Wachmann hat einen Juden an der Klagemauer in Jerusalem für einen gewaltbereiten Araber gehalten und deshalb erschossen. Das Opfer habe in der Nähe der Toiletten „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen und in eine Tasche gegriffen, sagte der Sprecher der israelischen Polizei, Mickey Rosenfeld, am Freitag auf Anfrage.

Daraufhin habe der Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes das Feuer eröffnet. Der Vorfall ereignete sich um 08.00 Uhr, als sich an der heiligen Stätte in der Jerusalemer Altstadt zahlreiche jüdische Gläubige für das Morgengebet versammelten. Am Abend beginnt der Sabbat.

„Er hat sich immer merkwürdig verhalten. Jeder kennt ihn. Er hat auch einmal behauptet, er sei nun Muslim geworden. Ich denke, der Wachmann kannte ihn nicht“, zitierte die Online-Ausgabe der Zeitung Jediot Achronot einen Gläubigen, der regelmäßig an der Klagemauer betet.

Viele palästinensische Selbstmordattentäter in Israel haben unmittelbar vor der Zündung ihrer Bombengürtel „Allahu Akbar“ ausgerufen. Außerhalb religiöser Veranstaltungen gilt diese Formel deshalb in Israel als aus Ausdruck höchster Gefahr.

„Allahu Akbar“ ist auch ein Schlachtruf, beispielsweise von Rebellen im syrischen Bürgerkrieg. Aber Muslime benutzen die Glaubensformel auch vor dem Gebet oder bei passender Gelegenheit im Alltagsleben.

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13 Kommentare

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  • C
    Chris

    Rex Kramer: Danger Seeker ^^

  • P
    PeterWolf

    @Pedro

    Genau, der Gefahrensucher war doch der mit Helm und Lederjacke, der sich mitten in Harlem (oder der Bronx?) hinstellte und "Nigger" brüllte, und dann um sein Leben rannte.

    In Köln hat alternativ mal ein Türke mit einer echt aussehenden Schreckschusspistole auf Polizisten "geschossen", danach war er auch tot. (Er hatte wohl tatsächlich Suizidabsichten)

    Neuerdings muss man für einen bewaffneten Raubüberfall übrigens nicht mal mehr eine Waffe haben. Es reicht zu sagen: "Geld her oder ich knall dich ab."

    Bei einer solchen Drohung gegen einen nichtbewaffneten Menschen halte ich das allerdings auch für richtig.

  • SD
    Stimme der Diktatur

    Religion ! Des Übels faulige Wurzel.

  • P
    Pedro

    @S.K. es kommt natürlich immer drauf an, welchem "Herrn" man gerade preist. Da sollte man schon ein wenig drauf achten.

     

    Erinnert mich ein wenig an Kentucky Fried Movie, so traurig das auch ist.

  • H
    Harald

    " „Allahu Akbar“ ist auch ein Schlachtruf, beispielsweise von Rebellen im syrischen Bürgerkrieg. Aber Muslime benutzen die Glaubensformel auch vor dem Gebet oder bei passender Gelegenheit im Alltagsleben."

     

    Ist das jetzt unfreiwillige Komik oder schon DDR 3.0, wo Kritik nur unter ganz viel Palimpsest versteckt werden kann, um überhaupt eine Minichance zu haben, es an der Zensur bzw. Selbstzensur vorbei zuschaffen?

     

    Übrigens, für die Anhänger der Äqidistanz:

    Geht mal in Israel in eine Menschenmenge und ruft 'Adonai' oder 'Hallelujah'.

     

    Was glaubt ihr Oberschlauberger, was dann passiert? Richtig.

    Gar nichts. Und warum? Richtig.

    Weil dieser Ruf niemals von herumfliegenden Körperteilen begleitet wird.

  • N
    nGâz

    @Tim:

     

    Das ist Israel, nicht Deutschland. Außerdem ist es mittlerwiele auch in Deutschland Gang und Gäbe, dass private Sicherheitsdienstmitarbeiter öffentliche Gebäude und Plätze überwachen bzw. betreten und dies im Bedarfsfall auch als Waffenträger, z.B. die U-Bahnwache in München, Personenschützer in der Öffentlichkeit, Geld- und Werttransportbegleiter, usw.

     

    Dazu ein Zitat der Bundeszentrale für pol. Bildung:

     

    "Das Grundgesetz kennt weder ein ausdrückliches Privatisierungsverbot noch ein Verbot, bestimmte Aufgaben an Private zu übertragen. Der Staat ist nicht gehalten, jede von ihm als erforderlich angesehene Maßnahme durch eigene Dienstkräfte zu erledigen. Er kann sich dazu auch privater Personen bedienen. Dementsprechend werden private Sicherheitsdienste zunehmend auch in sogenannten eingriffsrelevanten Tätigkeitsbereichen der Sicherheitsbehörden eingesetzt."

  • SD
    Stimme der Demokratie

    @S.K.: Möchtest Du die Verhinderung von Selbstmordattentaten als Einschränkung der Religionsfreiheit deklarieren?

    @Tim: Haben die Juden/Israelis mal wieder bei Dir nicht um Erlaubnis gefragt?

  • OW
    Otmar Walter

    An solchen sensiblen Orten sollte man mit provozierenden Äußerungen zurückhaltend sein. Im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern wäre der Ausruf "Lang lebe Dietmar Hopp!" ebenso risikoreich.

  • MV
    Marius v.d.L. International Firebombing Society

    Lieber tot, als eine Gelegenheit für einen groben Scherz verstreichen zu lassen. That's the spirit!

    Narrenkappe ab zum Gebet, hier fiel der Tapfersten einer.

  • S
    sigibold

    Wie bei Max und Moritz.

    Einmal zuviel provoziert....

  • S
    S.K

    Die Lobpreisung des Herrn ist also offensichtlich auch an diesem Ort Palästinas mit Gefahren verbunden.

  • T
    Tim

    Geht das nur mir so, oder ist es irgendwie merkwürdig, dass private Sicherheitsdienste mit scharfen Schusswaffen auf öffentlichen Plätzen rumlaufen dürfen? So von wegen Gewaltmonopol und so...

  • P
    PeterWolf

    Da hätte er wohl besser "Jehova, Jehova, Jehova" gerufen, dann wäre er nur gesteinigt worden.

    Ist dieser Gefahrensucher jetzt ein Fall für den Darwin-Award?