Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Vierte Impfung bis Sommer gefordert
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 497,1. Die Omikron-Variante hat die Intensivstationen noch nicht erreicht. Und die Türkei will die Testpflicht für Ungeimpfte lockern.
Türkei lockert Testpflicht für Ungeimpfte
Die Türkei lockert die manchen Bereichen die Testpflicht für Ungeimpfte. Bei Inlandsflügen, Busreisen und Bahnfahrten entfalle der obligatorische PCR-Test, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Auch bei Konzertbesuchen, Sportveranstaltungen und im Kino sei der Test nicht mehr notwendig. (rtr)
Omikron-Fälle in weiterer Millionenstadt in China entdeckt
In China haben die Behörden in einer weiteren Millionenstadt Fälle der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus entdeckt. Die südchinesische Stadt Zhuhai, die an die Sonderverwaltungszone Macau angrenzt, meldete am Freitagabend sieben Omikron-Fälle. Die Behörden hatten am Freitag damit begonnen, alle 2,4 Millionen Einwohner Zhuhais auf das Coronavirus zu testen, nachdem Anfang der Woche in der Nachbarstadt Zhongshan ein Corona-Fall entdeckt worden war.
Wegen der Omikron-Fälle wurde am Samstag der Busverkehr in Zhuhai eingestellt. Die Bewohner sollen die Stadt zudem nur noch in dringenden Fällen verlassen und müssen dazu einen negativen Corona-Test vorlegen. Betriebe wie Schönheitssalons, Fitnessstudios und Kinos mussten bereits am Donnerstag schließen.
Wenige Wochen vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking kämpfen die chinesischen Behörden derzeit gegen Infektionsherde in mehreren Städten, die zum Teil auf die hochansteckende Omikron-Variante zurückzuführen sind. Millionen Menschen dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen, zahlreiche Flüge wurden gestrichen und Fabriken geschlossen. China verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie. Obwohl die Zahl der Infektionen im Vergleich zu anderen Ländern verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Üblich sind regionale Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen. (afp)
Spanische Pläne ungeeignet für Deutschland
Die Virusvariante Omikron könnte dem von der Bundesregierung berufenen Corona-Experten Lars Kaderali zufolge der Anfang vom Ende der Pandemie in Deutschland sein. „Ich würde das tatsächlich so sehen, dass Omikron die Tür sein könnte“, sagte der Greifswalder Bioinformatiker der Deutschen Presse-Agentur. Einen lockereren Umgang mit dem Coronavirus, wie er in Spanien erwogen wird, hält er hierzulande nicht für ratsam. „Selbst wenn das in Spanien gut gehen sollte, kann man daraus nicht rückschließen, dass das eine gute Strategie für Deutschland wäre.“
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte in einem Radiointerview erklärt, man müsse berücksichtigen, dass Covid-19 sich von einer Pandemie zu einer endemischen Krankheit entwickle. Experten arbeiteten „seit Wochen“ daran, Covid-19 etwa wie eine Grippe zu behandeln. Angedacht ist demnach eine Lockerung der Überwachung der Infektionen zur Entlastung des überforderten Gesundheitswesens. Spanien habe eine deutlich höhere Impfquote und eine deutlich höhere Zahl an durchgemachten Infektionen. „Das heißt, Spanien ist näher an dieser endemischen Situation.“ Sehr grob gerechnet tragen laut Kaderali über 90 Prozent der spanischen Bevölkerung Corona-Antikörper in sich. „Und da sind wir doch in Deutschland, ich sage mal, erheblich von weg.“ In Deutschland liege der Anteil mindestens über zehn Prozent niedriger.
Es bestehe laut Kaderali die Hoffnung, dass bis zum Sommer jeder in der Bevölkerung „das Virus schon mal gesehen hat“ – entweder durch Infektion oder Impfung, wobei letzteres zu bevorzugen sei. Dann könne das Virus auch für den kommenden Herbst an Schrecken verlieren. Er hoffe, dass etwa Schließungen von Restaurants oder 2G-Regeln im kommenden Winter dann kein Thema mehr seien. Zunächst gelte es aber, die Omikron-Welle durch Maßnahmen abzuflachen, um eine Überlastung auf den Intensivstationen zu vermeiden. Denn obwohl die Omikron-Variante wohl eine geringere Hospitalisierung als andere Varianten nach sich ziehe, werde dieser Effekt durch die hohe Infektiosität und viele Fälle kompensiert. Das legten auch Zahlen aus den USA nahe. (dpa)
Omikron-Welle noch nicht auf Intensivstationen
Die Omikron-Welle ist nach Einschätzung der Fachgesellschaft der Intensiv- und Notfallmediziner noch nicht auf den Intensivstationen angekommen. Er rechne aber damit, dass es in der nächsten oder übernächsten Woche deutlich mehr Corona-Patienten in den Notaufnahmen gebe werde, sagte Intensivmediziner Christian Karagiannidis am Samstag im Deutschlandfunk. Der Experte leitet das Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und ist Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung.
Im Moment machten sich die hohen Inzidenzen noch nicht bemerkbar, sagte er. „Es sieht nicht so aus, als wenn im Moment, Stand heute, die Omikron-Welle schon auf den Intensivstationen durchgeschlagen ist.“ Allerdings infizierten sich derzeit auch hauptsächlich jüngere Menschen im Alter bis 35 Jahre. Zugleich sehe man vermehrt auch Infektionen in der kritischen Infrastruktur, Krankenhäuser müssten sich darauf vorbereiten, dass Ärzte und Pflegekräfte ausfielen.
Karagiannidis betonte: „Wenn wir das ganze Infektionsgeschehen jetzt extrem laufen lassen und ganz hohe Inzidenzen akzeptieren, dann akzeptieren wir auch, dass das Virus ganz sicher die Ungeimpften findet.“ Bereits jetzt seien 62 Prozent der Corona-Patienten auf den Intensivstationen ungeimpft, nur 5 Prozent hätten eine Auffrischungsimpfung. (dpa)
Mehr Corona-Impfstoffspenden für arme Länder nötig
Die EU-Kommission hat Deutschland und die anderen EU-Staaten zu weiteren Corona-Impfstoffspenden für ärmere Länder aufgerufen. Bis Ende Juni sollten insgesamt 700 Millionen Impf-Dosen aus der Europäischen Union an Entwicklungsländer geliefert werden, sagte die EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). „Was wir jetzt brauchen ist, dass die Mitgliedstaaten mehr Impfstoff-Dosen teilen, um dieses 700-Millionen-Ziel zu erreichen“, sagte die Finnin. „Ich zähle auf Deutschlands Unterstützung.“
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hatte Ende Dezember angekündigt, dass Deutschland im Jahr 2022 mindestens 75 Millionen Corona-Impfdosen an ärmere Staaten spenden werde. Das für 2021 gesetzte Ziel von 100 Millionen Dosen sei erreicht worden. Insgesamt hat die EU bis Ende vergangenen Jahres nach Urpilainens Worten 380 Millionen Dosen für Entwicklungsländer zur Verfügung gestellt. Die EU sei weltweit der größte Spender von Covid-19-Impfstoffen, betonte die Kommissarin. „Wir tun eine Menge, aber nicht genug: Das gilt vor allem für Afrika, wo wir mehr erreichen müssen“, mahnte sie. (epd)
Zahl gefälschter Corona-Impfnachweise nimmt zu
In nahezu allen Bundesländern registrieren die Behörden eine zunehmende Zahl gefälschter Corona-Impfnachweise. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Ministerien, Landeskriminalämtern oder Polizeibehörden ergab, stieg die Zahl aufgedeckter Fälle zum Ende des vergangenen Jahres teilweise rapide an.
Die Anzahl der Fälle variiert stark je nach Bundesland zwischen mehreren Dutzend oder mehreren Tausend Fällen im gesamten Jahr 2021. Die Gesamtzahl dürfte mindestens bei bis zu 20.000 Straftaten bundesweit liegen, wobei einige Länder keine konkreten Daten, sondern lediglich etwa Fälle „im unteren vierstelligen Bereich“ melden. Hinzu kommen nicht entdeckte Fälschungen. Das tatsächliche Ausmaß der insgesamt im Umlauf befindlichen gefälschten Impfausweise könne nicht seriös beziffert werden, erklärte die Polizei in Berlin.
Der Bundestag hatte im November auf Drängen insbesondere der Justizminister der Länder mit einer Gesetzesänderung klargestellt, dass die Fälschung eines Impfnachweises genauso strafbar ist wie die anderer Gesundheitszeugnisse. Zu Verurteilungen ist es seitdem wahrscheinlich aber noch nicht gekommen. Dazu sei noch zu wenig Zeit vergangen, hieß es unter anderem aus Niedersachsen, Bremen und Berlin. Viele Ermittlungsverfahren würden derzeit laufen, teilte das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz mit. (epd)
Mehr Daten in Kliniken und Heimen gefordert
Angesichts der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus fordern Mediziner und Patientenschützer die Erhebung von Daten über Corona-Infizierte auch auf den Normalstationen der Krankenhäuser und in Pflegeheimen. „Wir brauchen endlich ein Monitoring, das wie das Intensivregister zuverlässig die mit Corona infizierten Krankenhauspatienten erfasst“, sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Christian Karagiannidis, der Düsseldorfer Rheinischen Post. „Bislang ist das ein nicht hinnehmbarer Blindflug, den wir uns nicht länger leisten können“, erklärte der Intensivmediziner. Vor allem auf den Normalstationen könne die Lage dramatisch werden, „wenn die Fallzahlen weiterhin so durch die Decke gehen“.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnte eine Datenerhebung auch für Alten- und Pflegeheime an. „Es fehlt weiterhin ein Pflege-Radar, vergleichbar mit dem DIVI-Intensivregister für Kliniken“, sagte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch der Düsseldorfer Rheinischen Post (Samstag). „Somit sind keine Aussagen darüber möglich, wie viele Pflegeheimbewohner und Pflegekräfte infiziert, genesen sowie im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind.“ Brysch beklagte, dass auch die Öffentlichkeit über das Infektionsgeschehen in einem Heim meist nur zufällig erfahre, etwa durch Journalisten oder Angehörige. „Bund und Länder sorgen hier nicht für Aufklärung und verschleiern so das wirkliche Ausmaß der Pandemie in der Altenpflege“, kritisierte Brysch. (epd)
Linke fordert Corona-Armutsgipfel
Wegen der Lasten der Pandemie für Arme verlangt die Linke einen Corona-Sozialgipfel und einen Krisenzuschlag von 100 Euro für Hartz-IV-Empfänger. Die Forderung richtete der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion im Bundestag, Jan Korte, in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
„Arme Menschen sind in jeder Hinsicht am meisten durch die Pandemie betroffen“, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie hätten ein höheres Risiko, an Corona zu erkranken und zu sterben. Die Armut sei während der Pandemie gewachsen, während Hilfen wie Tafeln oder Sozialkaufhäuser zeitweise weggebrochen seien. 230 000 Menschen sei im vergangenen Jahr der Strom abgestellt worden. Steigende Preise für Lebensmittel und Energie verschlimmerten die Lage.
„In meinen Bürgerbüros im Wahlkreis Anhalt melden sich derzeit so viele verzweifelte Menschen wie noch nie, die sagen, dass sie mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, nicht mehr über die Runden kommen“, schrieb Korte. Deshalb solle Scholz den Hartz-Krisenzuschlag veranlassen. Der „Corona-Armutsgipfel“ mit Experten und Verbänden solle dazu dienen, „sich einen Überblick über die gravierenden Probleme der 13 Millionen armen Menschen in Deutschland zu verschaffen“. (dpa)
Protest gegen Coronaleugner in Celle
Rund 300 Menschen haben am Samstag in Celle gegen Corona-Verschwörungsmythen und für einen wirksamen Schutz gegen die Pandemie demonstriert. Sie wendeten sich vor allem gegen die Bewegung „Celle steht auf“, die seit Monaten mit Kundgebungen und sogenannten „Spaziergängen“ durch die Altstadt gegen die staatliche Corona-Politik protestiert. „Die Corona-Proteste in vielen Städten sind keine Spaziergänge mehr, sondern haben mehr mit Aufmärschen zu tun“, sagte der evangelische Ruhestandspastor und Mitinitiator Wilfried Manneke. „Sie sind ein Angriff auf die Demokratie.“
Die Demonstration des neu gegründeten Bündnisses „Gelebte Demokratie“ war die bislang größte Aktion dieser Art in der niedersächsischen Stadt. Zur selben Zeit folgten rund 200 Menschen einem Aufruf von „Celle steht auf“ und zogen lautstark durch die Innenstadt. Manneke verwies darauf, dass sich an den Celler Kundgebungen gegen die Corona-Politik auch der Rechtsextremist Dennis Bührig beteiligt habe. „Das ist vermutlich nicht der einzige Neonazi bei den ‚Querdenkern‘. Es fällt auf, dass sich die Bewegung nicht dagegen wehrt.“ Nach seinen Worten organisieren Rechtsextremisten mittlerweile in vielen Städten die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. (epd)
Wendtner fordert Vorbereitung für vierte Impfung
Der Münchner Corona-Experte Clemens Wendtner mahnt zur zügigen Vorbereitung auf die vierte Corona-Impfung – mit den verfügbaren Impfstoffen. „Für mich wäre eine Viertimpfung vier bis sechs Monate nach der dritten Impfung eine adäquate Maßnahme“, sagte der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies zugleich jedoch darauf, dass es aufgrund mangelnder Daten noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Viertimpfung gibt. Oft heiße es, man wolle auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten. „Ich fürchte aber, das wird zu lange dauern“, sagte Wendtner. Vor April sei nicht mit neuen Impfstoffen zu rechnen – die Omikron-Welle rolle aber jetzt heran.
„Man muss eine Viertimpfungs-Kampagne jetzt schon vorbereiten, auch von der Verfügbarkeit der derzeit zugelassenen Impfstoffe her. Da dürfen wir nicht erst daran denken, wenn wir März oder April haben“, sagte Wendtner. Die Viertimpfung sei auch jetzt schon ein Thema – nämlich für „die Personen, die im Spätsommer einen Boost bekommen haben“. Das könnten Beschäftigte im Gesundheitswesen ebenso sein wie besonders gefährdete Menschen etwa in Seniorenheimen. Allerdings gebe es bisher keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für die Viertimpfung. Man warte noch auf Daten aus Israel, wo bereits die vierte Impf-Kampagne läuft. Dort erhalten derzeit Menschen mit Immunschwäche, Menschen ab 60 Jahren und medizinisches sowie Pflegepersonal für Senioren den zweiten Booster.
Auch Sebastian Ulbert, Impfstoff-Forscher vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, unterscheidet bei der Frage der vierten Impfung zwischen immungesunden und immunschwachen Menschen. Das bedeutet: Die Gabe einer vierten Dosis kommt für Ulbert vorerst nicht für alle infrage, sondern wie in Israel primär für Ältere und Risikogruppen. Es sei noch unklar, ob und wie die Wirkung der dritten Impfung bei Immungesunden nachlässt. Wendtner hatte in Schwabing Anfang 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt. Seither wurden mehr als 1600 Patienten in Schwabing betreut, insgesamt in der München Klinik mit ihren fünf Standorten waren es mehr als 3600. (dpa)
Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 497,1
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 78.022 Corona-Neuinfektionen. Das sind 22.133 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche, als 55.889 Positiv-Tests gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreicht einen neuen Höchstwert und steigt auf 497,1 von 470,6 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 235 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 115.572. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 7,9 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)
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