Albert Uderzo starb 92-jährig in Paris: Antihelden mit Schnäuzern
Albert Uderzo war der Schöpfer von Asterix dem Gallier und seinem bärenstarken Kumpan Obelix. Nun ist er gestorben.
Er schuf einen der populärsten Helden der Comicgeschichte. Dabei hatte dieser so gar nichts Heroisches an sich: schmächtig, kurzbeinig, dicke Nase, blonder Schnäuzer. Und selbst dessen bärenstarker Sidekick wirkte trotz seiner Größe nicht gerade wie ein Superheld, mit seinem bierfassförmigen Bauchumfang und dem winzigen Kopf.
Die Rede ist von Asterix dem Gallier und seinem Kumpan Obelix. Albert Uderzo war der Zeichner dieser beiden Ikonen des französischen Comics. 1959 schuf er zusammen mit dem Autor René Goscinny das Duo samt Anhang – einem ganzen gallischen Dorf voller liebevoll gezeichneter, skurriler Bewohner.
Der französische Künstler starb nun in der Nacht von Montag auf Dienstag im Alter von 92 Jahren. 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in Fismes nahe Reims geboren, begann er früh zu zeichnen. Der geschmeidige, auf runden Formen basierende Stil der Zeichentrickfilme von Walt Disney beeinflusste Uderzo sehr, wie auch der französische Comicpionier Edmond-François Calvo („Die Bestie ist tot“), der ihn unterrichtete.
„So hat mein gütiger Lehrmeister mich eingeweiht in die Freuden und Hoffnungen eines verkannten und oft abgelehnten Berufes“, schrieb er in einer kleinen Hommage an Calvo über seine Erfahrungen als 14-jähriger Dilettant.
Seinen ersten Comic veröffentlichte er schon 1948
Seine ersten Comics veröffentlichte Uderzo bereits 1948, Held war „Belloy“, ein muskulöser „Ritter ohne Rüstung“, der vom Szenaristen Jean-Michel Charlier erdacht wurde. Mit diesem Partner schuf er auch die populäre Serie um die tollkühnen Piloten „Tanguy und Laverdure“, die er in semirealistischem Stil zeichnete.
1951 traf Uderzo René Goscinny (1926–1977), mit dem ihn bald eine innige Freundschaft verbinden sollte. Goscinny wurde zum perfekten Partner, der den gleichen Humor teilte und künftig die Szenarios für Uderzo schreiben sollte.
Zusammen heckten sie während der 1950er Jahre eine Comicserie nach der anderen aus: „Pitt Pistol“ war eine Piratenserie um eine illustre Bande, die schon das gallische Dorf vorwegnahm; „Luc Junior“ handelte von einem jungen Reporter; „Benjamin und Benjamine“ von einem Geschwisterpaar, „Umpah-Pah“ von einem schlagkräftigen Indianer. All diese Serien waren humoristisch erzählte Abenteuergeschichten.
Ermutigt durch ihre Erfolge wollten Goscinny, Uderzo und Charlier 1959 ihr eigenes Comicmagazin, „Pilote“, gründen. Dafür musste unbedingt ein zugkräftiger, genuin französischer Held her! Uderzo zeichnete nach Goscinnys Vorgabe eine Seite über „Reineke Fuchs“, damals eine populäre Figur der französischen Kultur.
Wie wäre es mit den Galliern?
Doch es arbeitete bereits ein anderer Zeichner an einer Adaption der Geschichte des Fuchses und so warfen sie die Arbeit hin. In einer Sozialwohnung im Pariser Vorort Bobigny zermarterten sie sich den Kopf nach einer Alternative. Wie wäre es mit Galliern? Uderzo dachte zunächst an einen hünenhaften Helden à la Vercingetorix, doch Goscinny schwebte ein kleinwüchsiger Antiheld vor.
Der Rest ist Geschichte. Im Oktober 1959 erschien die erste Ausgabe von „Pilote“ und Asterix wurde schnell ein großer Erfolg, der den Startschuss für eine starke französische Comickultur markierte. Bis dahin wurden die beliebtesten französischsprachigen Comics noch in Belgien produziert. Asterix zog neue Leserkreise an – nicht nur Kinder lasen seine Abenteuer, auch Studenten liebten den geistreichen Humor voll politischer Anspielungen. So konnte „Asterix“ auch das Ansehen des Comics bei Erwachsenen steigern, erst in Frankreich, und bald auch über Landesgrenzen hinaus.
1977 erfuhr Uderzo durch den frühen Tod René Goscinnys einen Schock. Zwei Jahre lähmte ihn der Vorfall, bis der Zuspruch der Fans ihn bewog, „Asterix“ alleine fortzuführen. Mit gemischten Ergebnissen. Mit dem Album „Die Odyssee“ schuf er ein Highlight der Serie, doch auf Dauer konnte Uderzo den geistreichen Humor Goscinnys nicht ersetzen. Mit 84 Jahren zog er sich zurück und ließ Didier Conrad und Jean-Yves Ferri die Serie weiterführen.
Keiner konnte so virtuos, so lebendig zeichnen
Albert Uderzo war ein begnadeter Zeichner. Zu Beginn seiner Karriere in Frankreich konnte keiner so virtuos, so lebendig zeichnen wie er. Seinen dynamischen Stil fand er sehr schnell, er war 100 Prozent Comic – neben einem Sinn für detailreiche Hintergründe hatte er auch ein untrügliches Gespür dafür, wie eine Seite aufgebaut sein muss, wie eine Geschichte am besten und stringentesten erzählt werden muss.
Seine Charaktere sind unvergessliche Karikaturen „echter“ Typen, die sich aus präziser, analytischer Beobachtung der verschiedensten Völker und Gruppierungen speisen – Uderzos Gallier, Römer, Belgier, Goten, Korsen, Spanier oder Indianer sind liebevoll treffende Hommagen, die auch die Karikierten schmunzeln lassen.
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