Sie war mit dem Urenkel von Otto von Bismarck verheiratet, seinerzeit SPD-Mitglied und später im Bundestag für die PDS. Da gingen die beiden aber schon lange getrennte Wege. Sie stand mit Klaus Kinski vor der Kamera, zwischen 1952 und 1983 hat sie in 45 Filmen mitgespielt.
Sie führte ein bewegtes Leben, und was für eins! Jung führte sie eine Scheinehe, um ihren Vater vom Nationalsozialismus abzukehren, nachdem sie, regimetreu aufgewachsen, eine neue Weltsicht von ihrem ersten Mann Hans Rütting eingeimpft bekam, einem unter dem nationalsozialistischen Regime im Berliner Gefängnis Plötzensee zum Tode verurteilten Antifaschisten, der fliehen konnte und von der Familie Goltz bis zum Einmarsch der Russen versteckt wurde.
Wer in Geschichte aufgepasst hat, wird schon gemerkt haben: Hier geht es nicht um eine Nachwuchspolitikerin. Barbara Rütting, als Waltraut Goltz am 21. November 1927 in Berlin geboren, ist die älteste Bundestagskandidatin bei dieser Wahl.
„Ich bin verantwortlich als Mensch“, sagt sie. Sie führte ein bewegtes Leben, und was für eines! Ihre Autobiographie heißt passend: „Durchs Leben getobt“. Etwa 20 Bücher hat sie geschrieben, Ratgeber, Kochbücher, ein Roman ist auch dabei.
Enttäuschte Ex-Grüne
Auf ihrer Agenda steht die Legalisierung des Sterbefastens, das sie nicht mit Suizidbegleitung gleichgestellt sehen will. Und nun steht sie auf Platz 2 der bayerischen Landesliste für die V-Partei³, Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer. Hier tummeln sich viele enttäuschte Ex-Grüne, denen Werte wie Tierschutz und Umwelt im Bündnis nicht mehr klar genug vertreten wurden.
Best of Wahlkampf
83 Millionen Menschen, 62 Millionen Wahlberechtigte, 630 Sitze im Bundestag. Am 24. September wählt Deutschland. Was ist bisher passiert?
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29. Januar 2017: Mögen die Spiele beginnen! Nach Steinmeier und Steinbrück beginnt auch der Name des nächsten Merkel-Herausforderers mit einem S; es ist Martin Schulz. Bisher den meisten als Vorsitzender des EU-Parlaments bekannt, macht ihn die SPD zu ihrem Kanzlerkandidaten und beauftragt ihn damit, sie aus ihrem Umfragetief zu hieven, ...
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... was ihm auch prompt gelingt. Ende Januar hatte die SPD nur knapp über der 20-Prozent-Marke gelegen – doch der Schulz-Zug rollt und Ende März liegt seine Partei sogar gleichauf mit der CDU: 32 Prozent. Aber der Effekt verpufft schnell. Anfang September liegen die Sozialdemokraten wieder bei 20 Prozent.
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14.05.: An diesem Tag wechselt in Düsseldorf ein anderer auf die Überholspur. Die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen gelten als wegweisend für die Wahl der Bundesregierung. Die SPD bekam in der alten Hochburg ihr bislang schlechtestes Ergebnis, während die FDP das große Comeback feierte. Sie schickt ihren Helden jetzt nach Berlin.
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Mit ihrer vieldiskutierten und über fünf Millionen Euro teuren Werbekampagne setzt die FDP alles auf die Karte namens Christian. Ob es auch daran liegt, dass viele die Partei als One-Man-Show wahrnehmen? Den Liberalen kann es zumindest vorerst egal sein, denn sie sind auf dem Weg zurück in den Bundestag.
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23.05.: „Zeit für mehr Gerechtigkeit“ heißt das Parteiprogramm der SPD, das sie an diesem Tag veröffentlicht. Sie fordert bessere Löhne, vor allem für Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, für Frauen und für Arbeitslose, die sich freiwillig fortbilden. Arbeitslosengeld Q (wie „Qualifikation“) statt Hartz IV.
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03.07.: Die CDU zieht nach mit einem Wahlprogramm, in dem Wirtschaft, Familie und innere Sicherheit ganz oben stehen. Sie will Steuern senken, Familiengeld erhöhen und die Polizei aufstocken: 15.000 Beamt*innen mehr sollen zukünftig im Einsatz sein. Auch Videoüberwachung steht auf der Agenda.
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07.07.: Der Bundeswahlleiter veröffentlicht die Liste aller zur Bundestagswahl zugelassenen Parteien. Insgesamt treten am 24. September 48 Parteien an. Viele von ihnen greifen von den „Großen“ missachtete Themen wie das bedingungslose Grundeinkommen auf. Es gibt die anarchistische Bergpartei (Bild). Oder auch die Magdeburger Gartenpartei.
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06.08.: Laut Straßengesetz dürfen die Parteien ab diesem Tag Wahlplakate anbringen. Eine vorher durchgeführte Umfrage ergab: Allein in Berlin wollen die Parteien 210.000 Werbeplakate aufhängen. Hinzu kommen rund 2.600 sogenannte Großtafeln, die vor allem entlang der Hauptstraßen aufgestellt werden.
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25.08.: Bundesinnenminister Thomas de Maiziére verbietet die Internetplattform linksunten.indymedia.org. Nach den Krawallen beim G20-Gipfel in Hamburg ist Linken-Bashing parteiübergreifend en vogue. Dabei sank die Zahl linker Straftaten im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 9.389 Delikte, die der linken Gewalttaten gar um 20 Prozent.
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28.08.: Der AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland sagt, er wolle SPD-Politikerin Aydan Özoğuz (Bild) in Anatolien „entsorgen“ – der vorläufige Höhepunkt der Hetze der Partei. Gegen Gauland werden mehrere Strafanzeigen gestellt, unter anderem durch den früheren BGH-Richter Thomas Fischer wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
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30.08.: Der „Wahl-O-Mat“ geht online. Er hilft seit 2002 bei der Entscheidung, welche Partei am besten zu einem passt. Über 50 Millionen Mal wurde er bislang genutzt. Dieses Jahr ging er mit der Frage viral, ob das Holocaust-Gedenken Teil der deutschen Erinnerungskultur bleiben sollte.
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03.09.: Duelle im Fernsehen spiegeln den Kampf vor der Wahl: Zwischen Merkel und Schulz ging es in diesem Jahr ziemlich brav einher. Dafür wurde die TV-Debatte der fünf kleineren Parteien zum Aufreger. Alice Weidel von der AfD kopierte die Strategie des Parteikollegen Gauland, verließ beleidigt die Sendung und inszenierte ihre Partei als Opfer des Establishments.
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04.09.: Nach einigen Torten-Anschlägen in der jüngeren Vergangenheit ist es Angela Merkel nun gleich zwei Mal passiert: In Heidelberg und Wolgast wurde sie von rechten Demonstrierenden mit Tomaten beworfen. Insgesamt haben Hass-Reaktionen von rechts in diesem Wahlkampf deutlich zugenommen.
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17.09.: Eine Woche vor dem Wahltag wird die Frage nach der Koalitionsbildung immer brisanter. Wird es vier weitere Jahre Große Koalition geben oder wird es „Jamaica“? Innerhalb der Grünen (im Bild Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt) brodeln die Auseinandersetzungen über eine Zusammenarbeit mit CDU und FDP.
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24.09.: Der Tag der Entscheidung – um 8 Uhr öffnen die Wahllokale, die Deutschen können ihre Stimme abgeben und der Auszählung entgegenfiebern. Vorm Fernseher oder auch im taz-Café: Ab 17 Uhr sind alle eingeladen, zur Wahlparty bei Häppchen, Getränken und Musik mit uns zu diskutieren, zu jubeln oder zu trauern.
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So auch Barbara Rütting. Die 89-Jährige saß für die Grünen im Bayerischen Landtag, 2003 bis 2009 war das, dann legte sie ihr Mandat nieder. Zweimal trat sie aus der Partei aus, zum ersten als der Realoflügel dem Kosovokrieg zustimmte, zum zweiten als Renate Künast in einer Talkshow einen Fisch erschlug.
Zu viel des Guten – oder eher Schlechten – für Rütting. Also trat sie Ende 2017 in die V³-Partei ein, die ein erstaunlich umfangreiches und seriöses Programm hat, keineswegs monothematisch unterwegs ist und auch Fleischessern eine politische Heimat bietet.
Einfach das Richtige tun
Sie fordern eine konsequentere Verfolgung von Steuerbetrügern, neue Schulfächer wie Ernährung, rascheren Atomausstieg und Bio für alle. „Hier brennt jeder“, sagt Rütting. Tatsächlich liest sich das wie die Programmatik konsequenterer Grüner, bei der ersten Wahl, der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen reichte es aber nur zu 0,1 Prozent der Stimmen.
Viel ist das nicht, zum Mitmischen reicht es nicht mal im Ansatz und, sagt sie, „die Zeit ist zu knapp, die vielen Vegetarier und Veganer im Land zu erreichen.“ Sie ist nicht nur knapp, sie ist auch schwer für Kleinparteien, auch für jene, die sich vergleichsweise breit aufstellen. Die politische Lage verbietet eigentlich deren Wahl.
Aber Zeiten ändern sich, das weiß auch Rütting: „Mir geht es nicht um den großen Erfolg – sondern einfach darum, das Richtige zu tun. Ich habe mir geschworen, den Mund aufzumachen, solange ich nach Luft schnappen kann.“
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Der Bundeswahlausschuss entscheidet, welche Parteien im Herbst antreten dürfen. Die DKP scheitert an Formularen, die GRAL daran, dass sie wohl nur vier Mitglieder hat.
"Die politische Lage verbietet eigentlich deren Wahl."
Diesen Satz finde ich wiederum sehr gefährlich. Wenn jede/r nur noch taktisch wählt, spiegelt ein Wahlergebnis nicht mehr wieder, was die Wähler/innen, die zur Wahl gegangen sind, eigentlich gerne möchten.
Ich werde auf alle Fälle jetzt nicht CDU wählen, damit der Abstand zur AfD größer wird, sondern eine sog. Kleinpartei.
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Der AfD ist nicht zu trauen