Äthiopische Passagiermaschine entführt: Der Kopilot war der Kidnapper
Als der Pilot auf Toilette war, schloss sich sein Vize im Cockpit ein: Der 39-Jährige flog die Maschine nach Genf statt nach Rom, weil er um Asyl bitten wollte.
GENF dpa | Ein Kopilot der Ethiopian Airlines hat am frühen Montagmorgen seine eigene Passagiermaschine mit mehr als 200 Menschen in die Schweiz entführt. Eskortiert von Luftwaffen-Kampfjets landete die Boeing 767 gegen 6 Uhr morgens auf dem Flughafen von Genf, wo der Entführer sich widerstandlos festnehmen ließ. Der 31-jährige Äthiopier gab an, er sei in seiner Heimat gefährdet und wolle in der Schweiz einen Asylantrag stellen.
Der Entführer nutzte eine kurze Abwesenheit seines Chefpiloten, wie der Genfer Polizeisprecher Eric Grandjean bei einer Pressekonferenz erklärte. „Als der Captain zur Toilette ging, hat er sich im Cockpit eingeschlossen.“ Zum dem Zeitpunkt befand sich die Maschine, die kurz nach Mitternacht in Addis Abeba gestartet war, noch mit Kurs auf Rom über Italien.
Nachdem die äthiopische Maschine den Kurs gewechselt hatte, ließ die italienische Luftwaffe nach eigenen Angaben zwei Eurofighter-Kampfjets aufsteigen. Über den Alpen hätten dann französische Kampfjets die Begleitung des Passagierflugzeugs nach Genf übernommen, hieß es in einer Mitteilung.
Der dortige Flughafen wurde umgehend gesperrt. Zahlreiche Flüge von und nach Genf mussten gestrichen werden. Kurz nach der Landung seilte sich der Kopilot aus dem Cockpitfenster ab und stellte sich einem Großaufgebot von Polizisten. Er müsse nun mit einer Anklage wegen Entführung und Gefährdung der Luftfahrtsicherheit rechnen, erklärte die Genfer Staatsanwaltschaft. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Äthiopier in der Schweiz bis zu 20 Jahre Haft.
Ob der Mann tatsächlich in seiner Heimat Repressalien ausgesetzt war, blieb zunächst unklar. Nach Angaben der Organisation Human Rights Watch (HRW) hat sich die Menschenrechtslage in Äthiopien verschlechtert. Regimegegner seien willkürlichen Verhaftungen und Folter ausgesetzt, hieß es im Oktober 2013 in einem HRW-Bericht.
Leser*innenkommentare
D.J.
Gast
Eine überaus seltsame Geschichte. Ein Asylantrag hätte auch in Rom gestellt werden können - ohne Entführung. Ich tippe auf psychische Probleme.
Gast
Gast
@D.J. Rom ist eben nicht Genf und auch die Leistungen werden nicht gleich sein.
Leberwurst
Gast
Und plötzlich nimmt die Schweiz Dienste der EU war ... die Jets hätten ab der Grenze umdrehen müssen. Wer uns nicht will sollte auch auf unsere Dienste kein Anspruch haben.
Gast
Gast
Man sollte vielleicht einfach nichts schreiben, wenn man keine Ahnung von Geographie hat. Genf liegt quasi an der französichen Grenze. D.h. das Flugzeug wird schon im Landeanflug gewesen sein, dafür muss nicht erst noch die Schweizer Airforce aufsteigen, wahrscheinlich sind die franz. Jets nicht mal in Schweizer Luftraum geflogen.
So ein Kindergarten, die Schweizer haben sinnvoller Weise für eine kontrollierte Einwanderung gestimmt. Das bedeutet nicht, dass sie keine Ausländer wollen, sie wollen nur bestimmen wieviele, von wo und welche. Vielleicht wollen sie eben keine Stadtviertel voller Deutscher oder voller Italiener in denen sich die Einheimischen fremd fühlen. Und deswegen sich immer gleich überlegen, wie man es der Schweiz heimzahlen kann ist echt ein Fall für den Kindergarten.
KatinkaBudapest
Gast
Haha, dass ist doch eine super Sache! Nur das Timing ist ein bisschen schlecht. Jetzt, wo die Schweizer noch nicht mal mehr andere Europäer in ihr Ländle lassen wollen... Der Mann hat Nerven! :)