AfD-Reise nach Syrien: Alles ganz supi hier

In Assads Syrien scheint sich die AfD sichtlich wohlzufühlen. Weil sich Antidemokraten und Autoritäre so gut verstehen?

Eine Frau mit Kopftuch läuft an zerstörten Haeusern vorbei

Die zestörte Stadt Homs hat die AfD nicht besucht Foto: Marko Djurica/reuters

Deutsche haben oft einen Lieblingsurlaubsort, dem sie treu bleiben. So auch die AfD. Gerade ist eine Delegation der AfD in den Urlaub gefahren. Die Herren waren aber nicht auf Malle, sondern in Syrien. Wie schon im letzten Jahr. Dort haben sie die Altstadt von Damaskus (Nachtleben), das Nationalmuseum, den regimenahen Großmufti Hassun und einige Minister besucht, nicht aber die Städte Aleppo, Homs oder Idlib.

In Assads Syrien scheint sich die AfD sichtlich wohlzufühlen. Vielleicht weil Antidemokraten und Autoritäre sich naturgemäß untereinander gut verstehen. Jedenfalls verkündete die Reisegruppe der AfD auf einer Pressekonferenz, dass Syrien ein Opfer des Westens sei. „Die Regierung tut, was sie kann, aber die Sanktionen machen die Situation sehr, sehr schwer.“ Die AfD-Urlauber scheinen also kein Problem mit einer Nähe zum Regime zu haben. Voller Lob sind sie auch für Assad, dessen Verdienst es sei, „das Land in einer gefährlichen Zeit des Krieges zusammengehalten zu haben“.

Es gefällt ihnen sogar so gut, dass sie empfehlen: „Sie können heute schon in Syrien Urlaub machen.“ Syrien ist also sicher. Das stimmt aber nur auf regimetreuen Wegen – das verschweigt die AfD-Reisegruppe.

Giftgasangriffe, Bombardierungen, Folter

Abseits dieser Wege tötet das Assad-Regime auf offener Straße und in Gefängnissen. Allein in Saydnaya sind 20.000 Menschen inhaftiert, bis zu 13.000 Menschen sollen dort laut Amnesty International allein zwischen 2011 und 2015 hingerichtet worden sein. Die Überlebenden berichten von Vergewaltigung und Folter, von Leichen, die tagelang in den Zellen liegen. Die Liste der Grausamkeiten des Assad-Re­gimes ist lang: Giftgasangriffe, Bombardierung von Krankenhäusern und Wohnvierteln. Man bekommt eine Vorstellung davon, was man sich in der AfD darunter vorstellt, ein Land zusammenzuhalten.

Assad, auch das sollte nicht vergessen werden, war derjenige, der 2011 eine Amnestie für politische Gefangene erlassen hatte und Anhänger der Muslimbruderschaft aus den Gefängnissen holte. Die Demonstranten für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte hingegen bezeichnete er als „terroristische Banden“. Er hat freigelassene Islamisten gegen säkulare Oppositionelle eingesetzt und das halbe Land in Schutt und Asche gelegt. Dabei ist Assads Rechnung nach Jahren des Krieges aufgegangen. An der Seite des Irans, Russlands und der Hisbollah geht er nun als Sieger und vermeintliches Bollwerk gegen die Islamisten hervor, obwohl es auch seine Politik war, die dem Islamismus den Nährboden verschaffte.

Die AfD schlägt sich mit dieser Delegation wiederholt auf die Seite eines Regimes, das im Bund mit Islamisten Millionen Flüchtlinge mit hervorgebracht hat. Nur: Solange Assad da ist, werden die Geflüchteten nicht zurückkehren können. Wenn die AfD sich auf die Seite des Kriegsverbrechers und Diktators Assad schlägt, zeigt sie einmal mehr ihre Feindschaft gegen die Demokratie und den Westen.

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Kolumnistin, Autorin, Lyrikerin und Journalistin. Schreibt zusammen mit Cemile Sahin die Kolumne OrientExpress

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