piwik no script img

Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseAngst vor Coronafolgen steigt

Das Vertrauen in die Coronapolitik sinkt. Wan­de­re­r:­in­nen sollen das Virus massiv weiterverbreitet haben. Das RKI meldet 14.000 Neuinfektionen.

Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst in diesem Jahr Foto: Michael Sohn/ap

Entsetzen über Wandergruppe

Ein Wanderausflug einer 14-köpfigen Gruppe samt geselligem Beisammensein in einer Hütte hat in Baden-Württemberg einen sprunghaften Anstieg von Corona-Infektionen ausgelöst – und für Entsetzen bei Po­li­ti­ke­r:in­nen gesorgt.

Der Bürgermeister der Stadt Mühlheim an der Donau, Jörg Kaltenbach (CDU), sagte laut „Bild“-Zeitung: „Die Wanderer stammen aus zehn Haushalten. Niemand aus der Gruppe hat sich an die Coronaregeln gehalten, wie wir jetzt erfahren haben. Dabei haben sich Beteiligte gegenseitig angesteckt und später andere infiziert. Das muss hart bestraft werden!“ Mehrere Medien berichteten über den Vorfall.

Positiv getestete Teil­neh­me­r:in­nen sollen ihre Quarantäne gebrochen und dann auf der Arbeit weitere Menschen angesteckt haben. In Mühlheim lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Ende vergangener Woche bei fast 1000, seither sank der Wert auf rund 500. Im Landkreis Tuttlingen – dort befindet sich Mühlheim an der Donau – lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Ein­woh­ne­r:in­nen binnen einer Woche am Mittwoch bei 100,9.

Die Wanderung wird für die 14 Teil­neh­me­r:in­nen aber voraussichtlich keine strafrechtlichen Konsequenzen haben. Man gehe davon aus, dass die Wanderer keine Straftaten begangen hätten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil, Frank Grundke, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Vermutlich handele es sich um Ordnungswidrigkeiten.

Deutsche haben mehr Angst vor Infektion

Die Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst. Laut der am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ der R+V-Versicherung fürchtet mehr als die Hälfte der Befragten eine Rezession und immer wiederkehrende Lockdowns bis zum Ende der Impfungen. „Die erzwungene Isolation und die Dauer der Pandemie befeuern die Ängste“, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Brigitte Römstedt.

Für die repräsentative Umfrage wurden Ende Januar rund tausend Menschen in Deutschland zu ihren Ängsten in der Coronapandemie befragt. Die Angst vor einer Infektion der eigenen Person oder eines Familienmitglieds treibt demnach 48 Prozent der Befragten um. Im Vergleich zum Sommer 2020 ist das ein Anstieg um 16 Prozent. Auch die Missachtung von Coronaregeln macht einer deutlichen Mehrheit der Befragten Angst. 60 Prozent befürchten demnach, dass immer mehr Menschen die Vorgaben missachten.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Der Widerstand gegenüber den staatlichen Beschlüssen zur Pandemie-Bekämpfung wächst“, erklärte der Politikwissenschaftler Manfred Schmidt. „Dass viele Kritiker ihren Unmut äußern, indem sie die Coronamaßnahmen ignorieren, löst bei vielen Menschen große Ängste aus.“

Mit der wachsenden Unsicherheit sinkt auch das Vertrauen in die Politiker. 59 Prozent der Befragten befürchten, dass diese mit der aktuellen Situation überfordert sind. Ein fast gleichgroßer Anteil befürchtet immer wiederkehrende Lockdowns, bis alle Bür­ge­r:in­nen geimpft sind.

Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bereiten den Deutschen laut der Umfrage zunehmend Sorgen. 58 Prozent der Befragten befürchten einen Konjunktureinbruch, das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen bleibt die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs hingegen auf einem niedrigen Stand. Nur 21 Prozent der Befragten gaben an, sich um die eigene Beschäftigung zu sorgen. (afp)

786 neue Todesfälle in Deutschland

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 14.211 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 786 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervorgeht. Vor genau einer Woche hatte das RKI 17.553 Neuinfektionen und 941 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.

Der Höchststand von 1.244 neuen gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3.500 Nachmeldungen enthalten.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Donnerstagmorgen bei 80,7. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die meisten Bundesländer verzeichnen laut RKI weiterhin sinkende Sieben-Tages-Inzidenzen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.252.001 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 04.02., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 59.742.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,83 (Vortag 0,85). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 83 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa)

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Mögliche Lockerungen: Spahn bleibt zurückhaltend

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich zurückhaltend zu möglichen Lockerungen der Corona-Infektionsschutzregeln ab Mitte Februar geäußert. „Die Zahlen sind ermutigend, es gibt bei den Neuinfektionen einen spürbaren Trend nach unten. Aber man kann noch nicht abschließend sagen, wo wir am 14. Februar stehen“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag).

Vor dem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten werde das Robert Koch-Institut erste Ergebnisse dazu mitteilen, wie sich die Mutationen des Coronavirus bisher verbreiteten. Bei dem Treffen am Mittwoch kommender Woche soll darüber entschieden werden, ob der zunächst bis 14. Februar befristete Lockdown verlängert wird.

Spahn sagte weiter: „Wir brauchen einen verantwortungsvollen Übergang vom Lockdown in einen neuen Normalzustand.“ Aus seiner Sicht seien zuerst Kitas und Schulen dran. „Und danach wird nach und nach auch in anderen Bereichen gelockert.“ Ob das schon ab dem 15. Februar oder erst später gehe, werde nächste Woche entschieden.

Die Stufenpläne, die manche Bundesländer erarbeiteten, halte er für klug. „Man muss regional unterschiedlich agieren und reagieren können“, meinte der Gesundheitsminister. „Wir können nicht den ganzen Winter in diesem harten Lockdown bleiben. Das würden wir nicht gut aushalten als Gesellschaft.“

Spahn stellte zugleich rasche Verbesserungen bei der Coronawarn-App in Aussicht. „Die nächste Aktualisierung in der kommenden Woche löst ein Problem, dass uns seit Beginn des Projekts beschwert: die Nutzung der App auf älteren Handys“, sagte der Minister den Funke-Zeitungen. Das Update gebe es am 10. Februar. Damit werde es vier Millionen zusätzlichen Handybesitzern möglich sein, die Coronawarn-App runterzuladen.

Die Coronawarn-App der Bundesregierung wurde bislang mehr als 25 Millionen Mal heruntergeladen. Experten schätzen, dass sie von rund 23 Millionen Menschen aktiv genutzt wird. (dpa)

Hausärz­t:in­nen fordern Lockerungs-Perspektive

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, fordert klare Perspektiven für Lockerungen der Coronabeschränkungen und warnt vor gesundheitlichen Schäden, wenn diese Aussichten fehlen. Nach mehr als einem Jahr Pandemie, verbunden mit Ängsten vor Erkrankung, Existenzverlust und zahlreichen enorm belastenden Einschränkungen, seien die Menschen physisch und psychisch zermürbt, sagte Weigeldt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag).

Viele Menschen resignierten angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit des ständig verlängerten Lockdowns, berichtete Weigeldt aus der Erfahrung mit Patientengesprächen. Einige fühlten sich ohnmächtig angesichts des Eindrucks, mitunter irrational anmutenden Entscheidungen ausgeliefert zu sein.

Der Hausärzte-Chef kritisierte die „Schwarzmalerei und Perspektivlosigkeit“ und forderte stattdessen eine aufbauende Kommunikation vonseiten der Politik: „Das klägliche ‚Es reicht leider immer noch nicht‘, das wir tagaus-tagein hören, muss endlich einer Sprache weichen, die den persönlichen Ehrgeiz der Menschen anspornt, zum Mitmachen beflügelt und klare Etappenziele aufzeigt“, sagte Weigeldt. (epd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    "Die Angst der Deutschen vor den Folgen der Coronapandemie wächst. Laut der am Donnerstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen“ der R+V-Versicherung fürchtet mehr als die Hälfte der Befragten eine Rezession und immer wiederkehrende Lockdowns bis zum Ende der Impfungen. „Die erzwungene Isolation und die Dauer der Pandemie befeuern die Ängste“, erklärte die Leiterin des R+V-Infocenters, Brigitte Römstedt."

    Angst ist etwas anderes als Furcht.



    Furcht heißt, etwas als Gefahr oder Bedrohung wahrzunehmen und entsprechende Vorkehrungen dagegen zu treffen. Die Rationalität misst sich hier an der Plausibilität der Bedrohung und der Verhältnismäßigkeit der Vorkehrungen.



    So es vernünftig, zu befürchten, überfahren zu werden, wenn man ohne sich umzuschauen über die Staße geht. Deswegen schaut man nach links, dann nach rechts und wieder nach links und geht, wenn alles frei ist, über die Straße.



    Angst ist etwas anderes. Das bedeutet, sich der Situation nicht gewachsen zu fühlen. Im Straßenverkehr z.B. ist man nicht immer aufmerksam und konzentriert. Es kann also sein, man vergisst einen Schulterblick beim Fahrradfahren oder ist beim Straßeüberqueren abgelenkt. Wer deswegen Angst vor dem Straßenverkehr hat, meidet ihn wo er kann, sucht sich eine andere Person, die mit einem/r selbst die Straße überquert oder fährt nur im Park mit dem Fahrrad. Deswegen heißt es in der Philosophie auch, Angst sei immer schon die Angst vor der Angst. Man hat Angst vor der eigenen Unsicherheit und Unzulänglichkeit.



    Danach wurde in diesem Fall aber nicht gefragt. Eine Frage nach der Angst wäre z.B.:



    "Haben Sie Angst, ihre Lage während der nächsten Monate in der Coronapandemie nicht mehr zu bewältigen?"



    Ich gehe davon aus, dass die Zahlen bei einer solchen Frage geringer wären.



    "Angst" wurde ins Englische improtiert, weil es eine Dimension der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verlassenheit hat, die "fear" nicht hat. Wie in "teenage angst" oder "german angst".

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Interessant

  • Unsäglich, wie dieses Deutschland die extrem hohe Zahl der Toten hinnimmt, die größtenteils BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen waren und mangels stringenter Konzepte und teils katastrophaler personeller Ausstattung leichtfertig zu Opfern gemacht werden.

    Heute las ich im Kölner StadtAnzeiger, dass sich besonders die FDP in der schwarzgelben Koalition von NRW für weitere Schließungen von Krankenhäusern aus Effizienzgründen einsetzt.



    Wenn Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser als private Profitprojekte sich zu lohnen scheinen, auf Kosten der Belastung des Personals trotz schlechter Bezahlung und der knappen Versorgung der Pflegebedürftigen, dann nenne ich das Barbarei.

  • Um die Schulen wieder sicher zu öffnen, müsste man im Prinzip die Schulkinder zuerst impfen.

    Das wäre im Prinzip schon machbar, denn der Anteil der Kinder unter 10 Jahren an der Gesamtbevölkerung liegt in Deutschland bei etwas weniger als 10 %:

    www.bpb.de/nachsch...1538/altersgruppen

    Was aber der Haken daran ist, ist dass wir bisher keine Impfstoffe haben, die für Kinder sicher und getestet sind.

  • > Spahn sagte weiter: „Wir brauchen einen verantwortungsvollen Übergang vom Lockdown in einen neuen Normalzustand.“ [ ... ]



    > „Man muss regional unterschiedlich agieren und reagieren können“, meinte der Gesundheitsminister. „Wir können nicht den ganzen Winter in diesem harten Lockdown bleiben. Das würden wir nicht gut aushalten als Gesellschaft.“

    Dass der Lockdown kein haltbarer Dauerzustand ist, sehe ich auch so. Nur, wenn man einfach wieder lockert, ohne genug verfügbare Tests, ohne effiziente Kontaktverfolgung der großen Mehrheit aller Infektionen, ohne Quarantäne potenziell Infizierter, ohne Einreisequarantäne, und ohne ausreichende und qualifizierte personelle Ausstattung der Gesundheitsämter, dann gehen die Zahlen innerhalb von Wochen wieder hoch.

    Das sieht man am Beispiel Dänemarks, welches die B.1.1.7 Mutation gesondert verfolgt und trackt - da ist der R Wert für die alte Variante unter 1, der für die Mutation bei 1.07, also im exponentiellen Wachstum. Das ist ganz eindeutig:

    www.sciencemag.org...vid-19-virus-surge

    Was wir tatsächlich brauchen, ist eine nachdrückliche No-Covid Strategie mit allen oben genannten Maßnahmen - anstelle von immer neuen Lockdowns. Und alle diese Maßnahmen zusammen - Bereitstellung von Testmaterial, ausreichendes Personal in Gesundheitsämtern, effiziente Kontaktverfolgung, effektive und kontrollierte Quarantäne von Kontaktpersonen und Verdachtsfällen, Quarantäne einreisender Touristen, Lockerungen regional anhand guter Inzidenzwerte in den Kreisen und Bundesländern - alles zusammen ist immer noch, selbst rein ökonomisch betrachtet, weit billiger als dauernde Lockdowns.

    Wenn die Regierung das nicht macht, dann verfolgt sie im Endeffekt doch eine Herdenimmunitäts-Strategie, nur anders benannt - denn ohne Suppression lassen sich die Zahlen nicht lange niedrig halten. Warum? Warum machen wir das? Der Allgemeinheit kann es nicht nützen.

  • "Der Hausärzte-Chef [Ulrich Weigeldt] kritisierte die 'Schwarzmalerei und Perspektivlosigkeit' [...]: 'Das klägliche 'Es reicht leider immer noch nicht', das wir tagaus-tagein hören [...]"

    Na. Dann soll der doch mal bei sich selbst anfangen.

    • @tomás zerolo:

      Ja, aber da hat er (der bislang nicht durch Sachverstand aufgefallen ist) mal ins Schwarze getroffen.

      Vietnams Strategie setzt auf "Gamification" - die junge Generation kriegt die Gelegenheit, es den Heldentaten der Altvorderen im Krieg gegen die imperialistischen "giặc" (das bedeutet "ehrlose Feinde, die keine Gnade oder Respekt verdienen") gleichzutun, nur diesmal in einem "Krieg" gegen einen ganz anderen "giặc", in dem es um die Rettung statt Vernichtung von Menschenleben geht, also ohne moralische Zweifel, und der ganzen Menschheit zum Gefallen.

      In Neuseeland hat Jacinta Ardern auf eine mächtige Ansprache an die Nation gesetzt, die mit ganz anderen Mitteln und ganz anderer Form (aber in der Konsequenz ähnlichem Inhalt) das Gleiche erreicht hat.

      Der Erfolg der Weltbesten liegt also zum guten Teil an dem, was Weigeldt sehr treffend als "Sprache [...] die den persönlichen Ehrgeiz der Menschen anspornt, zum Mitmachen beflügelt" bezeichnet: die Bevölkerung wurde dort, wo sie stand, nicht alleingelassen, sondern abgeholt, begeistert, motiviert: gemeinsam, wir alle zusammen gegen das Virus, das ALLE bedroht (auch die nicht unmittelbar vom Tod bedrohten sind mittelbar von den sozioökonomischen Verwerfungen bedroht), jede*r nach ihren Möglichkeiten, allen nach ihren Bedürfnissen (Leben und körperliche Unversehrtheit). In Vietnam wie in Neuseeland urdemokratisch: von allen, für alle.

      Es ist fürwahr ein darwinistischer "struggle" einer Spezies gegen eine andere, bei der es keinen Waffenstillstand, kein Unentschieden nach Verlängerung, keine strategischen Bündnisse geben kann: die eine Spezies wird die andere zu ihrem Spielzeug machen - entweder die Menschheit wird dem Virus einen ewiger und unerschöpflicher Wirtspool, oder die Menschheit verschließt dem Virus alle Evolutionswege außer dem in Richtung eines harmlosen grippalen Infekts mit Nullletalität - wie seine Verwandten HKU-1, NL63, OC43 etc. Ein anderes Ergebnis ist definitiv ausgeschlossen.

  • Solange wir nicht durch geimpft sind, würde uns eine zu frühe Lockerung unweigerlich die dritte Welle, mit vielen neuen Mutationen, überrrollen!