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Algeriens FIS taktiert

Die Islamisten-Partei droht mit einer Rückkehr zum bewaffneten Kampf

Madrid (taz) – Algeriens verbotene Islamische Heilsfront (FIS) schlägt Alarm. Nur zehn Tage vor dem Ablauf einer im „Gesetz zur zivilen Eintracht“ festgelegten Frist zur Demobilisierung hat sie nach Angaben ihrer Auslandsleitung in Bonn ihren bewaffneten Arm Islamische Armee des Heils (AIS) mit geschätzt 3.000 Kämpfern wieder in Bereitschaft versetzt. Mit dem Gesetz will Präsident Abdelasis Bouteflika das Land nach sieben Jahren Bürgerkrieg und 120.000 Toten befrieden. AIS-Chef Madani Mezrag habe damit auf Schwierigkeiten bei der Demobilisierung seiner Truppen reagiert, hieß es in dem am Montagnachmittag veröffentlichten Kommuniqué.

Zwar hätten die ersten 220 Kämpfer im Rahmen des „Gesetzes zur zivilen Eintracht“ die Berge Mitte Dezember verlassen können, doch seien ihnen ihre „Bürgerrechte weiterhin vorenthalten“ worden. Sie seien damit einer der „Vereinbarungen beraubt worden“, die die AIS mit der Führung der algerischen Armee aushandelte, als die Islamisten am 1. Oktober 1997 eine unbefristete Waffenruhe ausriefen. Mit ihrem Gewaltverzicht wollte die AIS damals die radikaleren Bewaffneten Islamischen Gruppen (GIA), die immer wieder Massaker gegen die Zivilbevölkerung verüben, isolieren.

Die Schwierigkeiten im algerischen Friedensprozess begannen sich bereits vor Silvester abzuzeichnen. Ein Verantwortlicher der AIS, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen wollte, erklärte gegenüber der algerischen Tageszeitung El Khabar, die Demobilisierung der AIS werde „Schritt für Schritt“ umgesetzt. „Das verlangt von den Autoritäten Gegenleistungen. Wenn die ausbleiben, sind wir in der Lage, alles zu stoppen.“

Vor allem in den Einheiten der algerischen Armee, die vor Ort die Rückzugsgebiete der AIS bewachen, dürfte es Widerstand gegen die Demobilisierung geben. Das Abkommen von 1997 sieht nämlich nicht nur die Rückkehr der Mudschaheddin ins zivile Leben vor, sondern auch die Aufnahme eines Teils von ihnen in die Stoßtrupps der Armee zur Bekämpfung der immer noch aktiven GIA.

Kurz vor Ablauf der Demobilisierungsfrist steckt Präsident Bouteflika nun in der Klemme. Er hat eine vollständige Demobilisierung der AIS bitter nötig, um eine positive Bilanz seiner Aussöhnungspolitik ziehen zu können. Die GIA und deren Abspaltungen haben ihre Aktivitäten gar verstärkt und seit Beginn des Fastenmonats Ramadan am 9. Dezember über 150 Menschen ermordet.Reiner Wandler

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