Adventskalender (17): Europa auf dem Dorf
In Brandenburg wird der deutsch-polnische Austausch aktiv gelebt und an der Versöhnung mit den Nachbarn gearbeitet – und zwar von unten.
Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Adventskalender zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei's kulinarisch oder klimatisch, musikalisch, oder, wie heute, deutsch-polnisch.
Einen „Gewinn für beide Regionen“ nannte vor kurzem Dietmar Woidke (SPD) die seit 20 Jahren bestehende Zusammenarbeit mit der polnischen Woiwodschaft Großpolen und ihrer Hauptstadt Posen/Poznań. Im gleichen Atemzug dankte Brandenburgs Ministerpräsident „dem Team von Schloss Trebnitz“.
Tatsächlich hat die deutsch-polnische Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Polen einen festen Ort, und das ist das 500-Seelendorf Trebnitz im Landkreis Märkisch-Oderland. Im dortigen Schloss und seiner Bildungsstätte findet nicht nur deutsch-polnischer Jugendaustausch statt. Der Verein Schloss Trebnitz ist seit sechs Jahren auch Beauftragter des Landes Brandenburg für die Zusammenarbeit mit Großpolen.
Hört sich an nach Händeschütteln und Stehtischempfang für Wirtschaftsdelegationen? Weit gefehlt. In Trebnitz wird der deutsch-polnische Austausch gelebt. Nicht nur unter Jugendlichen, sondern auch bei den Erwachsenen. Polnischsprachkurse, die in Berlin noch immer viel zu selten angeboten werden, finden in Brandenburg sogar auf dem Dorf großen Zuspruch.
Angefangen hat alles 1992 mit der Sanierung des neobarocken Schlosses. Nach dem Vorbild der polnischen Begegnungsstätte in Kreisau/Krzyżowa sollte auch in Brandenburg an der Versöhnung mit den Nachbarn gearbeitet werden – nicht von oben verordnet, sondern durch den Austausch von Jugendlichen. In den 30 Jahren danach ist aus der Bildungsstätte inzwischen ein Campus geworden.
Auch die Interessen der Dörfer werden vertreten
„Weltoffen und dorfoffen“ nennt Darius Müller das Geheimnis des Erfolgs. Denn neben dem deutsch-polnischen Austausch ist Trebnitz inzwischen auch der Sitz der brandenburgischen „Dorfbewegung“ und des „Netzwerks lebendige Dörfer“. Im Rahmen des Programms „Akademie der Dorfhelden“ wurden etwas Ortsbürgermeisterinnen und Ehrenamtler weitergebildet, um sie in ihren Möglichkeiten zu stärken, die Interessen ihrer Dörfer besser zu vertreten. Mit den über Jahre hinweg stattfindenden „Schlossgesprächen“ wurde gleichzeitig ein Ort geschaffen, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
„Mich hat in Kreisau immer gestört, dass das im Ort wie ein Ufo angesehen wurde“, sagt Darius Müller, der 1972 im oberschlesischen Ruda geboren wurde und mit seinen Eltern 1990 als Spätaussiedler nach Deutschland kam. Schloss Trebnitz ist dagegen das ganze Gegenteil von einem Ufo. Seit Jahren schon betreibt die Bildungsstätte auch einen Dorfladen samt Café und Mittagsimbiss. Auch das mit der Dorfoffenheit wird also gelebt.
Zurecht ist Brandenburgs Ministerpräsident stolz auf Trebnitz. Als der Verein im vergangenen Jahr seinen 30. Geburtstag feierte, sagte Woidke: „Mit Schaffenskraft und Unterstützung auch durch die Trebnitzerinnen und Trebnitzer ist hier ein Leuchtturm im ländlichen Raum entstanden.“ Uwe Rada
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