Alternative zum Wirtschaftsbericht: Schlechte Lage für die Umwelt
Naturverbrauch, Artenvielfalt und Investitionen sind laut einer Alternative zum Wirtschaftsbericht im „roten Bereich“ des kritischen Zustands.
„Elf Jahre schwarz-rot-gelber Bundesregierung haben zu einem Stillstand im Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und Investitionen geführt“, erklärte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Kerstin Andreae. Dies könne anhand von wissenschaftlich ermittelten Indikatoren konkret belegt werden.
Der Jahreswohlstandsbericht ist ein Ergebnis der „Enquete-Kommission für Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität, die in der letzten Legislaturperiode zwar Kriterien für eine alternative Wohlstandsmessung jenseits des klassischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erarbeitet hatte, was jedoch von der Bundesregierung nie umsetzt wurde.
Im Auftrag der Grünen haben nun die Sozialwissenschaftler Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin und Hans Diefenbacher von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg zum zweiten Mal die alternative Wohlstandsmessung vorgenommen.
Dabei werden klassische Wirtschaftsindikatoren wie die Nettoinvestitionsquote um weitere Indikatoren ergänzt, wie etwa der „Ökologische Fußabdruck“, den Bildungsindex oder die Produktion von Umweltschutzgütern. „Nur durch die ökonomische, ökologische, soziale und gesellschaftliche Dimension ergibt sich ein aussagekräftiges Gesamtbild über den Wohlstand unserer Gesellschaft“, erklärte Andreae.
Es wird eher shclechter als besser
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Lage verschlechtert: Drei der acht Indikatoren (Naturverbrauch, Artenvielfalt und Investitionen) sind im „roten Bereich“ des kritischen Zustands. 2016 waren es nur zwei.
Drei Indikatoren – die Einkommensverteilung, gesunde Lebensjahre und der Bildungsstand – rangieren im zufriedenstellen Bereich. Wirklich gut schneidet Deutschland nur bei zwei Indikatoren ab: der Produktion von Umwelttechnik und dem „Governance Index“, der zuverlässige Verwaltung und Rechtsstaatlichkeit abbildet. Auch nicht gut: Bei der Hälfte der Indikatoren zeigt der Trendpfeil nach unten – es wird eher schlechter als besser.
Mit ihrem Bericht wollen die Grünen vor allem einer anderen Wahrnehmung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zustände den Weg bereiten. „Die Lage der Umwelt kommt in Gabriels Wirtschaftsbericht nicht vor“, sagt Andreae. Gleichwohl sei Ökologie und Ressourcenverbrauch die Grundlage für Wirtschaft und gesellschaftliche Reichtumsverteilung.
Die Grünen wollen am kommenden Donnerstag in der Plenardebatte des Bundestags ihren Wohlstandsbericht dem Zahlenwerk des Wirtschaftsminister gegenüberstellen.
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