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Anekdotische Evidenz.
Für eine objektive Einordnung ungeeignet - im Forum natürlich zulässig.
Selbst die RIAS-Zahlen sind nur bedingt aussagekräftig, da (1.) nur Eingangsstatistik und (2.) als Eingangsstatistik keine Befragung und keine Struktur.
RIAS ist aber wichtig in der Aufgabe der Beratung und Betreuung von Menschen, die sich als Opfer antuisemitischer Angriffe wahrnehmen.
Was Ihre Wahrnehmung angeht, im Forum gebe es (zunehmend) Leugnung und Realtivierung von Antisemitismus, rate ich Ihnen: Melden Sie im konkreten Fall Ihr Wahrnehmung an die Moderation.
@655170 (Profil gelöscht) Antisemitismus nur als Wahrnehmung
Dämagogischer kann man es kaum formulieren.
Nichts gelernt? Ja, natürlich! Es ist doch gerade das Grundproblem, dass es auch sehr schwierig ist. Was soll man denn lernen? Was hat der heutige Antisemitismus mit dem früheren zu tun? Was haben die Verbrechen der damaligen Mitläufer mit Antisemitismus zu tun? Wenn man diese Fragen nicht gründlich beantwortet, dann wird der Verweis auf die Vergangenheit nicht nur schwach bleiben, sondern immer leerer werden und letztendlich gefährlicher.
Sie haben das sehr gut ghesagt Herr Hillenbrand.
Hier noch ein Buch, das hoffentlich viel gelesen wird:
www.hagalil.com/20...d-geistige-gewalt/
Antisemitismus in Wort und Tat nimmt seit Jahren zu.
Die Leugnung und Relativierung von Antisemitismus hält damit locker Schritt.
Auch in der taz und in ihrem Forum. Und das vor allen Dingen was den Israel-bezogenen Antisemitismus angeht
Neuntklässler:innen schneiden in der Pisa-Studie so miserabel ab wie noch nie – in allen getesteten Bereichen. Corona erklärt den Trend nur zum Teil.
Alte und neue Antisemiten: Vom Gestern nichts gelernt
Wie wichtig heute noch Prozesse gegen NS-Verbrecher sind, zeigt eine aktuelle Recherche. Die Zahl judenfeindlicher Übergriffe nimmt stetig massiv zu.
Zynischer Hinweis am Todesstreifen in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausen Foto: Ingo Schulz/picture alliance
Zwei Nachrichten an einem Tag: In Brandenburg an der Havel wird ein ehemaliger KZ-Wachmann zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Mann ist inzwischen 101 Jahre alt, das Urteil ereilt ihn mit 77 Jahren Verspätung und wird wegen der Beihilfe zum Mord in mehr als 3.500 Fällen verhängt. Der Täter leugnet bis heute jede Schuld.
Am selben Tag meldet die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) 2.738 antisemitische Vorfälle in Deutschland. Die judenfeindlichen Beleidigungen, die Bedrohungen und Angriffe beziehen sich nicht auf das Jahr 1932, sondern auf 2021. Es sind fast 800 mehr als im Jahr davor – und, so viel ist sicher, es sind längst nicht alle.
Die Täter von heute haben aus der Geschichte nichts gelernt. Die Verbrechen des SS-Mannes mögen vor vielen Jahrzehnten begangen worden sein, doch die dahinter stehende mörderische Ideologie lebt in den Köpfen der Nachgeborenen fort.
Selbstverständlich wäre es zu einfach, ein NS-Konzentrationslager in direkte Beziehung zu den heutigen judenfeindlichen Schmähungen, Beleidigungen und Angriffen zu setzen. Der NS-Massenmord bleibt ein singuläres Verbrechen. Aber eines eint beide Tatkomplexe: die Vorstellung, Juden seien keine Menschen wie andere, sondern ganz besonders verabscheuungswürdige Gestalten, denen alles erdenklich Schlechte geschehen sollte. Dieser ungeheure Hass.
Die Antisemiten von heute nehmen sich nicht unbedingt Männer wie den frisch verurteilten KZ-Wachmann zum Vorbild. Aber sie teilen seine damaligen Vorstellungen und halten sie bis heute lebendig. Allein deshalb sind die letzten Verfahren, die fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch gegen mutmaßliche Nazi-Straftäter laufen, bitter nötig.
Auch wenn der Tatkomplex abgeschlossen erscheint, wenn von einem 101-Jährigen keine Wiederholungsgefahr mehr ausgeht und wenn die letzten Zeitzeugen, die letzten Überlebenden sterben, so macht es doch Sinn, die Verbrecher vor Gericht zu zitieren. Der Staat in Form seiner Justizorgane muss dafür sorgen, dass die willigen Helfer der Massenmorde nicht verschont bleiben. Er muss dafür sorgen, dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Ob der KZ-Wachmann nun tatsächlich ins Gefängnis kommt oder nicht, ist letztendlich nebensächlich. Es geht hier nicht um Rache oder gar Wiedergutmachung. Es ist die Pflicht einer Auseinandersetzung. Wie wichtig sie ist, zeigen gerade die Antisemiten von heute. Das Verdikt gilt nicht nur dem Täter, sondern es ist ein Signal an seine Sinnesgenossen.
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Antisemitismus
Kommentar von
Klaus Hillenbrand
taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte. Zuletzt erschien von ihm: "Das Amulett und das Mädchen", Hentrich & Hentrich 2019
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