Aktionstag von Ende Gelände: Brandbeschleuniger der Klimakrise
Die Aktivist*innen von Ende Gelände demonstrieren in Brunsbüttel gegen das geplante LNG-Terminal. Für Samstag sind Proteste in Hamburg geplant.
![Zwei Männer in weißen Schutzanzügen heben eine Frau unter den Kniekehlen hoch Zwei Männer in weißen Schutzanzügen heben eine Frau unter den Kniekehlen hoch](https://taz.de/picture/5008761/14/Ende-Gelaende-Brunsbuettel-Camp-LNG-Terminal-1.jpeg)
„Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise“, sagt die Ende Gelände-Sprecherin Joli Schröter. „Der Import von Flüssiggas in Brunsbüttel bedeutet in anderen Ländern Ausbeutung, Zerstörung, Gift und Kolonialismus.“ Ein großer Teil des flüssigen Gases, das künftig in Brunsbüttel angeliefert werden soll, kommt aus Fracking-Gebieten im globalen Süden. Fracking ist in Deutschland wegen seiner schädlichen Auswirkungen auf Böden und Grundwasser größtenteils verboten.
Bei der Gewinnung von Gas sowie seinem Transport in flüssiger Form wird Methan freigesetzt – ein noch stärkeres Treibhausgas als CO2. Der Plan, in den nächsten Jahren auf den fossilen Energieträger zu setzen, sei deshalb veraltet, sagen Kritiker*innen. Die Deutsche Umwelthilfe etwa setzt sich seit Jahren gegen LNG ein, eine lokale Bürgerinitiative versucht seit zehn Jahren, die Planungen für die Infrastruktur in Brunsbüttel zu verhindern.
„Wenn das Terminal kommt, bedeutet das Emissionen von 14 Millionen Tonnen CO2 jährlich“, warnt Constantin Zerger, der Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. „Es ist weder mit den Klimazielen der Bundesregierung vereinbar, noch energiewirtschaftlich sinnvoll.“ Für LNG, das gern als „Brückentechnologie“ auf dem Weg in eine CO2-neutrale Energieversorgung bezeichnet wird, werde es in den nächsten Jahren kaum genug Nachfrage geben, als dass sich das Terminal rechnen könne.
Hoffnung auf 3.500 neue Arbeitsplätze
Laut dem nationalen Klimaplan der Bundesregierung müsse der Gasverbrauch in Deutschland in den nächsten Jahren stark sinken. „Da kreist der Pleitegeier schon ziemlich tief“, so Zerger.
Laut Norbert Pralow, dem Sprecher der Initiative „Klimabündnis gegen LNG“, ist die Bevölkerung in Brunsbüttel allerdings für den Bau des Terminals, den auch die Landesregierung aus CDU, Grünen und FDP im Koalitionsvertrag verankert hat. Der Grund dafür sei die Hoffnung auf 3.500 neue Arbeitsplätze, die bei der Betreiberfirma German LNG, einem Zusammenschluss niederländischer und deutscher Unternehmensgruppen, entstehen könnten.
Frage man dort jedoch nach, stünden dann doch lediglich 70 Arbeitsplätze in Aussicht, sagt Pralow. Unter Sicherheitsaspekten sei das Terminal für die Region, in der bereits eine Müllverbrennungsanlage, ein abgeschaltetes Atomkraftwerk und 12 Chemieunternehmen angesiedelt sind, unverantwortlich. „Wie kann man nach der Explosion im Chemiepark Leverkusen und der Hochwasserkatastrophe mit hunderten Toten an einer so riskanten und umweltschädlichen Planung festhalten?“, fragt er.
Anreisestopp wegen Corona
Neben Brunsbüttel erklärte Ende Gelände für das Wochenende auch Hamburg zum Protestgebiet. Am Samstag wollen vorwiegend migrantische Gruppe und BPOC dort „imperialistische Institutionen“ blockieren. Antirassismus und globale Gerechtigkeit bilden in diesem Jahr einen Schwerpunkt der Klimaaktivist*innen. Unter dem Motto „Es gibt keine Klimakrise ohne weiße Vorherrschaft“ wollen die Aktivist*innen auf die Zusammenhänge zwischen europäischem Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörungen sowie rassistischen und kolonialen Ausbeutungen im globalen Süden aufmerksam machen.
Am Mittag meldeten die Organisator*innen von Ende Gelände einen Anreisestopp für das Camp in Brunsbüttel. Das Corona-Schutzkonzept lasse keine weiteren Teilnehmer*innen mehr zu. Die Blockaden der Baustelle des LNG-Terminals und der vor Ort ansässigen Energieunternehmen sollen am frühen Samstag morgen starten.
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