Alternative Suchmaschine: „Ducken“ statt googeln
Die alternative Suche DuckDuckGo gewinnt immer mehr Nutzer. Das Konzept: Statt Zusatzdiensten gibt es nur die Suchergebnisse – und gespeichert wird nichts.
Nach Silicon Valley sieht es hier nicht aus. In einem kleinen Vorort von Philadelphia entsteht dennoch ein Internet-Produkt, das den Netzriesen in Kalifornien gefährlich werden könnte. Und es hört auf einen eher merkwürdigen Namen: DuckDuckGo.
Die kleine Firma wurde bereits 2008 von dem 33jährigen Internet-Unternehmer Gabriel Weinberg gegründet, der zuvor sein erstes größeres Start-up für einen Millionenbetrag verkauft hatte. Anfangs kaum bekannt, gewinnt DuckDuckGo derzeit mehr und mehr Nutzer. Die Grundidee: Die Zeit ist reif, den großen Suchmaschinenanbietern wie Google, Microsoft Bing oder Yahoo, die weltweit dominieren, Konkurrenz zu machen.
Was zunächst größenwahnsinnig klingt – schon so manche IT-Neugründung hat über die Jahre erfolglos probiert, Google & Co. ans Bein zu pinkeln – ist möglicherweise gar kein schlechtes Geschäftsmodell. Und das kommt so: DuckDuckGo macht an vielen Stellen einfach alles anders als die anderen.
Während man bei der Google-Suche mittlerweile vor lauter Werbung, Links zu hauseigenen Produkten und einer zunehmenden Filterung nach Freundeskreis („Personalisierung“) die wichtigen Dinge immer schwerer findet, gibt's bei Weinbergs Firma sofort eine Antwort. Die kommt entweder aus dem durchsuchten Web oder wird ergänzend von fachkundigen Quellen wie der Wissenssuche WolframAlpha oder dem Lexikon Wikipedia gestellt. Werbung wird äußerst sparsam eingesetzt – meist findet sich nur ein einziger Textlink. Man ist schnell drin bei DuckDuckGo und auch wieder draußen, so wie es einst bei Google in den Anfangsjahren der Fall war.
Keine Identifizierung, keine Filter Bubble
Noch erstaunlicher: DuckDuckGo speichert laut eigenen Angaben keine persönlich identifizerbaren Informationen. Während Google und Co. sogenannte Searchlogs vorhalten und diese teilweise über mehr als ein Jahr samt zugreifenden Internet-Adressen auf ihren Servern liegen lassen, werden diese Infos von Weinbergs Server einfach nicht abgelegt. Das gleiche gilt für Cookies, Datenkrümel, die eine Nachverfolgung über mehrere Websites hinweg ermöglichen – nur für Einstellungen werden sie bei DuckDuckGo verwendet, dann aber ohne Identifizierungsmerkmale.
Praktisch ist auch, dass die alternative Suchmaschine die sogenannte Filter Bubble umgeht: Damit gemeint ist, dass Google, Bing und andere mittlerweile dazu übergehen, Daten aus früheren Anfragen, sozialen Netzwerken wie Google+ oder Facebook (sowie teilweise sogar von Surftripps auf anderen Angeboten im Web) zu verwenden, um Suchergebnisse anzupassen.
Das wiederum kann dazu führen, dass man bei seinen Suchanfragen schnell im eigenen Saft kocht: Der liberale Surfer in den USA enthält dann vermehrt Links zu den Demokraten, der Konservative lebt im Republikaner-Netz. Dabei will man beim Suchen ja eigentlich nur die passenden Inhalte finden – und keine Meinung. Bei DuckDuckGo erhält man dagegen stets die gleiche Ergebnisliste, egal wer man ist.
Chance in der Nische
Weinbergs Suchmaschine wird wohl kaum Google übertrumpfen – auch in vielen Jahren nicht. Doch zumindest in der Nische gibt es eine Chance. Weinberg peilt selbst 1 Prozent des Suchmarktes an, wie er kürzlich der Washington Post sagte. Momentan erreicht er vielleicht ein Fünftel davon. Dennoch wächst DuckDuckGo rasant. Von 10 Millionen Suchanfragen im Oktober 2011 sollen es ein Jahr später schon 45 Millionen gewesen sein. Zum Vergleich: Google verarbeitet Milliarden – pro Tag.
Aber auch mit 1 Prozent des Marktes wäre Weinberg zufrieden und vermutlich sehr profitabel - groß soll seine Firma nämlich nicht werden. Klappen kann das aber nur dann, wenn der Leidensdruck der Google-Nutzer weiter zunimmt. Weinberg glaubt, dass das so sein wird, sagte er der Washington Post. „Was gut für Googles Geschäft ist, ist schlecht für Googles Nutzer.“ Der Suchmaschinenriese würde dem sicher widersprechen.
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