Aktivist in Myanmar festgenommen: Verhaftet und verletzt
Ein bekannter Demokratieaktivist ist in Myanmar von der Militärjunta festgesetzt worden. Er hat bereits mehrere Jahrzehnte in Haft verbracht.
Doch Ko Jimmy soll bei seiner Festnahme bewusstlos geschlagen worden sein, worauf er mit einer schweren Kopfverletzung mutmaßlich in ein Militärkrankenhaus eingeliefert wurde. Die Nachrichtenwebseite ElevenMedia meldete unter Berufung auf Nachbarn sogar Schüsse in der fraglichen Zeit, doch sei ein Zusammenhang mit der Festnahme nicht klar. Nilar Thein sagt, sie könne sich aus Angst vor Festnahme nicht bei der Polizei nach ihrem Mann erkundigen.
Ko Jimmy gehörte zu den ersten, nach denen kurz nach dem Militärputsch vom 1. Februar die Junta per Steckbrief suchen ließ. Ihm wurde vorgeworfen, mit Postings in den sozialen Medien den Widerstand gegen die neuen Machthaber anzufeuern und „Unruhe“ zu stiften. Der Kampf gegen die Diktatur zieht sich durch Ko Jimmys Leben.
Als 1988 die erste große Demokratiebewegung die Diktatur Ne Wins stürzte und die spätere Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi berühmt machte, war Ko Jimmy ein Protestführer der Studenten. Bei der brutalen Niederschlagung der Bewegung durch das Militär wurden etwa 3.000 Menschen getötet und Ko Jimmy für 15 Jahre ins Gefängnis gesteckt.
Demokrat und Nationalist
Dort lernte er die jüngere Mitgefangene Nilar Thein kennen. Sie heirateten nach der Freilassung 2005. Schon zwei Jahre später wurden sie erneut verhaftet, weil sie sich der damaligen sogenannten Safranrevolution der Mönche angeschlossen hatten. Darauf wurden sie aber in verschiedenen Gefängnissen untergebracht, Hunderte Kilometer voneinander entfernt. 2012 kamen beide im Zuge der vom Militär eingeleiteten Reformen frei. Ko Jimmy, der bis dahin schon zwanzig Jahre hinter Gittern verbracht hatte, bezeichnete Gefängnisse scherzhaft als ihr zweites Zuhause.
Er, Nilar Thein und andere aus der 1988er Studentenbewegung unterstützten fortan die Demokratisierung und die seit 2015 amtierende Regierung von Aung San Suu Kyi. Doch sorgten sie und andere Sprecher der 88er Generation, wie sie in Myanmar genannt wird, im Ausland für Entsetzen, als ausgerechnet sie 2017 die Vertreibung von 750.000 Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya durch Myanmars Militär verteidigten.
Damit entsprachen sie zwar Myanmars Mainstream, von buddhistischen Nationalisten bis hin zu Aung San Suu Kyi, aber es entsprach so gar nicht den gängigen Vorstellungen von Menschenrechten und Demokratie.
Durch den Putsch und Ko Jimmys Festnahme gibt es wieder klare Feindbilder. Daran ändert auch eine kürzliche Amnestie nichts, die das Ausland besänftigen sollte, aber – wie Ko Jimmys Verhaftung zeigt – keine Abkehr von der Repression ist.
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