Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Reisen im Sommer wieder einfacher
Das Kabinett beschließt neue Einreiseregeln. Der britische Premier will den Umgang mit der Pandemie untersuchen lassen. NRW erlaubt eingeschränkte Gastro-Öffnungen.
Bundesregierung macht das Reisen wieder einfacher
Im Zuge rückläufiger Coronazahlen erleichtert die Bundesregierung das Reisen in Europa. Das Kabinett billigte am Mittwoch die neue Einreiseverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die insbesondere Hürden für den Urlaub von Familien abbaut. Eltern müssen demnach geimpft sein, Kinder hingegen nicht. Zusätzlich erleichtert werden soll das Reisen durch den neuen digitalen Impfpass der Europäischen Union, der in einigen Wochen kommen soll.
Geimpfte und Genesene brauchen mit der neuen Verordnung bei Einreisen keinen Test mehr und müssen auch nicht mehr in Quarantäne. Dies gilt aber nicht bei der Ankunft aus einem Virusvariantengebiet. Laut der Vorlage soll die Neuregelung bereits am Donnerstag in Kraft treten. Menschen, die nicht geimpft oder genesen sind, können sich der neuen Verordnung zufolge freitesten, wenn sie aus einem Risikogebiet einreisen.
Dafür reicht ein Antigentest, der nicht älter ist als 48 Stunden ist – oder ein PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist. Bei Einreisen aus Ländern, die das Robert-Koch-Institut als Hochinzidenzgebiet einstuft, ist das Freitesten erst nach fünf Tagen möglich.
Für Flugreisende aus dem Ausland gilt weiter die bisherige Testpflicht, wie Spahn weiter sagte. Der Test müsse vor dem Boarding vorgelegt werden. Die Verordnung ziele auf Impfstoffe ab, die in der EU zugelassen sind, sagte Spahn. Ob auch andere Vakzine berücksichtigt werden sollen, müsse geprüft werden. (afp)
Johnson will Umgang mit Pandemie untersuchen lassen
Die Reaktion der britischen Regierung auf die Coronavirus-Pandemie soll zum Gegenstand einer unabhängigen Untersuchung werden. Das kündigte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch im Parlament in London an. Ein Komitee werde die Befugnisse erhalten, auf alle relevanten Dokumente zugreifen zu können und Zeugenaussagen unter Eid zu hören, so der konservative Politiker. Die Untersuchung soll demnach frühestens im Frühjahr 2022 beginnen. „Dieses Land hat ein Trauma erlebt wie kein anderes. Es ist absolut elementar für die Trauernden und das ganze Land, dass wir genau herausfinden, was geschehen ist“, sagte der Premier.
Forderungen nach einer Untersuchung gibt es bereits seit Monaten. Die Organisation „Covid-19 Bereaved Families for Justice“, in der sich Angehörige von Coronatoten zusammengeschlossen haben, hat in den vergangenen Wochen medienwirksam den Druck erhöht. Am Themse-Ufer gegenüber des britischen Parlaments malten die Hinterbliebenen auf eine kilometerlange Mauer Tausende rote Herzen in Gedenken an die Opfer. Mitgründer Matt Fowler hofft darauf, dass aus den Ergebnissen einer Aufarbeitung für künftige Pandemien und Notsituationen gelernt werden kann.
Das Vereinigte Königreich ist eines der am härtesten von der Pandemie getroffenen Länder Europas, mit oder an Covid-19 starben dort seit Beginn der Pandemie mehr als 150.000 Menschen. Im vergangenen Jahr musste sich die Regierung in London schwere Vorwürfe gefallen lassen, weil sie nur zögerlich Lockdown-Maßnahmen verhängte und es an Schutzausrüstung und Beatmungsgeräten mangelte. (dpa)
Teilweise Gastro-Öffnungen in NRW bei Inzidenz unter 100
In Nordrhein-Westfalen sollen eingeschränkte Öffnungen der Außengastronomie wieder erlaubt werden, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf Werktagen unter 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner liegt. Voraussetzungen seien eine verminderte Gästezahl und ein negativer Coronatest der Besucher, kündigte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Mittwoch in Düsseldorf an. Innenbereiche dürften entsprechend ab einer Inzidenz unter 50 wieder geöffnet werden. Die Regelung greife ab dem 15. Mai.
Derzeit liegt die landesweite Inzidenz in NRW nach aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 116,2 und geht weiter zurück. 15 von 53 Kommunen waren am Mittwoch unter der 100er-Marke und einige weitere knapp darüber. Am besten sah die Lage in Münster mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 51,7 aus. (dpa)
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WHO: Pandemie hätte verhindert werden können
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im vergangenen Jahr zu langsam auf erste Alarmzeichen einer möglichen Gesundheitsbedrohung reagiert. Zu diesem Schluss kommt eine von der WHO bestellte unabhängige Expert:innenkommission. Auch Regierungen kommen in ihrem am Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht nicht gut weg: Viele Länder hätten den Monat Februar 2020 vertrödelt, statt Vorkehrungen gegen die Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 zu treffen, die global die Corona-Gesundheits- und Wirtschaftskatastrophe mit weitreichenden sozialen Folgen ausgelöst hat.
„Die Kommission kommt zu dem Schluss, dass das System, wie es zurzeit besteht, nicht dazu geeignet ist zu verhindern, dass sich mit einem neuen und hochansteckenden Erreger, der jeden Augenblick auftauchen könnte, eine Pandemie entwickelt“, heißt es in dem Bericht.
China hatte Ende Dezember 2019 über die Häufung einer unbekannten Lungenkrankheit in Wuhan berichtet. Die WHO erklärte erst am 30. Januar eine „Notlage von internationaler Tragweite“, die höchstmögliche Alarmstufe. Das verpflichtet Länder, Vorkehrungen zu treffen. Die WHO sprach aber erst am 11. März von einer Pandemie. Das hat nach den WHO-Gesundheitsvorschriften anders als die Erklärung der „Notlage“ zwar eigentlich keine Konsequenzen. Im Rückblick war das aber erst der psychologisch notwendige Schub, um Regierungen richtig in Alarmbereitschaft zu versetzen.
Um die Coronapandemie sofort schärfer zu bekämpfen, stellen die Expertinnen und Experten drei Forderungen auf: Erstens sollen reiche Länder mit genügend Impfstoff bis September zusammen eine Milliarde Impfdosen für 92 ärmere Länder zur Verfügung stellen. Zweitens sollen Pharmafirmen freiwillig mehr Lizenzen zur Impfstoffherstellung vergeben. Wenn die Produktion damit in den nächsten drei Monaten nicht angekurbelt wird, soll unmittelbar eine Aufhebung der Patente in Kraft treten. Drittens sollen die reichsten Länder (G7) sofort 60 Prozent der fehlenden 19 Milliarden Dollar für das Programm ACT Accelerator bereitstellen, das die Erforschung und globale Verteilung von Impfstoffen, Medikamenten und Tests organisieren soll.
Die WHO-Mitgliedsländer hatten die Expertenkommission 2020 unter Leitung der früheren Regierungschefinnen Helen Clark aus Neuseeland und Ellen Johnson Sirleaf aus Liberia einberufen. Sie sollte Erfahrungen aus dem Umgang mit der Pandemie zusammentragen und Vorschläge für Verbesserungen machen.
Um auf neue Pandemien besser vorbereitet zu sein, schlägt die Kommission unter anderem einen Rat für Globale Gesundheitsbedrohungen vor. Mitglieder sollen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs sein, die das Thema Pandemievorbereitung im weltweiten Fokus halten.
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Ein neues globales Überwachungssystem von Krankheiten soll der WHO die Möglichkeit geben, bei Bedarf sofort und ohne Rücksprache mit betroffenen Ländern Alarm zu schlagen. Der WHO wird vorgeworfen, zu Anfang der Pandemie zu sehr auf China gehört zu haben, das die Schwere der Bedrohung heruntergespielt hatte.
Statt bei der Erforschung etwa von Impfstoffen und Medikamenten auf Marktkräfte zu vertrauen sei ein Programm nötig, das globale öffentliche Güter schafft, zu denen alle Länder Zugang haben.
Schließlich schlägt die Kommission einen Pandemie-Fonds vor, der pro Jahr fünf bis zehn Milliarden Dollar (bis 8,2 Milliarden Euro) einsammelt, um Vorkehrungen gegen eine neue Pandemie zu finanzieren. (dpa)
Neuer Höchststand bei Toten in Indien
In Indien sind im Zusammenhang mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden so viele Menschen gestorben wie noch nie. Das Gesundheitsministerium meldet 4.205 weitere Todesfälle. Insgesamt steigt damit die Zahl der Toten auf 254.197. Die Infektionen legen um 348.421 auf 23,34 Millionen zu. Indien wird derzeit von einer massiven Infektionswelle getroffen und gehört zu den am schlimmsten betroffenen Ländern weltweit.
Fast 15.000 Neuinfektionen in Deutschland gemeldet
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 14.909 neue Positiv-Tests. Das sind 3.125 weniger als am Mittwoch vor einer Woche, als 18.034 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 107,8 von 115,4 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner:innen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
268 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 85.380. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,5 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)
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