Agrarkonzerne scheitern: Schonung für Argentiniens Bauern
Es gibt vorerst doch kein Gesetz, das Lizenzgebühren für Saatgut vorsieht. Die Turbolandwirtschaft breitet sich in Argentinien trotzdem weiter aus.
„Es ist nur ein Teilerfolg“, kommentierte Marcos Filardi von der NGO Multisectorial contra la Ley Bayer/Monsanto de Semillas, die sich für die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe, indigenen Gemeinschaften und kleinen Produzenten einsetzt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde die Reform immerhin bis 2020 auf Eis liegen, so Filardo. Im kommenden Jahr steht die Präsidentschaftswahl in Argentinien an, er erwarte nicht, dass in einem Wahljahr so eine große Entscheidungen getroffen werde.
Die bestehende Rechtslage erlaubt argentinischen Landwirten die kostenfreie Nutzung eines Teils der Ernte für die nächste Aussaat, auch wenn sie das ursprüngliche Saatgut gekauft haben. Den Saatgutmultis ist das ein Dorn im Auge. Sie verlangen die Einführung von Lizenzgebühren für die Wiederaussaat.
Doch der Widerstand reicht von den ganz großen Produzenten, die schlicht nichts zahlen wollen, bis zu den Kleinen, die um die ihre Existenz bangen.
Vier Saatgutkonzerne dominieren den Markt
In Argentinien werden nahezu alle Getreidesorten und Ölsaaten mit transgenem Saatgut angebaut. Die vier Firmen Bayer/Monsanto, ChemChina/Syngenta, Dow-DuPont und BASF kontrollieren 90 Prozent des Marktes. Seit sechs Jahren versuchen die Konzerne, eine Reform des Saatgutgesetzes durchzusetzen. Doch ihre Hoffnung unter der neuen konservativ-liberalen Regierung, endlich eine Neuregelung zu erreichen, hat sich offenbar nicht realisiert. Erst vor wenigen Tagen scheiterte ein erneuter Versuch, im Kongress eine Abstimmung zu erreichen.
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„Der Knackpunkt ist die Umwandlung des bestehenden kostenlosen Eigengebrauch des Saatguts in ein System, bei dem die Produzenten bis zu fünf Jahren eine Lizenzgebühr für die Nutzung des geistigen Eigentums an den Patentinhaber zahlen sollen,“ sagt Marcos Filardi.
In den Nachbarländern Brasilien und Paraguay müssten bereits Lizenzgebühren gezahlt werden. “Wir sagen Nein zu diesem Gesetzesprojekt, dass für die Produzenten jahrelange Lizenzgebühren bedeutet und die Kriminalisierung des traditionelles Saatguts vorantreibt, weil es den freien Austausch zwischen den Produzenten verbietet,“ heißt es in einem Erklärung, die von über 300 Vereinigungen unterschrieben ist.
Auch ohne Lizenzgebühren leidet Argentiniens kleinbäuerliche Landwirtschaft. Die agroindustrielle Landwirtschaft ist mit immer neuen Rekordzahlen bei der Produktion von Rohstoffen auf dem Vormarsch – und verdrängt die noch verbliebenen bäuerlichen Familienbetriebe.
Beispiel Soja: Argentinien ist nach den USA und Brasilien der drittgrößte Soja-Produzent weltweit. Die Anbaufläche für die Sojapflanzen stieg von 6,7 Millionen Hektar im Jahr 1996 auf über 20 Millionen Hektar in der Saison 2015/2016, als eine Rekordernte von rund 58 Millionen Tonnen Sojabohnen eingefahren wurde.
Der Sojaanbau wird vorwiegend in den zentralen argentinischen Provinzen Buenos Aires, Córdoba, Santa Fe, Entre Ríos und La Pampa betrieben. Doch seit die Bohnen immer stärker gegen Trockenheit, Kälte oder Hitze immunisiert werden, verschiebt sich die Anbaugrenze nach Süden und Norden. Ländereien, die für diese Turbolandwirtschaft nutzlos waren, werden nun in einem rasanten Tempo und Ausmaß in Wert gesetzt. Die Vertreibung der dort lebenden indigenen Gemeinschaften und die Rodung der Wälder mit Bulldozern haben gerade im Norden des Landes zugenommen.
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