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Alleinerziehende Hartz-IV-EmpfängerinAnnas Träume

Sie will bald Arbeit finden, denn sie hat Angst davor, verwaltet zu werden. Aber was die alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerin Anna vor allem vermisst, ist Würde.

In Deutschland gibt es mehr als 1,6 Millionen Alleinerziehende. Mehr als 600.000 beziehen Hartz IV und über 200.000 sind arbeitslos gemeldet. Bild: photocase: designritter

Anna* schiebt mit großen Schritten den alten, mit bunten Decken ausstaffierten Kinderwagen vor sich her. Ihre Turnschuhe sind ausgetreten, das T-Shirt mit Rolling-Stones-Zunge schlabbert. Eine lässig schöne Frau. Annas Rücken ist ganz gerade. Sie parkt den Kinderwagen am Rand des Spielplatzes, holt ihre Tochter aus den Gurten. "Back mir mal einen Sandkuchen, Mathilda", sagt sie. "Wir haben was zu feiern."

Nach vielen Telefonaten hat sie nun endlich die Zusage schriftlich. Mathilda wird in drei Wochen in die Kita gehen. Nicht sieben bis neun Stunden wie die Kinder von Eltern, die arbeiten. Aber immerhin fünf. "Ein neuer Lebensabschnitt", sagt Anna. Sie will endlich wieder arbeiten.

Kaum Geld für Essen und Schuhe

Es ist ein schöner Spätsommertag im September 2010. Anna denkt zurück. Zwei Jahre lang hat Anna ihre Tochter Mathilda allein erzogen. Jede Nacht hat sie ihren Schlaf bewacht. Immer, wenn Mathilda etwas fehlte, hat sie allein entschieden, ob sie krank genug ist für den Arzt. Sie hat jeden Tag versucht, trotz Hartz IV anständig einzukaufen: wenigstens gutes Essen, wenigstens gute Schuhe.

Ein paarmal dachte Anna wirklich, dass sie nicht mehr kann. Einmal wollten sie ihr das Gas abdrehen. Sie musste zum Sozialgericht. Ein andermal kam ein Brief vom Jugendamt. Mathildas Vater muss weniger Unterhalt zahlen. Er hat ein niedriges Gehalt, stottert aber eine Wohnung in Hamburg ab. Sie wollen ihn nicht zum Verkauf zwingen. "Geht bei Ihnen Eigentum vor Kindeswohl?", schrieb Anna trotzig zurück.

Alleinerziehende

Nach dem Mikrozensus von 2009, der sich explizit mit der Lebenssituation sogenannter Einelternfamilien beschäftigt, gibt es mehr als 1,6 Millionen Alleinerziehende in diesem Land. Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Mehr als 600.000 beziehen Hartz IV, mehr als 200.000 sind arbeitslos gemeldet. Das heißt, mit über 11 Prozent ist die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich. Mehr als die Hälfte aller Alleinerziehenden verdient weniger als 1.500 Euro im Monat. In Deutschland ist insgesamt jedes sechste Kind und jedes dritte Kind von Alleinerziehenden von Armut bedroht. Die vergleichsweise schlechte Einkommenssituation erklärt sich nicht aus den fehlenden Ausbildungsabschlüssen. 24,6 Prozent der Alleinerziehenden haben Fachhochschulreife oder Abitur.

Nach der letzten "Vermittlungsoffensive" von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen im April 2010 sollen Alleinerziehende in den Jobcentern Vollversorgungspakete inklusive Arbeitsstelle, geeigneten Arbeitsbedingungen und passender Betreuung für das Kind angeboten werden. Unabhängig davon können die Fallmanager bei der Agentur für Arbeit alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängern ab dem vollendeten dritten Lebensjahr ihres Kindes mit der Kürzung der Beiträge drohen, wenn sie keine Bewerbungen liefern. Sie können sie zu Schulungs-, Wartemaßnahmen und 1-Euro-Jobs zwingen. Dazu berechtigt sie spätestens eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 2. August, die auch Alleinerziehende dazu verpflichtet, ganztags zu arbeiten.

Anna ist eine stolze Frau. Sie will Arbeit finden, und zwar bald. Denn sie hat Angst davor, verwaltet zu werden. In einem Jahr wird Mathilda drei. Das Amt wird wieder das Recht haben, Anna zu Maßnahmen zu schicken, und sei es nur für die Statistik. Es könnte auch sein, dass Anna eine Art Vollversorgungspaket angeboten bekommt. Das zumindest hat sich Ursula von der Leyen vor einem halben Jahr ausgedacht. "Die Stählerne", sagt Anna. Immer, wenn sich die Ministerin zu den Arbeitslosen äußert, heißt es, die Alleinerziehenden seien ihre Lieblinge. Sie seien die Hätschelkinder des Wohlfahrtsstaates.

Anna weiß, was sie kann

Aber Anna will sich nicht verhätscheln lassen. Sie hat studiert, ein bisschen Bafög bekommen, viel selbst finanziert. Sie weiß, was sie kann. Ihre Stimme wird jetzt lauter. "Was soll ich arbeiten? Wie kann ich etwas finden, das wenigstens ein bisschen zu mir und meinem Leben mit Mathilda passt?"

Anna soll noch mal ganz weit vorn anfangen, mit 35 Jahren. Plötzlich läuft Anna mit großen Schritten los. "Mathilda, Mathilda, Mathilda", ruft sie in einem Atemzug, denn das Kind ist überall gleichzeitig, sie ist mal wieder Richtung Straße gerannt.

Mathilda ist ein lebendiges Mädchen. Sie hat Annas funkelnde Augen. Und ihren Eigensinn. Wie Mathilda hatte auch Anna, als sie klein war, nur ihre Mutter. Aber das war für Anna kein Problem. Schon als sie ganz klein war, reisten sie zusammen von Jugendherberge zu Jugendherberge. Später kam Anna in den Kinderladen, einen der ersten in Berlin. "Wir waren eine große Familie", begeistert sich Anna. Sie fühlte sich aufgehoben.

Familien um sie herum wollen für sich bleiben

Heute sagt sie: "Die Zeiten haben sich geändert." Anna hat Sozialwissenschaften studiert. Für ihre Diplomarbeit hat sie Mütter und Väter befragt, wie sie klarkommen mit den Anforderungen der Arbeitswelt, rund um die Uhr überall gleichzeitig sein zu müssen, aber nie zu Hause. Inzwischen interessiert sich Anna mehr für die Abstiegsängste der Mittelschicht. Sie erzählt, dass sie am Wochenende oft allein ist mit Mathilda. Die Familien um sie herum wollen für sich bleiben.

Drei Monate später, ein grauer Nachmittag Anfang November, ein Besuch bei Anna. Der Türöffner ist kaputt. Anna schmeißt den Schlüssel runter. Weil Anna schon seit zehn Jahren hier wohnt, kostet die Wohnung so wenig wie keine mehr im Berliner Stadtteil Mitte. Nach der Wende kamen die Leute her, weil es so viele Brachflächen gab und Brandmauern. Auch Anna fand es hier romantisch.

Romantisch ist es jetzt nur noch in Annas Wohnung. Wenn man aus dem Schlafzimmerfenster schaut, prallt der Blick auf ein Bürohaus, so grau wie Fensterkitt. Aus dem Wohnzimmerfenster sieht man ein neues Hostel, in dem die Touristen absteigen, die mit den Billigfliegern kommen. Bald muss Anna Kohlen kaufen, weil sie noch mit Kachelöfen heizt. Anna liebt ihre Wohnung. Es ist hell, die Räume sind hoch, haben große Fenster und Flügeltüren. In einem Zimmer ist eine halbe Wand tapeziert, im anderen steht ein selbst gebautes Regal. Annas Haus ist das letzte unsanierte der Straße. Wer weiß, wie lange noch.

Weniger als fünf Stunden, um den Alltag zu organisieren

"Mathilda hat sich an die Kita gewöhnt", berichtet Anna. Sie weiß jetzt, dass fünf Stunden Kita am Tag nicht reichen - weder für sie noch für Mathilda. Immer, wenn sie Mathilda abholen soll, will das Mädchen gern noch bleiben. Die anderen Kinder gehen ja auch noch nicht. Wenn Anna Mathilda morgens weggebracht hat, würde sich Anna am liebsten noch mal hinlegen, denn noch immer wird Mathilda jede Nacht ein paarmal wach. Aber es ist schwer, in weniger als fünf Stunden den Alltag zu organisieren. Mit den Ämtern zu streiten. Und dann auch noch in Lohn und Brot zu kommen.

Anna setzt einen Topf Milch für den Kaffee auf. "Irgendwas mit Stadtentwicklung wäre toll", sagt sie, und denkt an eine Auftragsarbeit an der Uni. Sie musste Passanten befragen, und es gab sogar Geld. Das war vor knapp zehn Jahren. Damals verkaufte Anna noch hauptsächlich Drinks in Bars, die heute in jedem Reiseführer stehen. Dann ging sie nach Südafrika. Als sie zurückkam, verliebte sie sich und wurde schwanger. "Ein Kind zum passenden Lebensabschnitt zu planen, das ist eben nicht mein Ding", sagt sie. Und jetzt? Kellnern geht mit Mathilda nicht mehr. Die Uni ist so lange her. Anna weiß nicht, wo sie anfangen soll. Sie bräuchte mehr Zeit.

An einem warmen Tag im Mai 2011 steht Anna im Supermarkt. Sieben Monate ist Mathilda nun in der Kita. Anna ist noch dünner als im Herbst. Ihr Kopf ist vom Rechnen schwer. Gurken und Tomaten will sie Monate nach Ehec immer noch keine kaufen. Also Mango, Ananas und Beeren, damit Mathilda zu ihren Vitaminen kommt. Kostenpunkt: fast 10 Euro. Damit ist ein Zehntel des Wochenbudgets erschöpft. Abzüglich Strom, Telefon und Kita-Gebühr bleiben Anna und Mathilda 400 Euro im Monat für Essen, das Zeug aus der Drogerie, Kleider und Schuhe. Anna bezahlt.

Als sie auf die Straße tritt, fällt ihr zum ersten Mal heute auf, dass der Sommer noch lang ist. Sie beschließt, mal frei zu machen. Sie wird nicht wie eigentlich geplant die Stellenanzeigen durchgehen. Sie wird im Lieblingscafé gegenüber einen Kaffee trinken gehen.

Drei Löffel Zucker rührt sich Anna in den Kaffee. Giovanni, der Besitzer des Cafés, fragt sie oft nach der Berliner Ausgehgesellschaft in den Neunzigern. Giovanni ist seit fünf Jahren in Berlin. Er schaut sich gern Rockkonzerte an. Den ganzen Winter hat er nichts gesagt, als Anna jeden Tag mit ihrer Tochter kam, ab und zu einen Kaffee bestellte, Mathilda die Tische verrücken ließ und den Nachmittag blieb.

Eine Frage war verboten

"Es gab wenige Regeln", sagt Anna. Giovanni nickt. Anna erzählt: Von den Technokellern mit Lagerfeuer im Vorraum und den illegalen Clubs in Plattenbauten und Gartenhäusern, in denen viel Tischtennis gespielt wurde. Die Läden hießen "Sexyland" und "Im Eimer". Die Leute hatten "Champagnervergiftungen" und konnten sich im Taxi nicht an ihre Hausnummer erinnern. Man durfte über alles reden, von den Essgewohnheiten in Chile, der Freizeitgesellschaft, vom Flugverhalten der Störche im Herbst und vom Ende der Arbeit. Nur eine Frage, die "Und was machst du so"-Frage, die war verboten, sagt Anna.

Heute hat sich das, was man macht, nach vorn gedrängt, sagt sie. Die besten Freundinnen von Anna sind beschäftigt. Eine ist immer in Eile, weil sie noch Winterräder für den Markenkinderwagen besorgen muss oder Probleme mit "der Kinderfrau" hat. Eine andere Bekannte hat sich gerade getrennt. Sie hatte Jahre auf das Gehalt ihres Mannes vertraut, die Kinder geschaukelt und nebenbei "was Kreatives" gemacht. Sie empfindet es als Zumutung, nun wieder richtig Geld verdienen zu müssen. "Eine Latte-macchiato-Mutter", sagt Anna. Sie fragt sich: "Was ist aus uns geworden?"

Als Anna geht, sagt Giovanni: "Anna nimmt sich manchmal viel vor. Sie hat große Träume." Annas Träume sind wirklich groß. Sie handeln von Sozialisierung durch Würde statt Vergesellschaftung durch Zwang. Wenn Anna ein Grundeinkommen hätte. Sie könnte Bücher lesen. Mal wieder ein Konzept schreiben. Das Konzept bei einer Stiftung einreichen. Vor allem aber das: Sie würde arbeiten, egal für welchen Lohn.

Kürzlich hatte Anna ein Vorstellungsgespräch. Der Mann wollte wissen, warum sie so lange studiert hat. Anna wusste darauf keine diplomatische Antwort. Anna sagt, sie weiß selten diplomatische Antworten. Also hat sie gesagt: "Ich habe studiert, weil es mich interessiert hat. Es war eine schöne Zeit." Anna hat die Stelle nicht bekommen.

* Name geändert

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30 Kommentare

 / 
  • G
    Grummel

    Zitat:

    Dabei hat Anna absolut unverantwortlich gehandelt und sollte eigentlich die Suppe alleine auslöffeln. Das sie dann auch nicht in der Lage ist, dem potentiellen Arbeitgeber eine "sinnige" Antwort zu geben ist bedenklich.

     

    Würde beginnt bei der Verantwortung, die man für sich selbst übernimmt. Eine würdevolle Behandlung muss man sich im Übrigen VERDIENEN!

    /Zitat

     

    Wer die Würde eines Menschen am Verdienen fest macht..

    sollte zum Doc.

     

    Selbst die "sinnige Antwort" .. welch Selbstoffenbarung.

     

    Auch andere Kommentare ist nicht viel besser.

    An die betreffenden Damen und Herrn ... meine Achtung haben sie nicht verdient, ihre Würde, dafür sind sie selbst verantwortlich.

  • D
    DerEkel

    Angesichts der Kommentare die hier teilweise abgelassen werden, muss man sich schon fragen ob es sich überhaupt um eine Linke Zeitung handelt bzw. eine Linke Leserschaft handelt. Denn was hier teilweise abgelassen wird, hätte genauso gut aus den Reihen der CDU, FDP oder SPD kommen können, die permanent vom Fordern und Fördern schwadronieren, die die Sprüche "Jeder ist seines Glückes Schmied" rauf und runter ratten, ohne die ökonomische Realität beim Namen zu nennen. Wenn Leute arbeitslos werden, wird ihnen die Schuld zu gewiesen. Wenn jemand länger als gewöhnlich studiert, wird ihm die Schuld zu gewiesen. Man unterstellt Faulheit, Dummheit, Ignoranz, Arroganz, Lethargie, alles, wirklich alles, aber man verteidigt nicht das Selbstbestimmungsrecht dieser Menschen, man bescheinigt ihnen nicht Teil eines kapitalistischen Systems zu sein, welches schon vor ihrer Geburt fixiert hat, welche Chancen sie haben und was sie niemals erreichen werden. Wer in der Schule nicht früh genug dem Leistungswahn entspricht, hat sein ganzes Leben verspielt. Der ist eben selbst schuld, obwohl es ja eigenltich die breite Masse ist die dafür verantwortlich ist, weil sie die Schuld immerzu an Einzelne abtritt. Warum sollte man denn nicht länger studieren dürfen, wenn es einem Spaß macht? Warum sollte man denn nicht Sozialwissenschaften studieren, auch wenn es im Nachhinein keine Arbeitsplätze regnet? Etwa weil es der Markt verlangt? Obwohl es gegen die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen geht? Hier wird eine Frau für ihre Art zu Leben verurteilt und das ist menschenverachtend. Ich bin soetwas von FAZ Lesern gewohnt, oder Spiegel Lesern, aber sicherlich nicht von TAZ Lesern. Es ist erschreckend und beschähmend und ich will allen betreffenden Personen mal Ernest Mandels Buch "Einführung in den Marxismus" empfehlen, damit wenigstens ein paar Grundlagen klar sind in diesem System. Ist ja wirklich irre!

  • HM
    Helge Mannteuffel

    Ich bin fasziniert wie die Reflexe funktionieren`:

     

    Der HRE - Manager Funke kassiert vom Steuerzahler jeden Monat 50000 €, weil er die Volkswirtschaft fast ruiniert hat. Die Top-Manager, die die Commerzbank sanieren sollten, haben komplett versagt, aber bereits nach 1 1/2 Jahren Top-Gehalt- Bezug und Boni haben die einen Rentenanspruch von über 200000 € ab 60. Diese Liste läßt sich bis zum Erbrechen fortsetzen.

     

    Aber mit Hartz IV ist der Politik das geniale Meisterstück gelungen, einen Frustabladeplatz für frustrierte Arbeitnehmer zu schaffen. Nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit wird jeder als "Schmarotzer" gebrandmarkt, egal wie lange er Arbeitslosenversicherung bezahlt hat. Dabei verdient sich die Hartz IV-Armuts- und Demütigungsindustrie an denen dumm und dämlich und bekommt auch noch Applaus von denen, die selber davon bedroht sein könnten.

    Jeder Hartz IV-Empfänger, der in den Arbeitsmarkt gezwungen wird, sorgt für weiter sinkende Löhne, denn die Arbeitgeber sind doch nicht so blöd anständig zu bezahlen, wenn der Steuerzahler das übernehmen kann.

    Arbeitnehmer in Angst sind das Arbeitgeberparadies. Und am Meisten applaudieren schlecht bezahlte Arbeitnehmer und da bekomme sogar ich Lust auf's Ausbeuten.

     

    50 % der Bevölkerung haben 0% des Volksvermögens und wenn sie rund um die Uhr arbeiten. 5 % besitzen praktisch die Hälfte des Volksvermögens.Tendenz oben steigend und risikolos! Darüber sollten alle einmal nachdenken!

  • ZF
    Zeit für einander

    vorrangig scheint es sich um das Problem einer Alleinerziehenden zu gehen

     

     

    aber in Wirklichkeit um ein krankes Kollektivbewustsein,

    welches perfide zwischen wertvollem, verwertbaren Leben und nutzlosen unterscheidet.

     

    Anna selbst ist in diesem Denken gefangen, wenn sie sich zum Beispiel chauvenistisch über die "LatteMacciato-Mutter" erhebt und ihre scheinbare Unabhängigkeit betont, oder wenn sie, die selbst unter Unterforderung leidet, behauptet ihre 2jährige Tochter würde gerne mehr als 5 Stunden in den Kiga gehen und darüber klagt keine Zeit zu haben. Nur ein 2jähriges Kind hat nicht solche wesensfremde Wünsche , dies wissen alle Eltern ! Oder wenn sie sentimental einer Partyszene hinterhertrauert, die unverbindlich und isoliert sich in Selbstdartellung übte.

    Anna klagt über zu wenig Zeit.

    Annas Problem aber ist ihre Beziehungsarmut und dies ist ein riesiges gesellschaftliches Problem.

     

    Ich fürchte ein bedingungsloses Grunndeinkommmen würde den Annas dieser Welt nicht ihre Würde zurück geben, denn es würde ohne einen guten Mindestlohn das Heer der nun subventionierten Dienstmädchen und Stiefelknechte erhöhen und Druck auf die Löhne im unteren Bereich ausüben.

     

    Das Beispiel mit dem Kiga gibt mir zu denken.

     

    In den späten 80 und frühen 90ern haben wir Mütter uns selbst organisiert, Kinderläden und Kinderbetreuung entstanden aus privater nachbarschaftlicher Initiative. Sie schützten uns vor Isolation, waren sozialer Treffpunkt und auch Mittelpunkt von politischen Aktionen auf lokaler Ebene. Mit Einführung der Frühbetreuung aber finden sich die Mütter gar nicht mehr und vereinsamen. Wenn mir früher drohte die Decke auf dem Kopf zu fallen, packte ich die Kinder und ging auf den nächsten Spielplatz und irgendjemand war immer da, heute aber geht Anna mit kleiner Tochter in die Kneipe. Traurig.

     

    Anna aber denkt sie habe nie Zeit. Anna irrt.

     

     

    http://www.isfa-online.de/geschichten/07.htm

  • A
    Antje

    Über Alleinerziehende werden stets die gleichen Vorurteile verbreitet, wie an den Kommentaren zum Teil gut abzulesen ist.

    Wer sich genauer informieren möchte oder gleich politisch engagieren, kann sich mal beim Verband Alleinerziehender Mütter und Väter umgucken!

    www.vamv.de

  • H
    hto

    "Annas Träume" - Annas Albträume

     

    An den Kommentaren hier kann man sehr deutlich nachvollziehen wie sehr der Faschismus / das brutal-egoisierende "Individualbewußtsein" der wettbewerbskonfusionierten Hierarchie von und zu material. "Absicherung" in den Köpfen spuckt, anstatt Menschlichkeit zu reiner Vernunft in geistig-heilendem Selbst- und Massenbewußtsein!

     

    KLARSTELLUNG, für alle die aufgrund der Konfusion in gutbürgerlich-gebildeter Suppenkaspermentalität unfähig sind die reine Vernunft zu erkennen:

     

    Mit der Inanspruchnahme der "Sozial"-Leistungen dieses idiotischen konsum- und profitautistischen Staatswesens, begeht Mensch einen Kompromiss der Vernunft - VERZICHT auf systematisch-berechtigte GEWALT, also Kopf hoch Anna.

    Denn wenn heute jeder Marginalisierte in den Wald gehen würde, oder ..., um nur für sich selbst und in konsequenter Freiheit zu sorgen, dann sehe diese Welt- und "Werteordnung" sicher schneller so aus wie sie wahrhaftig ist!?

     

    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles allen gehört, kann PRINZIPIELL alles wirklich-wahrhaftig ORGANISIERT werden, OHNE ..., und die entmenschlichende Systemphilosophie: "Wer soll das bezahlen?" in "Arbeit macht frei", hat absolut keine Macht mehr.

  • T
    TAZ-Zensor

    Hallo liebe TAZ-ZensorInnen,

     

    wenn Euch die Kommentare zu Euren eigenen Artikeln nicht passen, dann lasst die Artikel weg oder - das gebietet eigentlich der Anstand - sagt gleich vorneweg dass ihr keine Kommentare zulasst.

     

    Sonst könnte man den Eindruck bekommen, dass es sich um linke Propaganda handelt ... und das wollt ihr doch nicht *lach*

  • MN
    my name (female)

    Über 5 Stunden Zeit für sich, ohne Kind, zu jammern ist jammern auf sehr hohen Niveau. Sollte Anna Vollzeit arbeiten, wird sie sich nach der Zeit zurück sehnen. Sie hat einen grossen Luxus den sie zZt nicht erkennt.

     

    Ich wünsch ihr und ihrer Tochter den Schritt raus aus H4 und eine Arbeitstelle, dzúrch die sich sich ernähren kann.

  • F
    FRITZ

    Menschen treffen Entscheidungen. Entscheidungen haben Konsequenzen. Ein bunter Reigen von Zitaten, aus denen man (i) die Entscheidungen von "Anna" und (ii) die lächerlich entspannten Konsequenzen, die Fehlentscheidungen in unserem Staat haben, nachvollziehen kann:

     

    "Damals verkaufte Anna noch hauptsächlich Drinks in Bars,..."

     

    ""Ein Kind zum passenden Lebensabschnitt zu planen, das ist eben nicht mein Ding", sagt sie."

     

    "Anna soll noch mal ganz weit vorn anfangen, mit 35 Jahren."..."Anna weiß nicht, wo sie anfangen soll."

     

    "Anna hat Sozialwissenschaften studiert."

     

    "Anna liebt ihre Wohnung. Es ist hell, die Räume sind hoch, haben große Fenster und Flügeltüren."

     

    "Also Mango, Ananas und Beeren, damit Mathilda zu ihren Vitaminen kommt."

     

    "Sie beschließt, mal frei zu machen. Sie wird nicht wie eigentlich geplant die Stellenanzeigen durchgehen. Sie wird im Lieblingscafé gegenüber einen Kaffee trinken gehen."

     

    "Der Mann wollte wissen, warum sie so lange studiert hat. Anna wusste darauf keine diplomatische Antwort. Anna sagt, sie weiß selten diplomatische Antworten. Also hat sie gesagt: "Ich habe studiert, weil es mich interessiert hat. Es war eine schöne Zeit.""

     

     

    ...Möchte die Autorin wirklichwirklichwirklich sagen, dass das Leben von Anna WÜRDELOS ist??!?!?! Es klingt nach: 32 Jahre gefeiert. Irgendeinen arbeitsmarktwertlosen Quatsch endlos studiert. Mit irgendeinem Typen ein Kind bekommen. Keine Lust, sich (vielleicht für ihr Kind?) den Zumutungen eines geregelten Erwerbslebens zu unterwerfen. Topp-Lifestyle bei null Aufwand (schöne Wohnung und 400 Euro zum Leben für eineinhalb Personen, Unkenntnis des Vitaminreichtums heimischer Obstsorten, offenbar genug Muße und Geld, in irgendeinem Cafe zur Stammkundschaft zu gehören, wobei natürlich die 5 Stunden Freiheit vor dem lästigen Blag - auch bezahlt durch andere - nicht genug sind, man könnte ja auch 8 Stunden in einer Kneipe abhängen. Und "Stellenanzeigen durchgehen" klingt nach einem echten Knochenjob, von dem man sich schon mal ne Auszeit nehmen muss).

     

    Arme, bedauernswerte Mathilda.

  • M
    Mauermer

    So, sie vermißt Würde. Hm, interessant, eine Sozialwissenschaftlerin, die sich mal eben so schwängern läßt, aber offensichtlich nicht einmal in der Lage ist, sich der Organisation des Alltags mit einem einzigen Kind zu stellen. Das Planen ist nicht ihr Ding. Der Vater war wohl auch nur vorübergehend interssant, jetzt darf er als Zahlvater agieren. Überlanges Studium, ohne Erklärung bzw. "hat Spaß gemacht", will "irgendwas mit Stadtentwicklung" machen. Also ganz ehrlich, ich hätte die auch nicht eingestellt. Die typische verkrachte Existenz, zu 100% selbst verursacht. Sie braucht mehr Zeit? Für was? Sind mehrere Jahre nicht genug? Ein Grundeinkommen will sie? Wofür? Um noch länger von der Allgemeinheit zu leben? Wo bleibt die Eigenverantwortung?

  • W
    Wenstruba

    Liebe Anna*

    nun musst du aus deiner Traumwelt wach werden und anfangen zu kämpfen. Sorry, aber ich finde es so was von naiv, zu denken, dass eine studierte Frau Sonderbehandlung erwartet. Als 2005 Hartz erfunden wurde, hast du gefeiert. Als 2010 das BGH seine Fühler nach dem Unterhalt der Frauen ausstreckte, hast du da demonstriert und solidarisch die Reihen oder eher die Augen geschlossen? Es ist Zeit sich zu empören, sagt St. Hessel. Es ist Zeit für ein gutes Buch für dich, lies deswegen "Der Mutterschaftsbetrug..." von Ch. Mulack, es wird dir helfen zu verstehen und dir neue Wege aufzeigen. Ich nenne es auch gerne meine Wiedergeburt als Frau! Besorge es dir unbedingt, es ist so wichtig für uns Frauen!

     

    *geänderter Name

  • H
    Holkan

    Willkommen im Berliner Alltag. Sonst gibt's nichts Neues?

  • BG
    Bernd Goldammer

    Das hat Rotgrün gemacht. Und sie werden es wieder tun...

  • T
    thomas

    anna ist nicht allein...

     

    frau von der leyen und viele andere sind es.

     

     

     

    Wer nichts weiß, liebt nichts.

    Wer nichts tun kann, versteht nichts.

    Wer nichts versteht, ist nichts wert.

    Aber wer versteht, der liebt, bemerkt und sieht auch...

    Je mehr Erkenntnis einem Ding innewohnt, desto größer ist

    die Liebe...

    Wer meint, alle Früchte würden gleichzeitig mit den

    Erdbeeren reif, versteht nichts von den Trauben.

    Paracelsus

  • T
    Tanja

    Also ein bisschen verpeilt wirkt ihre Beispiel-Alleinerziehende schon. Schreiben Sie doch lieber mal über Alleinerziehende, die trotz Arbeit und dem ganzen Stress wegen Kinderbetreuung und Arbeitsweg, Arbeitsklamotten kaufen ect. genausowenig Geld haben, vielfach überhaupt kein Geld von den Vätern bekommen, eigentlich alles ziemlich richtig im Leben gemacht haben, bis auf vielleicht der Wahl des Partners. Die werden übtrigens auch auf Behörden teilweise übelst behandelt, wenn man z.B nur einen Familienpass will (eigene Erfahrung). Ich finde das kein gutes Beispiel, es ist viel schlimmer, auch Frauen mit gutem Abschluss und Arbeit haben hier keine Chance auf einen grünen Zweig zu kommen, weil allein die Kinderbetreuung zu teuer ist und die Gesellschaft Kinderfeindlich ist und Kinder als störend empfindet.

  • P
    Paul

    Nun ja... ein abgebrochenes sozialwissenschaftliches Studium ist eben nicht das, was der Arbeitsmarkt nachfragt - selber schuld.

  • I
    Ichwersonst

    Liebe Susanne Messmer,

     

    gut, die TAZ muss wahrscheinlich sowas schreiben, aber nur mal so am Rande bemerkt.

     

    "Zwei Jahre lang hat Anna ihre Tochter Mathilda allein erzogen. Jede Nacht hat sie ihren Schlaf bewacht. Immer, wenn Mathilda etwas fehlte, hat sie allein entschieden, ob sie krank genug ist für den Arzt."

     

    Also wenn das Kind nicht totkrank ist, dann legt man es sich ins eigene Bett und muss da nicht rund um die Uhr sein Kind "bewachen". Und das mit dem Arzt muss man ja nicht verstehen.

     

    "Er hat ein niedriges Gehalt, stottert aber eine Wohnung in Hamburg ab. Sie wollen ihn nicht zum Verkauf zwingen. "Geht bei Ihnen Eigentum vor Kindeswohl?"

     

    Hm, schon komische Anischten. Wenn der Mann ein geringes Einkommen hat, dann könnte man ihn mit dem Verkauf der Wohnung noch ärmer machen. Die Kleinkindantwort von Anna zu kommentieren erspar ich mir.

     

    "Aber es ist schwer, in weniger als fünf Stunden den Alltag zu organisieren. Mit den Ämtern zu streiten. Und dann auch noch in Lohn und Brot zu kommen."

     

    Also im normalen Leben bleiben den Eltern noch weniger Zeit, vor allem wenn beide arbeiten "dürfen". Und was macht die arme gestresste Mutter nach den 5 Stunden?

     

    "Irgendwas mit Stadtentwicklung wäre toll", sagt sie, und denkt an eine Auftragsarbeit an der Uni." Ich nenne sowas ein Luxusproblem. Vielleicht mal Arbeit suchen, die einem sich gleich superduper toll gefällt???

     

    "Anna ist noch dünner als im Herbst. Ihr Kopf ist vom Rechnen schwer. Gurken und Tomaten will sie Monate nach Ehec immer noch keine kaufen. Also Mango, Ananas und Beeren, damit Mathilda zu ihren Vitaminen kommt. Kostenpunkt: fast 10 Euro."

     

    Äpfel, Paprika oder Orangen waren auch von Ehec befallen. Und der arme Kopf!

     

    "Als sie auf die Straße tritt, fällt ihr zum ersten Mal heute auf, dass der Sommer noch lang ist. Sie beschließt, mal frei zu machen."

     

    Naja, dass ist ja jetzt schon der blanke Hohn.

     

    "Ich habe studiert, weil es mich interessiert hat. Es war eine schöne Zeit." Anna hat die Stelle nicht bekommen. "

     

    Es wäre ja mal interessant, um was für eine Arbeit es sich gehandelt hat.

     

    Alles in Allem ein Bericht über jemanden, der mit 35 Jahren noch lange nicht "erwachsen" geworden ist und das Leben wirklich für einen Ponyhof hält.

     

    So Artikel braucht eigentlich nicht mal die TAZ oder????

  • O
    OhBalder

    Ich möchte Anna kennen lernen. Den Kontakt gibt es bei der Redaktion. (Liebe Redaktion Ihr dürft Anna meine Mail-Adresse geben)

  • S
    stimmviech

    Aha, Sozialwissenschaftler. Wenn es hoch kommt, haben die einen Durchschnitts-IQ von 115. Reicht bei gleichzeitiger kommunikativer Hochbegabung sicher aus, um Selbstdarsteller in Politik oder " irgendwas mit Medien" zu werden. Zu was echt brauchbarem allerdings- Ingenieur, Programmierer usw. - reicht das nicht. Sagt nur keiner so klar wie ich.

  • N
    Niemand (26)

    passend zum Thema: Konflikt um Sanktionen und Wiedereingliederungsvereinbarung

    http://www.buergerinitiative-grundeinkommen.de/sheets/aktuelles/brandbrief/die-neue-eingliederungsvereinbarung.htm

  • K
    Karin

    Das eigentliche Problem vieler Alleinerziehenden Frauen ist doch, dass sie Kinder in die Welt setzen, ohne vorher so etwas wie ein stabile Beziehung mit einem zeugungswilligen Mann einzugehen. Das ist fast immer der Grund.

    Wenn ich ein Kind bekommen möchte brauche ich finanzielle Sicherheit und einen Mann der mit mir und dem Kind eine Familie gründen möchte. Gerade jemand wie diese Anna, die intelligent genug ist um sogar zu studieren und dabei auch genau diese Probleme kennen lernte, kann man um ihr selbstgewähltes Schicksal nicht betrauern. Das ist schlicht und einfach nur dumm.

    Auch die Verklärung der eigenen Vaterlosigkeit durch die Anne als problemlos findet sich oft bei allein-erziehnden Scheidungskindern, die eben eine stabile Beziehung von Eltern nicht kennen und schätzen gelernt haben.

     

    Bei den "Late-Müttern" ist zumindest die finanzielle Sicherheit gegeben, so dass bei deren Trennung vom Mann dieser Frau und Kind auch ausreichend alimentieren kann. Das ist nicht so ein Problem wenn auch nicht wirklich schön.

  • W
    Wanninger

    Hmmmm,

     

    ein anrührendes Stück. Mir scheint, dass die Protagonistin die Weichen für Ihre Hartz-IV-Karriere ja selbst gestellt hat. Verantwortung also auf die Gemeinschaft abgeschoben, die nun für Ihren Lebensunterhalt aufkommen soll.

     

    Dabei hat Anna absolut unverantwortlich gehandelt und sollte eigentlich die Suppe alleine auslöffeln. Das sie dann auch nicht in der Lage ist, dem potentiellen Arbeitgeber eine "sinnige" Antwort zu geben ist bedenklich.

     

    Würde beginnt bei der Verantwortung, die man für sich selbst übernimmt. Eine würdevolle Behandlung muss man sich im Übrigen VERDIENEN!

  • M
    marie

    Liebe Anna, liebe Mädels!

    Macht eine Ausbildung zur Zahnpflegetechnikerin, studiert Verwaltungswesen, studiert auf Lehramt, was weiß ich. Geisteswissenschaften sind meistens ziemlich brotlos. Das "Ich hab halt studiert was mir spaßmacht" ist kurzsichtig.

    Wie wärs mit einer Umschulung? Man muss und kann nicht immer in dem Beruf arbeiten den man sich vor 10 jahren erträumt hat! Oder in der Stadt bleiben in der man wohnt.

  • DS
    Das schöne Leben

    Schade, dass Annas Träume sich damit erschöpfen, letzendlich in dem hässlichen Spiel mitspielen zu dürfen.

    Die Tochter ( noch unter 3!) 8 Stunden in die Kita, auch was, 10 oder 12 wären auch nicht schlecht, denn so lange müssen die anderen ja mittlerweile auch dableiben.

    Und dann einen netten Job gefunden.

    Sympathisch, dass Anna nicht diplomatisch, sondern ehrlich antworten kann. Sympathisch, dass sie einfach etwas gemacht hat, was ihr Spaß gemacht hat.

    Schade, dass anscheinend nicht nur ihre "Latte Macchiato" Freundinnen zwischenzeitlich den Bezug zu Idealismus und Lebensfreude verloren haben, sondern auch sie.

     

    Ich lese aus dem Artikel vorallem heraus, dass das Kalkül der Regierungen und Wirtschaft aufgeht: Vereinzelung.

    Anna hat keine Menschen, mit denen sie das Wochenende verbringen kann, obwohl die Stadt überquillt vor Menschen in derselben sitaution wie sie?

    Anna muss im Mai Mangos und Ananas kaufen ( die nach der Verschiffung sowieso kaum noch Vitamine haben), vermutlich weil sie Konzepte wie Food Coops, solidarische Landwirtschaft etc weder kennt, noch sich darüber informiert.

    Anna wohnt im letzten unsanierten Haus in einer menschenfeindlichen- aber New Economy Freundlichen Gegend.

    Wenn das Haus dann auch zwangsgeräumt wird, wie wird Anna reagieren? Vermutlich still und leise die Koffer packen.

     

    Anna, ich schlage dir vor, nutze die 5 Stunden ohne deine Tochter und den restlichen Tag mit deiner Tochter, das andere Berlin der Solidarität kennenzulernen.

    Das Berlin, in dem sich Menschen noch immer zu Gruppen zusammentun und kämpfen. Das Berlin, in dem Alternativen gelebt und verteidigt werden und verplempere deine Zeit nicht weiter als gebrochene Helferin dem System zuzuarbeiten.

     

    So bekommst du auch deine Würde wieder!

    Frau von der Leyen wird sie dir niemals geben.

  • I
    Ingenieur

    Zitat:"Anna hat Sozialwissenschaften studiert."

    Und dann wundert sie sich, dass sie keinen Job findet. Oh man, jeder weiß, dass das "brotlose Kunst" ist. Ein Lehre zur Friseurin oder Verkäuferin verspricht mehr Chancen auf einen Job.

  • A
    annka

    Klasse Artikel! Einfühlsam, ungeschminkt und ohne Polemik.Gleichzeitig ist er ein Armutszeugnis für Deutschland, weil sich nichts daran geändert hat, dass Kinderbetreuung, Erziehungsjahre und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer noch Luxus für jene sind, die im längst nicht mehr zeitgemäßen Dogma von ehelicher Familie leben. Aktuelle Familienformen, wie sie heute überall zu finden sind, genießen nicht die gleich Wertschätzung und erhalten nicht die gleiche Unterstützung, sondern werden marginalisiert.

    Beim Lesen fühlte ich mich an meine ersten Jahre als Mutter erinnert: alleinerziehend mit zwei Kindern, studiert und voller Kreativität und Tatendrang, die genauso nicht in die Denkstrukturen von Arbeitgebern und Ämtern passten, wie Annas Träume jetzt

    10 Jahre und drei Familienminister später hat sich die Diskrepanz zwischen den geschilderten Umständen und einer "Sozialisierung in Würde" erschreckender Weise nicht verrringert!

  • D
    Dr.Manhattan

    Eines sollte jedem klar sein, der einen Hartz IV-Antrag unterschreibt: hier erklärst du deine Unfähigkeit, für dich selbst zu sorgen. Also beklag dich nicht später, dass du genau so behandelt wirst. Der Sozialstaat kommt vielleicht anfangs noch freundlich und fürsorglich daher, aber das ist nur seine Maske. Am Ende wirst du wie ein Idiot sein. Und die ganze Welt dich so behandeln. Das ist die Entscheidung, die man trifft, wenn man sich für die Alimentierung entscheidet.

  • H
    hto

    Würde? - "Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege: wer die Butter hat, wird frech." (Kurt Tucholsky)

  • KA
    keine Arbeit suchender

    "Denn sie hat Angst davor, verwaltet zu werden."

     

    Dann sollte sie bloß nicht lohnarbeiten.

  • A
    Alobam

    Liebe Anna,

    ich wünsche, dass meine Steuergelder für deine Freiheit und deine Würde verwendet werden!

     

     

    Grüße