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Alles auf „Los“Die Ekstase des Politischen

Ein kollektives politisches Gespräch, ein Moment der kreativen Ausgelassenheit: Das war es, damals 1968 in Frankreich. Und auch heute wieder stehen Französ*innen, besonders jüngere, ihrem Staat und seiner Autorität kritisch gegenüber. Zeit, Bilanz zu ziehen, Zeit, nicht nur auf den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu schauen.

Was trieb Millionen von Französ*innen in jenem Mai 68 um, der eine längere Vorgeschichte hat – und der in westlichen Gesellschaften wieder auf Resonanz stößt? Und was geht uns das heute noch an, was hat das mit uns zu tun? Jenseits von drögem Historismus, jenseits von Jubiläumsjournalismus zu Ehren von 1968, oder zum Teufel mit 1968: Für was steht diese damals von Solidarität geprägte Zäsur in für viele heute prekären und sozial schwierigen Zeiten?

Das fragen sich unter anderem Auto­r*innen wie die Schriftstellerinnen Annie Ernaux und Catherine Millet, das fragen sich die neue Deutschland-Korrespondentin der französischen Libération, Johanna Luyssen, sowie taz-Reporter*innen an der Uni von Paris-Nanterre und mitten in der französischen Provinz.

„Wir waren jung und schön, und wir verbrachten die besten Momente unseres Lebens“ – so erinnert sich etwa der 68er-Aktivist und spätere Chefredakteur der Libération an den Mai seines Lebens. Jean-Marcel Bouguereau hat ihn für die taz und unsere Sonderseiten notiert.

Wir bringen sie in einer erneuten Kooperation mit der Pariser Tageszeitung heraus – und anlässlich der historischen „Nacht der Barrikaden“, der „nuit des barricades“, am 10. Mai 1968. Damals bauten im Quartier Latin rund um die Sorbonne in Paris Student*innen Barrikaden aus allem, was sie finden konnten.

Heute sind zahlreiche französische Universitäten wieder besetzt, protestieren Studierende und zum Teil Lehrpersonal gegen die aus ihrer Sicht drohende soziale Selektion im französischen Bildungssystem.

„La beauté est dans la rue“, hieß es 1968, die Schönheit liegt auf der Straße. Wir finden: Sie liegt noch immer da. Wir haben ein Stück von ihr auf diesen Sonderseiten entdeckt. „Tout est politique“, alles ist politisch.

Merci Libération, merci Johanna Luyssen und Jean-Marcel Bouguereau, merci Annie Ernaux und Catherine Millet, merci Coco – und merci beaucoup an das Team „France“ der taz: Rudolf Balmer, Louisa Theresa Braun, Nadine Fischer (Layout), Belinda Grasnick (online), Eva Oer, Barbara Oertel, Johanna Roth, Petra Schrott (Foto), Sabine Seifert und Harriet Wolff.

Sabine Seifert und Harriet Wolff

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