Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Extrem viele Tote in Sachsen
Im November starben bundesweit deutlich mehr Menschen als zu der Jahreszeit üblich, vor allem in Sachsen. Die Kanaren sind wieder Risikogebiet.
Übersterblichkeit vor allem in Sachsen
Nach dem Anstieg der Zahl der Coronaneuinfektionen steigt auch die Zahl der Todesfälle weiter an: Nach vorläufigen Erkenntnissen des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind Mitte November etwa 9 Prozent mehr Menschen gestorben als im Schnitt der Vorjahre. Vor allem für Sachsen meldete Destatis am Freitag eine hohe Übersterblichkeit.
Wie das Amt in Wiesbaden mitteilte, starben zwischen 16. und 22. November in Deutschland fast 9 Prozent mehr Menschen als im Schnitt der vier Jahre zuvor. „Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen in Sachsen“, erläuterte das Demografie-Team von Destatis. „Die Differenz zum Durchschnitt der vier Vorjahre nimmt dort derzeit von Woche zu Woche deutlich zu.“ In der 41. Kalenderwoche lag die Zahl der Sterbefälle noch unter dem Durchschnitt – in der 47. Kalenderwoche lag sie um 46 Prozent darüber.
Auch in vier anderen Bundesländern lag die Übersterblichkeit im zweistelligen Bereich: in Baden-Württemberg, Brandenburg, Thüringen um jeweils 12 Prozent und Nordrhein-Westfalen um 10 Prozent. Von Coronaskeptikern wird immer wieder behauptet, es gebe keine Übersterblichkeit in Deutschland. (dpa/taz)
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Ethikrat fordert Unterstützung für Heime
Der Deutsche Ethikrat hat in einem eindringlichen Appell Politik und Gesellschaft aufgerufen, Bewohnern und Personal in den Pflegeheimen zu helfen. Während der Coronapandemie müsse ein Mindestmaß an Kontakten sichergestellt werden, sagte die Vorsitzende des Ethikrats, Alena Buyx, am Freitag in Berlin bei der Vorstellung einer Empfehlung des Ethikrats über ein „Mindestmaß sozialer Kontakte in der Langzeitpflege während der Covid-19-Pandemie“.
Der Ethikrat empfiehlt, das Personal in Heimen und ambulanten Diensten durch externe Kräfte zu unterstützen, etwa Medizinstudenten, Ehrenamtliche oder ehemalige Beschäftigte des Gesundheitswesens. Entlohnung und Zusatzkosten müssten von der Pflegeversicherung übernommen werden. (epd)
Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.
Kanaren wieder als Risikogebiet eingestuft
Die Bundesregierung stuft die bei deutschen Urlaubern sehr beliebten Kanarischen Inseln wieder als Coronarisikogebiet ein. Das Robert-Koch-Institut teilte am Freitag auf seiner Internetseite mit, dass damit ab Sonntag wieder ganz Spanien auf der Risikoliste steht – was auch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts nach sich zieht.
Die Kanaren zählen zu den ganz wenigen Urlaubszielen im europäischen Ausland, für die bisher keine Reisewarnung galt. Am 24. Oktober war sie wegen sinkender Infektionszahlen aufgehoben worden. Acht Wochen lang galten die Kanaren so als „risikofrei“. Seit einiger Zeit steigen die Zahlen dort aber wieder – vor allem auf Teneriffa. (dpa)
Mehr Coronatote in Frankreich als bei einer Grippe
Die Sterberate von Coronapatienten im Krankenhaus könnte einer französischen Studie zufolge etwa dreimal so hoch wie die von Grippe-Patienten sein. Während sie bei Corona-Infizierten, die im Frühjahr in eine Klinik eingeliefert wurden, bei etwa 16,9 Prozent lag, betrug sie bei in einer Klinik behandelten Grippekranken im Winter 2018/2019 nur etwa 5,8 Prozent. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass sich Corona mittlerweile etwas besser behandeln lässt.
„Unsere Studie … bestätigt, dass Covid-19 viel gravierender ist als die Grippe“, sagte Studienleiterin Catherine Quantin vom Universitätsklinikum in Dijon laut einer Mitteilung. Die Ergebnisse sind im Fachblatt The Lancet Respiratory Medicine erschienen. (dpa)
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Spahn will vereinfachten Impfplan
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will an diesem Freitag seine Verordnung zum Ablauf der Corona-Impfungen vorstellen und unterzeichnen. Damit wird festgelegt, in welcher Reihenfolge Bürger:innen Anspruch auf eine Immunisierung haben.
Dabei will Spahn nur teilweise den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut folgen. In seiner Verordnung sind nur drei Gruppen aufgeführt, die hintereinander geimpft werden sollen. Die Stiko hatte fünf Kategorien vorgeschlagen.
Durch die Einordnung in drei Gruppen sei eine gewisse Flexibilität vor Ort möglich, sagte Spahn am Freitag im ZDF-“Morgenmagazin“. An der Reihenfolge, in der Bürger Impfungen erhalten können, habe sich jedoch nichts geändert, auch an der „Definition der Gruppen“. „Das haben wir zu 99 Prozent übernommen“.
Zugleich mahnte Spahn die Bürger mit Blick auf die Impfungen zu Geduld. „Wir fangen jetzt mit den über 80-Jährigen, den Höchstbetagten, den Pflegebedürftigen und denjenigen, die sie pflegen und betreuen, an“, begründete Spahn die Ausgestaltung der Verordnung. Diese Gruppe sei bereits so groß, dass sie in den „nächsten Wochen das Impfgeschehen in Deutschland prägen wird“. „Alle anderen muss ich weiter um Geduld bitten.“
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA wird am Montag ihre Entscheidung über eine Zulassung des Impfstoffs der Firmen Biontech und Pfizer in der EU fällen. Es wird allgemein mit einem positiven Entscheid gerechnet. (afp/dpa/taz)
Erneut mehr als 800 Tote an einem Tag
In Deutschland sind am Donnerstag 813 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Die Gesamtzahl der Menschen, die an den Folgen von Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg bis Freitag auf 24.938. Ein Abflachen der Sterbezahlen ist auch in den nächsten Wochen nicht in Sicht, da die Neuinfektionen weiter offenbar ungebremst zunehmen.
Erstmals sind in Deutschland mehr als 30.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages registriert worden. Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 33.777 Infektionen gemeldet, wie das RKI am Freitagmorgen mitteilte. In der Zahl sind 3.500 Nachmeldungen aus Baden-Württemberg enthalten, die am Vortag aus technischen Gründen nicht übermittelt worden waren. Abzüglich der Nachmeldungen wurden somit 30.277 neue Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. (dpa/taz)
Berliner Charité nur noch mit Notfallprogramm
Wegen eines erwarteten weiteren Anstiegs an Covid-19-Patienten schränkt Berlins Universitätsklinikum Charité den Betrieb in anderen Bereichen ab Montag ein. „Während wir bislang mit eher mäßigen Einschränkungen der klinischen Versorgung ausgekommen sind, [...] müssen wir nun zunächst in den kommenden 14 Tagen unsere Aktivitäten auf ein reines Notfall-Programm reduzieren“, teilte der Vorstand Krankenversorgung, Ulrich Frei, am Donnerstagabend mit. „Wir befinden uns nach wie vor in einer ungewöhnlich schweren Krise, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Wir haben noch schwere Wochen vor uns.“
Das Zurückfahren des Betriebs auf ein Notfall-Programm über Weihnachten und den Jahreswechsel bedeutet nach Freis Worten, dass es zunächst keine planbaren Eingriffe mehr geben wird und dass die Bettenbelegung um mindestens weitere 300 Betten reduziert wird. Notfälle werden nach Klinikangaben weiterhin behandelt und Tumoroperationen durchgeführt. Es gebe keine Einschränkungen für die Rettungsstellen. (dpa)
Schutzmaßnahmen kommen gut an
Eine Mehrheit der Deutschen will die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen über Weihnachten beachten, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey berichten. Demzufolge geben rund 53 Prozent der Befragten an, die Regeln „sehr genau“ einhalten zu wollen, 24 Prozent immerhin „eher genau“. (rtr)
Über 17 Millionen Infektionen in den USA
In den USA sind nach Reuters-Berechnungen mittlerweile in mehr als 17 Millionen Fällen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Zahl der Fälle steigt demnach um knapp 240.000 auf 17,16 Millionen. Die Zahl der Fälle, in denen positiv getestete Menschen starben, erhöht sich um mindestens 3.335 auf 311.102. (rtr)
Brasilianisches Gericht erlaubt Impfpflicht
In Brasilien urteilt der Oberste Gerichtshof, dass die Behörden den Bürger:innen Impfungen vorschreiben dürfen. Die Brasilianer:innen könnten dazu „aufgefordert, aber nicht gezwungen“ werden, befindet die Mehrheit der Richter:innen. Wie genau die Verwaltung Impfungen durchsetzen darf, lässt das Urteil offen. Richter Ricardo Lewandowski führt darin lediglich aus, dass Impfverweiger:innen womöglich Sanktionen akzeptieren müssten, etwa ein Verbot der Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen oder des Aufenthalts an bestimmten Orten. (rtr)
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