Alternativer Nobelpreis: Mit dem Recht gegen die Erderwärmung
27 Jura-Studierende aus dem Südpazifik erhalten den alternativen Nobelpreis. Der Grund ist ihre erfolgreiche Kampagne für mehr Klimagerechtigkeit.

Aufregend, schwierig, aber insgesamt ein reiner Segen: So fasst Solomon Yeo die sechs Jahre zusammen, in denen er und seine Gruppe PISFCC für ihr großes Ziel gekämpft haben. Die Welt sollte wissen, dass Klimaschutz eine völkerrechtliche Pflicht ist, dass es ein Menschenrecht ist, vor den Folgen der Erderwärmung geschützt zu werden. In diesem Sommer gab ihnen der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag schließlich recht.
Alle Staaten sind zum Klimaschutz verpflichtet. Bei Verfehlungen verletzen sie das Völkerrecht und müssen unter Umständen Staaten entschädigen, die unter der Klimakrise jetzt schon besonders leiden, stellte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag in diesem Sommer fest. Sein Klimagutachten ist rechtlich nicht bindend, gilt aber dennoch als wegweisend.
Vishal Prasad von den Pacific Islands Students Fighting Climate Change, kurz PISFCC, nennt es ein „sehr starkes, robustes Werkzeug“, das den Kampf für Klimagerechtigkeit weiter voranbringen werde. Es müsse nun von Regierungen und Institutionen mit Leben gefüllt werden, sagte er am Mittwoch in einer Video-Pressekonferenz. Für ihre erfolgreiche Kampagne wurde die Gruppe nun mit dem Right Livelihood Award 2025 ausgezeichnet. Sie teilen sich den Preis mit dem Anwalt Julian Aguon aus Guam im Westpazifik, dessen Rechtsteam den Fall entscheidend vorangebracht habe.
Alles fing an der University of the South Pacific in Vanuatu an: Ursprünglich 27 Jura-Studierende taten sich 2019 zusammen, weil sie nicht mehr hinnehmen wollten, dass ihre Heimat mit den katastrophalen Folgen einer Klimakrise allein gelassen wird, die vor allem von Industrieländern verursacht wurde. Immer mehr Zyklone zerstören im Südpazifik ganze Volkswirtschaften, immer mehr Menschen müssen an andere Orte umsiedeln. PISFCC trugen die Geschichten betroffener Menschen in die Welt – etwa die von Frauen, die wegen des angestiegenen Meeresspiegels ihr eigentliches Ackerland nicht mehr bewirtschaften können und nun gezwungen sind, weite, gefährliche Wege zurückzulegen. Nach und nach brachten die Studierenden so immer mehr Länder und schließlich die ganze UN-Vollversammlung auf ihre Seite – die dann den IGH mit dem Gutachten beauftragte.
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