Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Neuer Rekord bei Neuinfektionen
In den USA wie auch in Deutschland haben sich noch nie so viele Menschen an einem Tag mit dem Coronavirus angesteckt. In Tschechien flacht die Kurve ab.
Mehr als 150.000 neue Infektionen in den USA
Die USA haben einen weiteren Höchststand an Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Am Donnerstag wurden 153.496 Fälle registriert, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität vom Freitag hervorgeht. Das sind rund 10.000 mehr als noch am Vortag. Das ist die höchste Fallzahl für Ansteckungen mit dem Virus binnen 24 Stunden seit Beginn der Pandemie in den USA.
Insgesamt wurden nach Angaben der Johns Hopkins Unversity in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern seit Beginn der Pandemie rund 10,5 Millionen Coronavirus-Infektionen bestätigt. Etwa 242.400 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus – mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden Zahlen – auch die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden – zuletzt auch nachträglich korrigiert.
Wieder mehr Neuinfektionen in Deutschland
Auch in Deutschland haben die Neuinfektionen mit dem Coronavirus ein neues Rekordhoch erreicht. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 23.542 nachgewiesene Ansteckungen binnen 24 Stunden. Das sind rund 1.700 mehr als am Donnerstag und etwa 2.000 mehr als vor einer Woche. Binnen eines Tages starben dem RKI zufolge zudem weitere 218 Menschen an oder mit dem Virus.
„Die Hoffnung, dass der Anstieg bei den täglichen Corona-Neuinfektionen in Deutschland gestoppt ist, erfüllt sich weiterhin nicht“, schrieb Malte Kreutzfeldt, Corona-Experte der taz, bei Twitter. Das 7-Tage-Mittel sei auf 18.858 gestiegen. Immerhin sinke aber die Wachstumsrate im Vergleich zur Vorwoche weiter auf 11 Prozent.
„Weiterhin exponentiell entwickelt sich dagegen die Zahl der täglich gemeldeten Coronatoten“. Der 7-Tage-Mittelwert habe zugelegt auf 158 pro Tag. Das seien 48 Prozent mehr als vor einer Woche. (rtr/taz)
Spahn: Erfolg von Teillockdown noch unklar
Der Erfolg der zu Monatsbeginn beschlossenen Coronamaßnahmen lässt sich nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn derzeit noch nicht einschätzen. „Dieses Virus hat eine lange Bremsspur“, sagte der CDU-Politiker am Freitag in der ARD. „Wir sehen erst sehr zeitverzögert in den Zahlen, ob diese Maßnahmen wirken.“ Die Zahl der Neuinfektionen steige zwar nicht mehr so stark wie zuvor, sie müsse aber sinken. „Da sind wir eben noch nicht, wo wir hinmüssen.“ (rtr)
„Unser Ziel muss sein, unter die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 zu kommen“, sagte der CSU-Politiker dem Münchner Merkur (Freitag). Im ZDF bezeichnete Söder diesen Wert als „Mutter aller Zahlen“, weil er die Rückverfolgung von Infektionen durch die Gesundheitsämter ermögliche. Bayern und bundesweit liegt der Wert derzeit um ein Vielfaches höher. Er gibt an, wie viele Neuinfektionen es binnen der vergangenen sieben Tage auf 100.000 Menschen gab.
Bayern schließt Sporthallen
Aus bayerischer Sicht sollte ein weiteres Thema am Montag auf die Tagesordnung kommen. In dem Freistaat müssen ab diesem Freitag so gut wie alle Sporthallen geschlossen bleiben – einzig Schul- und Profisport bleiben im November in Innenräumen erlaubt. „Die Staatsregierung zieht damit eine Entscheidung vor, die Bayern bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Montag ohnehin vorgeschlagen hätte“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstagabend der Deutschen Presse-Agentur in München.
Hintergrund für die Neuregelung ist eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (BayVGH). Dieser hatte unter Verweis auf das Gleichheitsprinzip am Donnerstag die bisherige Schließung von Fitnessstudios aufgehoben, weil auf der anderen Seite sonstige Sportstätten für Individualsport geöffnet seien. Das Gericht gab damit dem Eilantrag eines Fitnessstudio-Inhabers zum Teil statt.
„Die Staatsregierung respektiert selbstverständlich den Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs und seine Begründung“, sagte Holetschek. Deshalb werde sie durch eine sofortige Verordnungsänderung die vom BayVGH geforderte Gleichbehandlung von Fitnessstudios und sonstigen Sportstätten durch Schließung sämtlicher Indoor-Sportstätten in Bayern mit Wirkung zum Freitag, 13. November, herstellen. Die leider steigenden Infektionszahlen in Bayern zwängen zu weiteren Maßnahmen, um das Geschehen in den Griff zu bekommen. „Der Infektionsschutz und die Gesundheit unserer Bürger haben absoluten Vorrang.“ (dpa)
In Tschechien weniger Neuinfektionen
In Tschechien flacht sich die Kurve bei den Neuinfektionen weiter ab. Das Gesundheitsministerium meldet am Freitag 7.874 nachgewiesene Ansteckungen binnen 24 Stunden. Das sind 5.358 weniger als vor einer Woche. Die Gesamtzahl der Coronavirus-Infektionen stieg damit auf 446.675. Das Land mit seinen knapp elf Millionen Einwohnern weist die höchste Pro-Kopf-Infektionsrate in Europa auf. Die Zahl der Todesfälle stieg einschließlich Nachmeldungen um 185 auf 5.755. (rtr)
In Frankreich werden 32.683 auf Corona positiv getestete Menschen im Krankenhaus behandelt. Die Zahl der neuen Positivtests stieg dem Gesundheitsministerium zufolge um 33.172 (Mittwoch: 35.879) auf insgesamt knapp 1,9 Millionen. Es wurden 425 weitere Todesfälle verzeichnet, damit bislang 42.960.
Impfstoffe für Israel
Israel sichert sich acht Millionen Dosen des Impfstoffes von Pfizer und Biontech. Damit könne fast die Hälfte der Israelis geimpft werden, sagt Gesundheitsminister Yuli Edelstein. Mit der Auslieferung solle im Januar begonnen werden. Pfizer und Biontech bestätigten die Vereinbarung. Zu den finanziellen Details wollten sich die Unternehmen nicht äußern. Ein entsprechender Vorvertrag solle am Freitag unterschrieben werden, teilt Pfizer mit. (rtr)
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