Ärger um Bundesheer-Werbung: Panzerfahren und schöne Frauen!

Mit dem Sexappeal des Panzerfahrens wollte das österreichische Bundesheer Rekrutinnen locken - und sah sich prompt mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert.

"Ja bist du 'gscheit - was kommt denn da?!" Bild: screenshot youtube

Echt oder Fake? Ernst oder Persiflage? Diese Fragen drängen sich auf, wenn man den Clip sieht, mit dem das österreichische Bundesheer um Rekruten wirbt. Der Clip, der mehrere Tage lang auf der Startseite des Bundesheeres stand und natürlich bei Youtube kursiert, bedient einfach auf zu billige Art und Weise gängige Klischees, von denen doch jeder weiß, dass sie längst überholt sind. Oder sind sie es doch nicht?

Ein muskelbepackter Kahlkopf, der nach Ansicht der Bundesheer-Marketingabteilung offenbar cool sein soll, lehnt lässig an seinem in der Sonne blitzenden Sportwagen. Umgeben von vier gelangweilten Frauen, denen die Kamera lasziv über Lipgloss und Dekolleté fährt. Als der Muskelmann den "Mädels" eine (Achtung, Zitat!) "Spritztour in seinem flotten Flitzer" anbietet, erntet er eine Abfuhr. Die jungen Damen kann ein Sportwagen offenbar nicht mehr beeindrucken.

Da muss schon ein Panzer her und der bricht dann auch kurze Zeit später durch eine mysteriöse Nebelwand. "Na Mädels, Lust auf a Spritztour?" Jetzt sieht die Sache schon anders aus, die "Mädels" hüpfen, begeistert wie Fünfjährige, in die Luft und schmachten die smarten Soldaten an. Aber Pustekuchen, mitnehmen tut der Soldat sie nicht. "Tja, kommt zur Bundeswehr. Da könnt Ihr Panzer fahren", informiert der Soldat. Der Panzer dreht ab, die Mädels rennen hinterher.

Also von wegen, nur Jungs wollen Panzer fahren. Auch junge Frauen wollen die "einmaligen Chancen für die Jugend ab 18" nutzen, die ihnen das Bundesheer verspricht. Aber auf Männer in Uniform stehen sie offenbar immer noch. Ist es das, was uns das österreichische Bundesheer sagen will?

Ob der Clip nun bewusst mit dem Image der Soldaten spielen will oder einfach auf plumpe Art und Weise mit Geschlechterklischees arbeitet, wird nicht so recht klar. Nur dass er kein Fake ist, steht fest. "Na, des is scho echt", informiert ein Sprecher des Österreichischen Bundesheeres auf Anfrage der taz.

Nach öffentlicher Kritik, ausgelöst durch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, und dem Vorwurf, der Clip sei sexistisch, hat das Bundesheer den Film, der Teil der größer angelegten Kampagne "Heer4U" ist, nun von seiner offiziellen Website entfernt. "Das österreichische Bundesheer will im Rahmen seiner Kampagne keine Gefühle verletzen", heißt es in der Pressemitteilung.

Weitere Clips aus der Kampagne "Heer4U" sind übrigens auf dem Youtube-Kanal des österreichischen Bundesheers zu sehen (www.youtube.com/bundesheer4u). Zumindest im Hinblick auf multimediale Werbekampagnen liegt das Bundesheer ja dann doch voll im Trend der Zeit.

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