Afghanistan: USA erwägt Geiselbefreiung

Es müsse "jeder mögliche Druck" auf die Taliban ausgeübt werden, so die US-Regierung. Südkorea schickt derweil eine Delegation nach Afghanistan, die direkt mit den Taliban verhandeln soll.

Verhandlungspartner für die einen, potentielles militärisches Ziel für die anderes - afghanische Taliban. Bild: dpa

WASHINGTON/GHASNI/SEOUL ap/rts /dpa Die USA schließen eine Militäraktion zur Befreiung der südkoreanischen Geiseln in Afghanistan entgegen früheren Meldungen offenbar doch nicht aus. "Es muss jeder nur mögliche Druck auf die Taliban ausgeübt werden, um sie zur Freilassung dieser Geiseln zu zwingen", erklärte der für die Region zuständige Unterstaatssekretär Richard Boucher am Donnerstag in Washington. Oberstes Ziel sei es, die Entführten frei zu bekommen - und zwar nach Möglichkeit friedlich und sicher.

Welche Formen der Druck auf die Taliban konkret annehmen könnte, ließ Boucher offen. "Es gibt Dinge, die wir sagen, Dinge, die von anderen gesagt werden, Dinge, die innerhalb der afghanischen Gesellschaft getan und gesagt werden, und es gibt potenzielle militärische Druckmittel", sagte er. Damit schien er früheren Äußerungen des stellvertretenden US-Außenministers John Negroponte und des südkoreanische Außenministers Song Min Soon zu widersprechen. Beide hatten nach Gesprächen am Rande einer ASEAN-Konferenz in Manila eine gewaltsame Befreiungsaktion ausgeschlossen.

Südkorea bemüht sich derweil darum, direkt mit den Taliban über das Schicksal der 21 südkoreanischen Geiseln zu verhandeln. Eine Delegation der Regierung in Seoul traf am Donnerstag in der Region ein, in der die Geiseln festgehalten werden. Nach Angaben des Gouverneurs der Provinz Ghasni, Miradschuddin Pathan, bemühte sie sich darum, mit den Taliban einen geeigneten Ort für direkte Gespräche zu vereinbaren.

Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte am Donnerstag, die Entführer hätten mit dem südkoreanischen Botschafter in Kabul telefoniert. Mitglieder der radikal-islamischen Taliban in der südostafghanischen Provinz Ghasni seien auch zu einem Treffen von Angesicht zu Angesicht bereit.

Ahmadi betonte, die Taliban blieben bei ihrer Forderung nach Freilassung von acht Gesinnungsgenossen in afghanischer Haft. Diese Forderung lehnen die Regierung in Kabul und die US-Führung ab. Nach dem Mord an einer zweiten koreanischen Geisel in der Nacht hatte die Regierung in Seoul betont, die Erfüllung der Forderung sei jenseits ihrer Möglichkeiten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der selbst Südkoreaner ist, bat Pakistans Präsident Pervez Musharraf in einem Telefonat um Hilfe bei der Befreiung der Entführten. Die afghanische Regierung beschuldigt Musharraf, die Taliban insgeheim zu unterstützen, was dieser aber vehement bestreitet. Auf Bans Ansinnen habe der Präsident erwidert, dass Pakistan weder Verbindungen noch Kontakte zu den Islamisten habe, sagte Musharrafs Sprecher.

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