Ägyptische "Nacktbloggerin" al-Mahdi: Feministin und Provokateurin

Die ägyptische Bloggerin Aliaa al-Mahdi wurde bekannt, als sie aus Protest Nacktfotos von sich und anderen veröffentlichte. Nun hat sie eine neue Aktion gestartet.

Solidarität aus dem Ausland: Israelische Frauen lassen sich nackt ablichten. Bild: reuters

BERLIN taz | Für die einen ist sie mutig und ein Vorbild, für die anderen psychisch gestört oder naiv. Jetzt hat die als ägyptische "Nacktbloggerin" bekannt gewordene Aliaa al-Mahdi eine neue Aktion gestartet. In ihrem Blog "Tagebuch einer Rebellin" ruft sie Frauen dazu auf, ihr Fotos mit und ohne Kopftuch zu schicken. Dazu sollen sie erklären, warum sie sich für die Verschleierung entschieden haben und das Tuch nun wieder abgelegen wollen. Sie werde das dann in ihrem Blog veröffentlichen.

Die erste Aktion der 20-jährigen Feministin, Atheistin und Vegetarierin war wesentlich provozierender. Am 13. November veröffentlichte sie in ihrem Blog Fotos von acht nackten Personen, darunter zwei von sich selbst. Dazu schrieb sie, die Aufnahmen seien "Schreie gegen eine Gesellschaft von Gewalt, Rassismus, Sexismus, sexueller Belästigung und Heuchelei". Dies löste eine öffentliche Kontroverse aus.

Gegen al-Mahdi wurden zwei Klagen wegen "Unmoral" eingereicht, von denen man seither nichts mehr gehört hat. Im Netz kursierte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie sie angeblich auf dem Tahrirplatz verprügelt wurde. Sie erhielt Morddrohungen, weshalb sie sich derzeit an einem unbekannten Ort aufhält. Bezeichnenderweise stammten die meisten positiven Reaktionen im Internet auf ihre Aktion von Iranerinnen, die im Exil leben.

Al-Mahdi studierte bis vor Kurzem Medienwissenschaften an der Amerikanischen Universität in Kairo, bis ihr Vater ihr die finanzielle Unterstützung streichen wollte. Denn sie lebt mit ihrem Freund, dem Blogger Karim Amer, zusammen, der unter Mubarak wegen Kritik am Islam und dem Expräsidenten vier Jahre im Gefängnis saß.

Sie brach das Studium ab, da sie sich nicht von ihren Eltern vorschreiben lassen wollte, wie sie zu leben habe. "Ich bin gern anders", beschrieb al-Mahdi sich selbst in einem Interview mit CNN. "Ich liebe das Leben, die Kunst und Fotografie, und am meisten liebe ich es, meine Gedanken durch Schreiben auszudrücken."

Auf die Frage nach der Zukunft der Frauen im "neuen Ägypten" entgegnete sie: "Ich bin überhaupt nicht optimistisch, solange es nicht zu einer sozialen Revolution kommt. Unter dem Islam werden Frauen immer Objekte sein."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.