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Amoklauf in US-KinoEr steht auf und schießt

Erneut kommt es in einem US-Kino zu Schüssen. Rund drei Jahre nach dem Amoklauf in Colorado feuert ein Mann in Louisiana um sich. Dann tötet er sich selbst.

Nach dem Amoklauf in Lafayette: Polizisten sperren den Bereich um das Kino ab. Foto: reuters

LAFAYETTE dpa | In einem Kino im US-Bundesstaat Louisiana hat ein Mann aus noch ungeklärten Motiven plötzlich um sich geschossen und zwei Menschen und sich selbst getötet. Bis zu neun Menschen wurden verletzt, einige davon schwer, berichtete der örtliche Sender KATC unter Berufung auf offizielle Quellen.

Der Schütze feuerte am Donnerstagabend gegen 19.20 Uhr während der Filmvorführung auf Zuschauer und löste damit Chaos aus. Danach soll er sich selbst erschossen haben. Der Vorfall erinnerte stark an den Amoklauf in einem Kino bei einem „Batman“-Film in Aurora im Bundesstaat Colorado vor rund drei Jahren. Dieser Fall war gerade wegen des Prozesses durch die Medien gegangen.

Der Täter sei ein weißer Mann in seinen 50ern, sagte der Polizeichef von Lafayette, Jim Craft, am Donnerstagabend (Ortszeit). Die Polizei des Bundesstaats sprach von einem 58-Jährigen. Dessen Identität ist bislang noch unbekannt. Zu den Schüssen kam es in einem Kino der Kette „The Grand“ in Lafayette, etwa 100 Kilometer von Baton Rouge, der Hauptstadt von Louisiana, entfernt.

Unter den Zuschauern brach Panik aus, erzählten Augenzeugen bei KATC. Die Schüsse kamen ohne Vorwarnung. Plötzlich habe sie ein lautes Geräusch vernommen, sagte Kinobesucherin Katie Domingue der Regionalzeitung The Advertiser. Ein älterer weißer Mann sei aufgestanden und habe zu schießen begonnen. „Er gab keinen Ton von sich. Ich habe auch nicht gehört, dass Leute schreien.“ Nach sechs Schüssen sei sie zusammen mit ihrem Verlobten Richtung Ausgang gerannt.

Unbekanntes Motiv

Einige der Verletzten seien in einem kritischen Zustand. Die Bundespolizei FBI wurde in die Ermittlungen eingeschaltet. In dem Kino sei die Komödie „Trainwreck“ mit Amy Schumer gelaufen, hieß es. „Es bricht mir das Herz. Meine Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Lousiana“, schrieb die Schauspielerin auf Twitter. Der Gouverneur des Bundesstaates Louisiana, Bobby Jindal, kam zum Tatort. Er sagte, jetzt gelte es, für die Opfer und ihre Familien zu beten.

Der Täter soll die Menschen in die Beine und andere Körperteile geschossen haben. Die Zuschauer im gesamten Kinokomplex mit mehreren Sälen wurden aufgefordert, das Gebäude umgehend zu verlassen. Vor dem Kino war laut Augenzeugen ein Wirrwarr an verängstigten Kinobesuchern, ihren Angehörigen und den eintreffenden Rettungskräften. Zum Motiv der Tat machte Polizeichef Craft noch keine Angaben.

Am 20. Juli 2012 hatte ein Amokläufer während der Premiere eines „Batman“-Films um sich gefeuert. Zwölf Menschen starben, Dutzende weitere wurden verletzt. Wegen der Tat war der Täter, James Holmes, vor wenigen Tagen in einem Mordprozess in Centennial schuldig gesprochen worden. Drei Jahre nach dem Amoklauf droht dem 27-Jährigen damit die Todesstrafe. Die Geschworenen des zuständigen Gerichts bei Denver lehnten es am Donnerstag vor einer Woche ab, ihn als psychisch krank und nicht schuldfähig anzusehen.

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9 Kommentare

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  • "In der Serie „Die Macht der Waffen“ begibt sich die taz auf die Suche nach Ursachen für die Waffengewalt in den USA."

    Die USA lebt seit 200 Jahren im Dauerkrieg.

    Was die USA Freiheit nennt, ist in Wirklichkeit die Unfreiheit anderer.

    Der Begriff "Liberal" wird inhaltlich diamtral missbraucht, deren lockere Übersetzung und Handlung in das "Recht des Stärkeren", vorzugsweise mittels Waffen, in deren Bebildungswesen gelehrt und auch gelebt.

    Warum deren Gesellschaft eine Soziopathische ist, kann nachgelesen werden.

    KH Deschner "Der Moloch", LL Matthias "Kehrseite USA"

    Allem voran "Manifest Destiny"

    Hier einmal paar Auszüge:

    1.3. =Die Vorsehung will es, daß diese Wilden ausgemerzt werden, um Raum für die wahren Besteller der Erde zu schaffen.= (US-Ideologe und Erfinder Benjamin Franklin um 1790. Zitiert nach John Bigelow: =The Life of Benjamin Franklin= Philadelphia, 1893, S.380)

    1.8. =Den Indianern ihre Jagdgründe zu lassen, hätte bedeu-tet, unseren Kontinent zottigen Wilden zur Verfügung zu stellen. Es blieb nur die Alternative, sie auszumerzen... Unser großes Land ist kein Tierschutzgebiet für schmutzige Wilde= (Theodore Roosevelt, US-Präsident, 1905. Zitiert nach Rolf Winter: =Ami go Home!= S.55)

    2.1. =Gott hat die USA geschaffen, damit sie die Welt erleuchten... Wir sind eine erleuchtete Stadt auf dem Hügel. Die Augen aller Menschen ruhen auf uns. = (Der Gründer der Massachusetts Bay Company, John Winthrop, in einer Predigt um 1630. Zitiert nach =Oxford Dictionary of Quotations=) http://www.ejournal.at/Essay/zitatenschatz.html

     

    Mit solchen Äußerungen würde man in Europa zurecht in die geschlossen Psychiatrie kommen.

    • @Buckelzirpe:

      Sehr dünn.

  • Sehr tragisch was da passiert ist und mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Verstorbenen.

     

    Wäre es nicht so traurig, würde ich mich über einige Kommentare zur Waffenlobby in den USA kaputtlachen.

     

    Doch leider wird es immer wieder zu solchen Taten kommen, wenn sich jeder ohne großen Hürden in einem beliebigen Supermarkt mit Waffen und Munition aller Art eindecken kann.

    • @Tobias Droste:

      Übertriebene Betroffenheit und gavierende Kenntnisdefizite erscheinen fragwürdig, da in keiner Weise realitätbezohgen und gar lösungsorientiert.

  • Stellungnahme der Waffenlobby: Warum waren im Kino nicht alle bewaffnet?

    • @RPH:

      Den törichten Unfug können Sie sich sparen.

       

      Hoplophobie ist ein wirklich schlechter Ratgeber.

       

      So ein Kino ist rechtlich oft genug als "gun-free zone" ausgewiesen.

       

      Solche Mehrfachtötungen mit anschließendem Suizid laufen bevorzugt in Umgebungen mit "weichen Zielen" die keine Fluchtmöglichkeit haben.

       

      Der Täter erwartet i.d.R. auch erschossen zu werden. Daher ist ein bewaffentes Gegenüber ohne Abschreckungswert, genauso wie "suicide by cop"....

      • @KarlM:

        So beginnen Karrieren!

         

        Das Wort "Hoplophobie" hat eine große Zukunft, denke ich. Im der nun zu erwartenden Debatte darum, wer sich mehr und unberechtigter fürchtet, wird wahrscheinlich wieder völlig untergehen, wieso es überhaupt ein Gewaltmonopol gibt bzw. gab und was passiert, wenn jeder sagen darf: "Der Staat bin ich!"

         

        Einen ganz kleinen Hinweis nur in dem Zusammenhang: "Das Gewaltmonopol hat vorherige Formen der Konfliktbeseitigung wie Fehde und Blutrache als Mittel der Rechtsdurchsetzung abgelöst." (Wikipedia) Nein, fürchten brauchen wir uns nicht vor den Waffen selbst. Fürchten müssen wir uns vor den Leuten, die unbedingt welche haben wollen.

        • @mowgli:

          Da verwechslen Sie etwas.

           

          Das Gewaltmonopol hat nichts mit Gewalt i.e.S. zu tun, sondern legt fest welche Personen und Institutionen zu hoheitlichem Handeln (wie der vorübergehenden Einschränkung von Freiheitsrechten) befugt sind.

           

          Solche Täter habe bisher in keinem Fall bekundet "hoheitlich tätig werden zu wollen". Die wollen einfach Menschen töten und schädigen, ganz ohne objektivierbare Rechtfertigungsgründe.

           

          Durch Gewaltdelikte kann das Gewaltmonopol auch nicht angegriffen werden, das kann nur dadurch geschehen das sich der Souverän dieses abgegeben Monopol zuück holt oder dies von den beliehenen Institutionen und Personen aufgegeben wird.

           

          "Fürchten" ist keine rationale Antwort auf Waffen jeder Art.

           

          "Hoplophobie" würde ich aus meiner Erfahrung durchaus in den ICD-10 Diagnosekanon aufnehmen.

          Hierzuland kann man auch von "Waffennarren" sprechen, den diese gibt es zu Hauf, und zwar die "positiven" wie auch die "negaiven". beide Gruppen eint nur die irrationale Sichtweise auf die gleichen Gegenstände.