Ärger um neues Lied: Wowi und Heino stressen Bushido
Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit zeigt Bushido an. Der Schlagersänger findet die Musik des Rappers „menschenverachtend“. Kommt der Song auf den Index?
BERLIN afp/dpa/taz | In der Debatte um Bushidos neues Lied „Stress ohne Grund“ sind erste rechtliche Schritte eingeleitet worden. Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der in dem Lied in homophober Weise beleidigt wird, hat am Montag Strafanzeige gegen Bushido gestellt, wie sein Sprecher bestätigte. Jetzt sei es Aufgabe der Staatsanwaltschaft zu prüfen, ob der Inhalt einen Straftatbestand erfüllt.
Grünen-Parlamentsgeschäftsführer Volker Beck hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zuvor aufgefordert, zu dem Musikvideo des Rappers Stellung zu beziehen. Beck sagte am Montag dem NDR mit Blick auf Friedrich: „Immerhin kursieren überall Fotos mit ihm und seinem guten Freund Bushido.“ Der Berliner Rapper hatte am Wochenende mit seinem Lied, das Tötungs- und Gewaltfantasien sowie Schwulenfeindliches enthält, Ärger auf sich gezogen.
Derartige Schmähungen würden in Deutschland in der Regel strafrechtlich verfolgt, sagte Beck dem NDR. Nach Einschätzung des Grünen-Politikers will Bushido mit dem Lied provozieren, um die Verkaufszahlen hochzutreiben. „Weil er musikalisch und künstlerisch nicht viel drauf hat, ist er immer drauf angewiesen, sich ins Gespräch zu bringen“, warf Beck dem Rapper vor.
Derweil will die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien untersuchen, ob Bushidos Lied auf den Index gesetzt wird. Es seien entsprechende Anträge gegen die CD und gegen das im Internet noch einsehbare Video eingegangen, sagte die Vorsitzende der Einrichtung, Elke Monssen-Engberding. Es könne rund eine Woche dauern, bis das Lied auf dem Index stehe. Dort seien bereits drei Alben des Rappers gelistet.
Schlagersänger Heino (74) hat in einem Interview mit der Bild von Montag empört auf das Lied reagiert. „Bushidos Lieder sind in meinen Ohren menschenverachtend.“ Im Internet wurde das Video zu dem Song am Samstag gesperrt, kursiert jedoch weiterhin auf YouTube. „Der Mann muss in seiner kriminellen Energie dringend gestoppt werden. Unser Rechtsstaat ist aufgefordert, jetzt endlich mal zu handeln“, erklärte Heino.
Künast: Eindeutiger Aufruf zu Gewalt und Mord
In dem Lied gibt Bushido auch Hasstiraden auf Grünen-Chefin Claudia Roth und den integrationspolitische Sprecher der FDP, Serkan Tören, zum Besten. In dem Musikvideo sagt Bushido den Satz: „Ich will, dass Seran Tören ins Gras beißt.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz.“ Außerdem rappt Bushido: „Du Schwuchtel wirst gefoltert.“
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte die Staatsanwaltschaft bereits am Wochenende auf, mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ein Zeichen zu setzen. „Bushido hat die Grenzen des Rechts überschritten. Sein Song ist ein eindeutiger Aufruf zu Gewalt und Mord“, sagte sie der Bild am Sonntag.
Bushido bringt sich immer wieder durch provozierende und als gewaltverherrlichend empfundene Äußerungen ins Gerede. Zuletzt sorgten Medienberichte über fragwürdige Geschäftsbeziehungen für Aufsehen. Positivere Schlagzeilen machte Bushido, als ihn der Burda-Verlag im Jahr 2011 mit dem Integrations-Bambi ehrte. Beck forderte bereits am Wochenende im Handelsblatt, Bushido den Integrations-Bambi, den ihm der Burda Verlag 2011 verliehen hatte, als Reaktion auf seinen Fehltritt wieder abzuerkennen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen