Ärger um einen Park in Madrid: Bäume fällen für die U-Bahn
Eigentlich sollte eine neue U-Bahn-Station in Madrid auf einer Hauptstraße entstehen. Jetzt sollen ein Park und Bäume weichen. Anwohner sind wütend.
Der Grund: Es soll eine U-Bahn gebaut werden. Und genau hier im Park soll die Tunnelbohrmaschine im Boden verschwinden, hier soll während der mehrere Jahre dauernden Arbeiten die Kontrollzentrale stehen, und hier soll ein U-Bahnhof gebaut werden.
Am Wochenende gingen zum wiederholten Male Tausende Anwohner – meist ganze Familien – in den Park, um sich für ihre Bäume einzusetzen. Sie haben mittlerweile eine einstweilige Verfügung gegen den Baubeginn beantragt und kündigen an, sich im Notfall den Baumaschinen in den Weg zu stellen.
„Der Bürgermeister fällt lieber Bäume, als eine Straße für den Verkehr zu sperren“, beschwert sich eine der Sprecherinnen der spontan entstanden Anwohnerinitiative, Susana de la Higuera. Sie verweist auf den ursprünglichen Plan für die Linie 11. Dort waren die Bauarbeiten und der neue U-Bahnhof nicht im Park „Madrid Río“ vorgesehen, sondern gleich nebenan auf einer der Hauptstraßen des Stadtteils. Kein einziger Baum hätte gefällt werden müssen.
Rund 80.000 Bäume sind in vier Jahren verschwunden
Über die Gründe des Sinneswandels schweigen sich die Regionalregierung und Bürgermeister José Luis Martínez Almeida aus. Und die U-Bahn-Verwaltung erklärt nur, es gehe darum, Abstand zu einer unterirdischen Schnellstraße zu halten. Doch die gab es schon, als der ursprüngliche Plan ausgearbeitet wurde.
„Wir werden mehr neue Bäume pflanzen, als wir fällen“, sagt Bürgermeister Almeida. Er kündigt 19.513 neue Bäume an. Wo und wann, lässt er offen. Ein Blick in die Statistiken zeigt: Almeida ist kein Freund von Bäumen. Standen bei seinem Amtsantritt 2019 im Stadtgebiet noch 400.000 Bäume, waren es Ende 2022 nur noch 322.000. Almeida verweist immer wieder auf das Winterunwetter „Filomena“ vor zwei Jahren, bei dem viele Bäume durch die hohe Schneelast beschädigt wurden. Danach mussten 21.000 Bäume gefällt werden. Was mit dem Rest passiert ist, zeigen die Statistiken nicht.
Die Umweltschutzorganisation „Ecologistas en Acción“ hat eine Erklärung: „Es reicht ein Spaziergang durch die zahlreichen Baustellen in Madrid, um zu sehen, wie die Bäume nicht geschützt werden. Wurzeln werden beschädigt, der Boden abgetragen. Der Baum stirbt nicht sofort, sondern in ein paar Jahren. Er wird dann mit der Begründung gefällt, er sei krank.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen