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Ampel, COP23, EU und DortmundNur die Welt noch nicht gerettet

Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz, die Politik der Bundesregierung und CDU-Chef Merz: Die Weltrettung lässt auf sich warten. Aber ein Dortmunder Verteidiger macht Hoffnung.

Monstergrätsche: Niklas Süle bei seiner Rettungstat gegen Kylian Mbappé Foto: Teresa Kroeger/rhr-foto/imago

N ein, die Welt wurde auch in dieser Woche nicht gerettet. Aber fast. Der finale Ausstieg aus den fossilen Energien schien erstmals zum Greifen nah, als Annalena Baerbock bei der Weltklimakonferenz zur abschließenden Verhandlung im Kongresszentrum von Dubai schritt.

Souverän mondän, mit verspiegelter Sonnenbrille, Airpods, Drei-Kamera-Smartphone und entschlossenem Blick wirkte die deutsche Abgesandte wie eine zeitgemäße Geheimagentin Ihrer Majestät, die nichts und niemand von ihrem edlen Auftrag abbringt, den Untergang der Menschheit kurz vor Ablauf des tödlichen Countdowns gerade noch rechtzeitig zu verhindern. Schon gar nicht irgendwelche altmodischen Retro-Scheichs, die unbedingt weiter Geld mit Öl und Gas verdienen möchten. Wobei dieser Wunsch ja durchaus verständlich ist. Wer würde nicht gern Cristiano Ronaldo in seiner bis dato gänzlich unbekannten Loser-Truppe spielen lassen? Und nein, da würde auch der taz Panter FC nicht Nein sagen.

Und so kam es, wie es kommen musste. Die Ölsultane zitterten nur kurz. Auch Baerbocks coole Miene zum bösen Spiel der Klimakiller konnte am Ende nicht mehr überdecken, dass ihre Majestät Olaf heißt. Ein Regent, der global nicht allzu viel zu sagen hat und kein übertriebenes Interesse an der Klimarettung zeigt. Leider hatte auch der Klimaminister keine Zeit für die Klimakonferenz, weil er noch Haushaltslöcher stopfen musste.

Baerbock hat zumindest getan, was sie tun konnte. Die wiederkehrende Kritik an den Kosten für ihr äußeres Erscheinungsbild ist bei einer Außenministerin reichlich albern. Ein angemessenes Outfit gehört nun mal zu ihrem Job. Dieselben KritikerInnen würden jeden kleinsten Makel doch sofort noch hämischer kommentieren.

Das Problem ist nicht, dass grüne RepräsentantInnen mehr Geld als GeringverdienerInnen zur Verfügung haben. Politisch gefährlich ist hingegen, dass sie bei der Rettung ihrer Ampel die Gering- und MittelgutverdienerInnen regelmäßig vor die Köpfe stoßen.

Wer im Koalitionsvertrag ein sozial austariertes Klimageld ankündigt, aber dann in einer selbst verschuldeten Haushaltskrise die CO₂-Preise erhöht, womit Energie noch teurer wird, ohne den versprochenen sozialen Ausgleich, muss sich nicht wundern, wenn das von der Opposition ausgeschlachtet wird. Hoffentlich hilft das nicht nur Union und AfD. Vielleicht belebt die Schwäche der Ampel ja endlich die siechende Linkspartei wieder.

Und ausgerechnet jetzt verlässt auch noch Jürgen Trittin den Bundestag, der letzte prominente linke Grüne! Zur Beruhigung für möglicherweise melancholisch gestimmte, linksfühlende WählerInnen tat er zum Abschied kund, dass die Ampel gar nicht schlimm sei, weil die rot-grüne Regierung mit ihm als Minister einst noch viel neoliberaleres Zeug beschlossen habe. Nunja. Ein eher schwacher Trost und ein zartbitteres Fazit. Auch Trittins Appell zur Kompromissbereitschaft unter Demokraten in seiner letzten Rede lässt die Frage offen, wie weit Kompromisse gehen können, bis sie zu faul werden?

Noch deutlich länger als Trittin dicht an der Macht im Land war die verstorbene Juliane Weber, die legendäre, allwissende Büroleiterin von Helmut Kohl. Wer sie nicht mehr kannte und erahnen will, wie es in den 90er Jahren zuging, muss nur das neue CDU-Grundsatzprogramm lesen: wenig Asylrecht und ganz viel Leitkultur. Laut Friedrich Merz wird die Welt so wieder heil. Na, dann. Rette sich, wer kann.

Doch, wer hätte das gedacht, ein Wunder gab’s noch. Kurz vor Wochenschluss hat ausgerechnet der angeblich ach so zaghaft stille Olaf Scholz die EU gerettet, indem er Victor Orbán zum Kaffeetrinken schickte, damit die anderen ohne ihn für die Ukraine stimmen konnten.

Die Rettungstat der Woche bleibt dennoch die Hochbeingrätsche von Borussia Dortmunds Niklas Süle gegen Kylian Mbappé, die taz-Sportkollege Johannes Kopp liebevoll treffend „Rasenkunstlauf“ nannte. Süle! Rasenkunstlauf! Wenn das möglich ist, kann auch die Welt gerettet werden.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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