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Amt räumt mit

■ „Wir sollen rausgeekelt werden“: Mieter kritisieren Behörden und Vermieter

Die Bauprüfabteilung des Ortsamtes Barmbek-Uhlenhorst muss ernsthaft besorgt gewesen sein um das Wohl der MieterInnen in der Averhoffstraße 8. Deshalb ließ sie ihnen am 4. Juni einen Räumbescheid zustellen. Auszugstermin: 30. Juni. Begründung: Gefahr für Leib und Leben durch eine fehlende Feuertreppe. Erst nachdem die MieterInnen an die Öffentlichkeit gegangen waren, forderte das Bezirksamt den Vermieter auf, „sofort einen Fluchtweg zu schaffen“.

Silke Hartmann und ihre NachbarInnen glauben, dass der Räumbescheid ihrem Vermieter sehr gelegen kam: Eine Kette von Ereignissen in den vergangenen Monaten nährt ihren Verdacht, dass sie aus dem Haus geekelt werden sollen. So habe der Vermieter zum Beispiel im Winter nicht rechtzeitig Heizöl bestellt, sagt Hartmann: „Auf dem Fußboden hatten wir an einem Tag nur 13 Grad.“ Drei Monate lang funktionierte der Fahrstuhl nicht, die Klingelanlage sei eingedrückt gewesen, und im Keller hätten fette Ratten gehaust. Von den ursprünglich 25 Mietparteien, sagt Hartmann, seien heute nur drei übrig geblieben.

Die schlechten hygienischen Zustände im Haus, der Ausfall des Fahrstuhles riefen auch die Wohnungspflege des Bezirksamtes auf den Plan. „Es gab einen Hinweis aus der Nachbarschaft, dass sich einiges tut in dem Haus“, sagt Peter Hansen vom Bezirksamt Nord. Insbesondere Schwarzafrikaner seien aufgefallen, „weil sie in größeren Gruppen ein- und auszogen“. Bei einer Ortsbesichtigung sei festgestellt worden, dass Wohnungen ungenehmigterweise geteilt worden waren, so dass es teilweise keine Fluchtmöglichkeit mehr zur Straße hin gab. Daraufhin habe man die Räumung aller Wohnungen angeordnet.

Die Vollziehung des Räumbescheides ist aufgrund des Widerspruchs der MieterInnen ausgesetzt worden. Die Grundstücksverwaltung Klimek, die das Haus betreut, reagierte weder auf mündliche noch auf schriftliche Bitten um eine Stellungnahme. Gernot Knödler

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