Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Häufige Angriffe auf Lehrende
Coronaleugner:innen bedrohen Lehrer:innen, die Schutzmaßnahmen durchsetzen. Biontech-Impfstoff für Kinder ab 12 Jahren in den USA zugelassen.
Lehrer:innen werden oft beschimpft oder bedroht
Lehrerinnen und Lehrer werden in der Pandemie wegen der Durchsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen immer wieder direkt oder über das Internet beschimpft, bedroht oder beleidigt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.
Demnach gab mehr als jeder fünfte Befragte (22 Prozent) an, dass ihm oder ihr persönlich Fälle psychischer Gewalt gegen Beschäftigte der eigenen Schule bekannt sind. Sieben Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst an ihrer Schule schon einmal Ziel von Beschimpfungen, Diffamierungen, Mobbing oder Belästigungen in direkter Begegnung wurden. Für die Online-Umfrage Ende April/Anfang Mai wurden insgesamt 1.501 Lehrerinnen und Lehrer allgemeinbildender Schulen in Deutschland befragt.
Der überwiegende Teil der Angriffe sei dabei von Eltern ausgegangen, sagten 84 Prozent der Befragten. 18 Prozent nannten auch andere Erwachsene, die sich gegen Coronaschutzmaßnahmen engagieren, als Täter. 25 Prozent der Befragten gaben an, dass die Angriffe von Schülerinnen und Schülern ausgingen.
Ein Viertel (25 Prozent) der Befragten gab weiter an, dass ihnen im Zusammenhang mit der Durchsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen Fälle an der eigenen Schule bekannt sind, bei denen Lehrkräfte oder die Schulleitung über das Internet beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Sechs Prozent erklärten, dass sie selbst in diesem Zusammenhang schon einmal über das Internet belästigt wurden. (epd)
Empfohlener externer Inhalt
Häufiger Schnelltests in Betrieben
Das Angebot an Coronaschnelltests in deutschen Betrieben hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. In der zweiten Aprilhälfte wurden in 73 Prozent der Betriebe mindestens einmal wöchentlich Tests angeboten, in weiteren sechs Prozent der Unternehmen seltener, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag mitteilte. Acht Prozent der Arbeitgeber kündigten Testmöglichkeiten an.
Insgesamt berichteten damit 87 Prozent der Befragten von konkreten Schritten des Arbeitgebers in Sachen Schnelltests, wie das WSI erklärte. In der zweiten Märzhälfte waren es lediglich 46 Prozent gewesen. Die Pflicht zum Testangebot war am 20. April in Kraft getreten.
„Unsere Befunde zeigen, dass die Verpflichtung der Arbeitgeber zum Angebot von Schnelltests der richtige Schritt war – zumal viele Betriebe zuvor mit der Einführung auf freiwilliger Basis gezögert haben“, erklärte Co-Autorin Elke Ahlers.
In Betrieben mit wöchentlichen Coronatests bewerteten 92 Prozent der Beschäftigten die Coronamaßnahmen als ausreichend, bei Arbeitgebern ohne wöchentliche Möglichkeit waren es 71 Prozent. Ahlers forderte auch „die letzten säumigen Betriebe“ zum Nachziehen auf – aus Infektionsschutzgründen seien mindestens zwei Schnelltests pro Woche sinnvoll, fügte sie hinzu. (afp)
Empfohlener externer Inhalt
USA lassen Biontech-Vakzin für Kinder zu
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Corona-Impfstoff des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer auch für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren zugelassen. Die bereits bestehende Notfallzulassung zur Verabreichung ab 16 Jahren sei entsprechend angepasst und erweitert worden, teilte die FDA am Montag mit. Anfang April hatten Biontech und Pfizer einen entsprechenden Antrag bei der Behörde eingereicht.
FDA-Chefin Janet Woodcock sprach von einem wichtigen Schritt im Kampf gegen die Pandemie. „Die heutige Aktion ermöglicht es, eine jüngere Bevölkerung vor Covid-19 zu schützen, was uns der Rückkehr zu einem Gefühl der Normalität und der Beendigung der Pandemie näher bringt.“ Eltern und Erziehungsberechtigte könnten sicher sein, dass die Behörde alle verfügbaren Daten streng und gründlich geprüft habe.
US-Präsident Joe Biden sprach von „einer vielversprechenden Entwicklung in unserem Kampf gegen das Virus“. Eltern, die ihre Kinder schützen wollten, seien diesem Ziel mit der Notfallzulassung des Präparats einen Schritt näher gekommen. Biden fügte mit Blick auf die Fortschritte bei den Impfungen hinzu: „Das Licht am Ende des Tunnels wächst, und heute wurde es ein wenig heller.“
Vor den USA hatten schon Kanada und andere Länder den Impfstoff auch für 12- bis 15-Jährige freigegeben. Bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA liegt ebenfalls ein entsprechendes Gesuch, die Prüfung könnte noch bis Anfang oder Mitte Juni dauern. In der EU darf das Mittel von Biontech/Pfizer bislang nur Menschen ab 16 Jahren gespritzt werden.
Die Unternehmen hatten vor einigen Wochen mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei zudem auch gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen. Laut der FDA wurden den US-Behörden in den vergangenen Monaten etwa 1,5 Millionen Corona-Infektionen von Personen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren gemeldet.
Die Impfung von Minderjährigen gilt als sehr wichtig für die Annäherung an die sogenannte Herdenimmunität, mit der die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden soll. Viele Experten zweifeln wegen der weit verbreiteten Impfskepsis in den USA allerdings mittlerweile daran, dass diese überhaupt erreicht werden kann. Zwar haben bereits 46 Prozent der Amerikaner:innen mindestens eine Impfstoffdosis gespritzt bekommen – die Nachfrage nimmt aber stetig ab.
Wie hoch der Anteil der Geimpften für die Herdenimmunität sein muss ist umstritten. Schätzungen variieren zwischen etwa 70 und 90 Prozent. Biontech und Pfizer untersuchen zudem weiterhin die Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten und elf Jahren. Biontech geht nach eigenen Angaben davon aus, dass belastbare Daten dazu bis September verfügbar sein werden. Auch andere Corona-Impfstoffe werden derzeit an Kindern und Jugendlichen getestet.
Empfohlener externer Inhalt
Deutschland: 7-Tage-Inzidenz sinkt weiter
In Deutschland nimmt die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus weiter ab. Das Robert Koch-Institut meldete am Dienstag 6.125 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es noch 7.534. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 115,4.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen lag laut RKI am frühen Morgen bundesweit bei 115,4. Am Montag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 119,1 gelegen, am Dienstag vor einer Woche bei 141,4. Weitere 283 Menschen starben binnen 24 Stunden an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2. Vor einer Woche waren es 315 Tote gewesen. (dpa)
Mehr Pflegekräfte als vor der Pandemie
Die Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäusern ist nach einem Medienbericht in der Pandemie deutlich gestiegen: von Oktober 2019 bis Oktober 2020 um 18.500. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag) unter Berufung auf eine Auswertung der Bundesagentur für Arbeit berichtet, arbeiteten im Herbstmonat des vergangenen Jahres in den Kliniken insgesamt 710.663 Pflegerinnen und Pfleger. „Darunter sind Neueinsteiger und Rückkehrer sowie Pflegekräfte aus dem Ausland. Wir haben jeden eingesetzt, den wir bekommen konnten“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem RND.
Nach seiner Einschätzung wird sich der steigende Trend fortsetzen. „Aus dem Ausland erwarte ich in den kommenden Monaten einen weiteren Schub an Pflegekräften“, sagte Gaß. Denn wegen der Pandemie hätten viele Pflegekräfte, die gerne in Deutschland arbeiten möchten, nicht einreisen können.
Die Bundesagentur hatte auf den Trend bereits im März hingewiesen, hatte da aber noch keine Zahlen für 2020 vorliegen. Sie hatte mit dem Hinweis auf die Entwicklung in Deutschland Angaben des Weltbunds der Krankenschwestern und Krankenpfleger (ICN) in Genf relativiert, der mitgeteilt hatte, dass der Druck der Corona-Pandemie zahlreiche Pflegekräfte in aller Welt zur Aufgabe ihres Berufs zwinge. Der Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hatte vor einer ähnlichen Entwicklung in Deutschland gewarnt. (dpa)
Immer mehr Impfdrängler:innen
Angesichts zunehmender Versuche von Impfwilligen, sich ungerechtfertigt und teils mit falschen Angaben eine vorzeitige Impfung zu verschaffen, wird der Ruf nach Strafen laut. „Zwar werden Tausende erwischt, aber es fehlt an Sanktionen“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. „Sich beim Impfen vorzudrängen, ist weiterhin keine Ordnungswidrigkeit.“
Viele Impfzentren klagen nach einem Medienbericht über Aggressivität von Impfwilligen und zunehmende Versuche, sich eine vorzeitige Impfung zu erschleichen. Das SWR-Fernsehmagazin „Report Mainz“ berichtete von mehreren tausend Fällen. Allein das Hamburger Impfzentrum meldete demnach zuletzt 2000 Vordrängler:innen in einer Woche. Um vorzeitig an einen Impftermin zu kommen, würden etwa falsche Alters- oder Berufsangaben gemacht, berichtete „Report“.
In München würden bis zu 350 Vordrängler:innen in der Woche erwischt, in Saarbrücken bis zu 140. Die Redaktion hatte bei den Impfzentren der Landeshauptstädte nachgefragt, allerdings erfassen nicht alle die Zahlen zu Impfvordrängler:innen. Der Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, Martin Helfrich, sagte dem ARD-Magazin: „Die Stimmung wird aggressiver. Den Menschen ist teilweise sehr klar, dass sie nicht berechtigt sind und trotzdem versuchen sie, sich impfen zu lassen.“
„Report“-Recherchen zeigen demnach, dass die Impfbetrüger:innen sich oft als höher priorisierte Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen oder Schwangeren ausgeben. Denn eine pflegebedürftige Person etwa kann zwei Kontaktpersonen benennen, die vorrangig geimpft werden. In einem der SWR-Redaktion bekannten Fall schafften es aber statt zwei acht junge und gesunde Leute, sich als Kontaktpersonen impfen zu lassen. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch