AfD-Landesverband Saarland: Am Hakenkreuzorden verheddert
Die Bundesspitze wollte den Verband wegen Kontakten zu Rechtsextremen auflösen. Das Bundesschiedsgericht sah das allerdings anders.
Die AfD-Spitze reagiert damit auf eine Entscheidung des Bundesschiedsgerichts der Partei vom Wochenende. Dieses hatte entschieden, den Landesverband Saar nicht aufzulösen, obwohl der Bundesvorstand dies „aufgrund schwerwiegender Verstöße gegen die politische Zielsetzung und die innere Ordnung der Partei“ beschlossen hatte. Der Bundesparteitag war Ende April dieser Auffassung mehrheitlich gefolgt. Der Grund: Kontakte zu Rechtsextremisten von Landeschef Josef Dörr und auch von seinem Vize Lutz Hecker. Diese riefen das Schiedsgericht der Partei an – mit Erfolg.
Zwar habe das Gericht den Anschuldigungen gegen Dörr und Hecker geglaubt, sagte Bundesvorstandsmitglied Dirk Driesang der taz. Die Auflösung des Landesverbands sei aber als „unverhältnismäßig“ eingestuft worden, weil sonst der ganze Landesverband für die Vorsitzenden in Mithaftung genommen worden wäre. „Aber im gesamten Landesvorstand gab es einen Mangel an Selbstreflexion“, so Driesang. Gegen Dörr und Hecker laufen nun noch Parteiausschlussverfahren.
„Natürlich werden wir zur Wahl antreten“, sagt Landessprecher Rudolf Müller. Ganz vorn unten den Kandidaten: Dörr, Hecker und auch Müller selbst. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken, weil er in seinem Geschäft Hakenkreuzorden verkauft hatte. Alle drei haben gute Chancen, im Frühjahr in den Landtag einzuziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland