Agrarpolitik der Ampel-Koalition: Foodwatch für strengere Gesetze
Die Verbraucherorganisation kritisiert die Ampel-Agrarpläne deutlich. Statt einer Haltungskennzeichnung für Fleisch fordert sie striktere Regeln.
Um den Konsum zu senken, müssten EU-weite CO2-Abgaben für tierische Lebensmittel wie Fleisch und Milch eingeführt werden. Künftig müssten auch konventionelle Landwirte ihre Tiere mindestens so gut halten wie im Ökolandbau. Kontrollen sollten sicherstellen, dass Einfuhren die gleichen Anforderungen erfüllen.
Stattdessen setzen SPD, Grüne und FDP laut Foodwatch vor allem auf eine Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte, damit VerbraucherInnen die tierfreundlicheren auswählen können. Das werde aber nicht dazu führen, dass alle Tiere gut genug gehalten werden, ebenso wenig wie der Plan der Koalition, Geld für tierfreundlichere Ställe zur Verfügung zu stellen, kritisierte die Organisation. Lediglich die angekündigte Beschränkung von Werbung für „ungesunde Lebensmittel“, die an Kinder gerichtet sei, sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Übergewicht. Laut Robert-Koch-Institut sind 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig.
Mit ihrer insgesamt negativen Einschätzung des Koalitionsvertrags unterscheidet sich Foodwatch deutlich von Umweltorganisationen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärte: „Die Ampel-Koalition hat einen ambitionierten Einstieg in den Umbau der Tierhaltung vorgelegt.“ Nun müsse die Agrarpolitik im Geiste der Zukunftskommission Landwirtschaft gestaltet werden, in der Umweltschützer und Bauernvertreter sich auf mehr Umweltschutz bei gleichzeitigem finanziellen Ausgleich für die Landwirte geeinigt hatten.
Bauern kritisieren Finanzierung des Stallumbaus
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warf der Koalition vor, den Umbau der Ställe „aus dem Markt alleine“ finanzieren zu wollen. Der Vertrag sieht vor, dass das Geld nur von „Marktteilnehmern“, also nicht aus dem Staatshaushalt kommen solle.
Die Bauern belegen die Hälfte der deutschen Landfläche, vor allem sie belasten das Grundwasser mit dem potenziell gesundheitsschädlichen Nitrat aus Düngern, sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben. 13 Prozent der Treibhausgase kommen laut Umweltbundesamt aus der Landwirtschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist