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Aktivist in Myanmar festgenommenVerhaftet und verletzt

Ein bekannter Demokratieaktivist ist in Myanmar von der Militärjunta festgesetzt worden. Er hat bereits mehrere Jahrzehnte in Haft verbracht.

Kyaw Min Yu (Mitte) auch bekannt als Ko Jimmy nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 2012 Foto: Soe Than Win/afp

Berlin taz | „Ich habe Angst, dass ich ihn nicht mehr lebend wiedersehe“, sagt die birmesische Demokratieaktivistin Nilar Thein über ihren Mann Kyaw Min Yu. Der in Myanmar als Ko Jimmy (Bruder Jimmy) bekannte 52-jährige frühere Studentenführer ist in der Nacht auf Sonntag vom Militär in der Metropole Yangon in seinem Versteck aufgespürt und festgenommen worden. Zwei andere konnten noch fliehen.

Doch Ko Jimmy soll bei seiner Festnahme bewusstlos geschlagen worden sein, worauf er mit einer schweren Kopfverletzung mutmaßlich in ein Militärkrankenhaus eingeliefert wurde. Die Nachrichtenwebseite ElevenMedia meldete unter Berufung auf Nachbarn sogar Schüsse in der fraglichen Zeit, doch sei ein Zusammenhang mit der Festnahme nicht klar. Nilar Thein sagt, sie könne sich aus Angst vor Festnahme nicht bei der Polizei nach ihrem Mann erkundigen.

Ko Jimmy gehörte zu den ersten, nach denen kurz nach dem Militärputsch vom 1. Februar die Junta per Steckbrief suchen ließ. Ihm wurde vorgeworfen, mit Postings in den sozialen Medien den Widerstand gegen die neuen Machthaber anzufeuern und „Unruhe“ zu stiften. Der Kampf gegen die Diktatur zieht sich durch Ko Jimmys Leben.

Als 1988 die erste große Demokratiebewegung die Diktatur Ne Wins stürzte und die spätere Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi berühmt machte, war Ko Jimmy ein Protestführer der Studenten. Bei der brutalen Niederschlagung der Bewegung durch das Militär wurden etwa 3.000 Menschen getötet und Ko Jimmy für 15 Jahre ins Gefängnis gesteckt.

Demokrat und Nationalist

Dort lernte er die jüngere Mitgefangene Nilar Thein kennen. Sie heirateten nach der Freilassung 2005. Schon zwei Jahre später wurden sie erneut verhaftet, weil sie sich der damaligen sogenannten Safranrevolution der Mönche angeschlossen hatten. Darauf wurden sie aber in verschiedenen Gefängnissen untergebracht, Hunderte Kilometer voneinander entfernt. 2012 kamen beide im Zuge der vom Militär eingeleiteten Reformen frei. Ko Jimmy, der bis dahin schon zwanzig Jahre hinter Gittern verbracht hatte, bezeichnete Gefängnisse scherzhaft als ihr zweites Zuhause.

Bei der brutalen Niederschlagung der Bewegung 1988 wurden etwa 3.000 Menschen getötet und Ko Jimmy für 15 Jahre ins Gefängnis gesteckt

Er, Nilar Thein und andere aus der 1988er Studentenbewegung unterstützten fortan die Demokratisierung und die seit 2015 amtierende Regierung von Aung San Suu Kyi. Doch sorgten sie und andere Sprecher der 88er Generation, wie sie in Myanmar genannt wird, im Ausland für Entsetzen, als ausgerechnet sie 2017 die Vertreibung von 750.000 Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya durch Myanmars Militär verteidigten.

Damit entsprachen sie zwar Myanmars Mainstream, von buddhistischen Nationalisten bis hin zu Aung San Suu Kyi, aber es entsprach so gar nicht den gängigen Vorstellungen von Menschenrechten und Demokratie.

Durch den Putsch und Ko Jimmys Festnahme gibt es wieder klare Feindbilder. Daran ändert auch eine kürzliche Amnestie nichts, die das Ausland besänftigen sollte, aber – wie Ko Jimmys Verhaftung zeigt – keine Abkehr von der Repression ist.

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