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Afghanistan vor Gesprächen mit den TalibanAnschlag auf Frauenrechtlerin

Auf die Abgeordnete Fausia Kufi wurde am Freitag geschossen. Zu dem Angriff bekannte sich bisher niemand. Kufi soll mit am Verhandlungstisch sitzen.

Schon 2010 sollte Fausia Kufi aus dem Weg geräumt werden. Doch sie kämpft noch immer für Frauenrechte Foto: ap

Kabul dpa/afp | Auf die afghanische Frauenrechtlerin Fausia Kufi ist ein Mordanschlag verübt worden. Das teilte am Samstag ein Sprecher des Innenministeriums in der Hauptstadt Kabul mit. Kufi, eine Abgeordnete und ehemalige Vize-Sprecherin des Parlaments, gehört zur Delegation der Regierung für die geplanten Friedensgespräche mit den radikalislamischen Taliban.

Wie der Sprecher weiter ausführte, eröffneten unbekannte Angreifer am Freitag das Feuer auf Kufi und ihre Schwester, als die beiden Frauen auf einer Schnellstraße in der Nähe der Hauptstadt Kabul aus ihrem Auto stiegen, um Einkäufe zu erledigen.

Kufi wurde demnach an der rechten Hand verletzt, ihr Gesundheitszustand ist stabil. Zunächst bekannte sich niemand zu der Attacke.

Präsident Aschraf Ghani verurteilte die Tat aufs Schärfste, wie Regierungssprecher Sedik Sedikki am Samstag auf Twitter mitteilte. Der Chef der afghanischen Regierungsdelegation für die Friedensverhandlungen, Mohammed Masum Staneksai, sagte, die Sicherheitsbehörden hätten Ermittlungen eingeleitet.

Kufi ist eine von vier Frauen in der Delegation. Am Ende der Verhandlungen soll nach zwei Jahrzehnten militärischer Konflikte eine Befriedung Afghanistans stehen. Die direkten Verhandlungen sollen beginnen, sobald ein Gefangenentausch abgeschlossen ist.

Bereits in den vergangenen Monaten gab es gezielte Anschläge auf Menschenrechtler, Aktivisten und Religionsvertreter. Experten sehen dahinter den Versuch, Afghanistans Zivilgesellschaft vor geplanten Friedensgesprächen einzuschüchtern und zu schwächen.

Kufi selbst, die eine bekannte Kritikerin der Taliban ist, hat schon ein Attentat überlebt. 2010 feuerten bewaffnete Männer auf sie, als sie nach einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag nach Kabul zurückkehrte.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet, das einen Abzug der internationalen Truppen vorsieht. Im Gegenzug sollen die Taliban garantieren, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr ausgeht.

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5 Kommentare

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  • Ich kann es nicht verstehen, dass man mit den Talban über sowas verhandelt. Die überwiegende Bevölkerung kann doch wohl kaum vergessen habem, was die Taliban dem Land angetan haben. Wieso ist es nicht möglich eine anständige Armee zu betreiben die das Land ernsthaft schützen kann und die Talban ein für alle mal ausreuchert. Und eines ist mir komplett schleierhaft. Wer oder was finaziert die Taliban? Die könnenja wohl kaum von altbeständen und lokalen Einnahmen leben.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Henrik WM:

      Pakistan finanziert die Taliban, unterstützt sie logistisch und bietet ihnen Rückzugs und Rekrutierungsräume.

  • Dieser Islamismus des kampflosen Aufgebens Afghanistans ist ein Verrat an den Afghaninnen und Afghanen.



    Freiheit ist scheinbar Luxus.

    • @nzuli sana:

      Verschrieben. Gemeint ist



      Dieser Isolationismus des kampflosen Aufgebens.

  • In Kürze sind dann die mörderischen Islamisten wieder an der Macht.



    Die Angehörigen der jungen Männer, die im Rahmen des Bundeswehreinsatzes dort getötet wurden, werden sich dann zu Recht fragen: Wozu das Ganze und wer trägt die Veratwortung für die vielen völlig sinnlos gestorbenen Soldaten?