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Alles super!

Zwei Drittel aller Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer, davon ein Viertel sogar kürzer als zwei Kilometer. Der Raum für den Autoverkehr (sämtliche Straßen und Autobahnen, ausgenommen Parkplätze) versiegelt fünf Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Das ist mehr als die Fläche aller Wohngebäude oder die zweifache Fläche des Saarlandes.

Auf der Straße kommen jährlich neuntausend Menschen zu Tode, etwa eine halbe Million verunfallen. Der Autoverkehr ist die häufigste Todesursache bei Kindern unter vierzehn Jahren. Schon 1986 fühlten sich 86 Prozent aller Bundesbürger durch Straßenlärm gestört, 25 Prozent davon stark. Der Mietverlust durch Verkehrsbelästigung beträgt etwa fünfzehn Milliarden Euro im Jahr. Der volkswirtschaftliche Schaden pro verkauftem Liter Benzin wird mit mindestens einem Euro angenommen: etwa fünfzig Cent Umweltschäden, fünfzig Cent Unfallfolge- und Bestattungskosten.

Die Steuereinnahmen durch Autoverkehr belaufen sich auf siebzehn Milliarden Euro. Dieser Betrag deckt gerade die Straßenbau- und Unterhaltungskosten. Die Gesamtkosten des Verkehrs liegen bei fast neunzig Milliarden Euro. Laut ADAC-Motorwelt kostet der Unterhalt den Autohalter inzwischen durchschnittlich 250 Euro pro Monat. 35 Prozent des in Deutschland freigesetzen Kohlendioxids stammen aus dem Autoverkehr. Von hundert Litern Benzin werden nur fünfzehn zur Fortbewegung genutzt, der Rest verbrennt ungenutzt. Ein Viertel der Schadstoffe, die durch ein Auto anfallen, entsteht bereits bei dessen Herstellung.

Autos sind im Durchschnitt mit 1,2 Personen besetzt. 1.300 Kilogramm Stahl und Kunststoff transportieren etwa hundert Kilo „Nutzlast“. Etwa vierzig Millionen Pkw sind in Deutschland zurzeit zugelassen. In acht Jahren könnten es fast fünfzig Millionen Zulassungen sein, so eine Schätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Damit würden 82 Prozent aller Haushalte über ein Fahrzeug verfügen, 22,5 Prozent über zwei oder mehr. Das Bundesverkehrsministerium rechnet damit, dass der Personenverkehr bis 2015 um zwanzig und der Güterverkehr um 64 Prozent zunimmt.

Historisches: 1769 entwickelte der franzöische Ingenieur Nicolas Joseph Cugnot seinen Dampfwagen: das erste selbstbewegliche, mit Wärmekraft angetriebene Fahrzeug der Welt. Und zugleich der erste „Unfallwagen“. Weil das Vehikel sich schlecht steuern ließ und zu schwer und zu groß konstruiert war, endete die Spritztour recht bald an einer Hauswand.

1830 befuhren erste Dampfkraftwagen die Straßen Englands. Der Österreicher Siegfried Marcus baute 1864 einen Wagen, den er mit einem Benzinmotor antrieb. Carl Friedrich Benz gelang es 1885, mit einem dreirädrigen Fahrzeug im Hof seiner Werkstatt drei Runden zu fahren, bis eine Kette riss und dem Versuch ein Ende bereitete. 1887 konnte er einen Wagen nach Frankreich verkaufen. Ein Jahr später beschäftigte er in seiner Werkstätte fünfzig Arbeiter.

Weitere Premieren: 1912 begann der Bau der Berliner Avus (der Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße). 1969 öffnete in Hamburg die erste Selbstbedienungstankstelle. Das Lippische Landesmuseum in Detmold zeigt bis zum 27. Oktober die Ausstellung „Alles Super! 75 Jahre Tankstelle“. Zum Weiterlesen sei Dieter Seifrieds Buch „Gute Argumente: Verkehr“ empfohlen. Der Band aus der Beck’schen Reihe ist nur noch antiquarisch erhältlich. MARTIN MAIER

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