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Adoptionsrecht in RusslandDuma will keine Eltern aus den USA

Mit großer Mehrheit verabschiedet das russische Unterhaus ein Adoptionsverbot für US-Bürger. Das Gesetz ist eine Reaktion auf US-Sanktionen.

„Gebt Kindern eine Chance zum Überleben“: Leiser Protest gegen das Adoptionsgesetz-Gesetz vor der Duma. Bild: dpa

MOSKAU afp | Das Unterhaus des russischen Parlaments hat am Freitag ein Gesetz zum Verbot von Adoptionen russischer Kinder durch US-Bürger verabschiedet. In der Duma stimmten in letzter Lesung 420 Abgeordnete für die Vorlage, nur sieben Volksvertreter votierten dagegen, einer enthielt sich. Dem Entwurf muss nun noch die zweite Parlamentskammer zustimmen.

Das Gesetz ist die Reaktion auf Strafmaßnahmen gegen Russland, die der US-Kongress unlängst wegen des Todes des inhaftierten russischen Anwalts Sergej Magnizki beschlossen hatte.

Das neue Gesetz ist inoffiziell nach Dima Jakowlew benannt, einem adoptierten Kleinkind aus Russland, das 2008 in den USA starb, nachdem sein US-Adoptivvater es in einem überhitzten Auto zurückgelassen hatte.

Das Gesetz ist die Reaktion auf die Verabschiedung des Magnizki-Gesetzes in den USA. Damit waren Sanktionen gegen russische Beamte verhängt worden, die verantwortlich für den Tod des Anwalts waren.

Der 37-Jährige hatte einen Korruptionsskandal bei der Polizei aufgedeckt und war 2009 in Untersuchungshaft gestorben.

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5 Kommentare

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  • H
    Hans

    Ich finde es anstregend, dass hier augenscheinlich von "ausländischen Agenten" bezahlte Forentrolle (Benz, Hendrix, etc.) sich hier ständig die Klinke in die Hand drücken müssen. Leute, findet einen richtigen Job...

     

    @Benz @toddi

    So ein hahnebüchender und grotesker Unsinn.

    Ich wäre ja gerne bereit, weniger ideologosch verstrahlte Kommentare mit wirklichen Fakten zu lesen. Diese würde ihre Argumentation auch glaubhafter machen. Aber insgesamt ist das peinlichste Propaganda.

     

    Menschenhandel gibt es wirklich, keine Frage, auch in Russland. Doch warum werden die Kinder nicht von russischen Eltern adoptiert. Diese hätten ja schließlich Vorrang, wenn sie dem Kind ein adäquates Leben bieten könnten. Es geht um korrupte Menschen im System (u.a. Mafia), aber auch um das Problem, dass es nicht für jedes Kind in russischen Kinderheimen adoptionswillige russische Eltern gibt (besonders nicht für Kinder mit Behinderungen).

     

    @Hendrix

    Auch Ihre Argumentation ist ideologisch stark verkrampft. Ich bitte um etwas mehr Gelassenheit gegenüber ihren Kollegen, die vom FSB oder der Putin-Jugen bezahlt werden.

  • H
    Hendrix

    Na, toddi, sprachlich ganz der alte, leben Sie anscheinend noch in der Sowjetunion. Bei Russland sprechen Sie von SU, benennen "Volkseigentum" der UdSSR. Wir schreiben aber nicht mehr das Jahr 1990 und das "Volkseigentum" war sowenig Eigentum des Volkes wie die Deutsche Demokratische Republik demokratisch war...

     

    In der Sache habe ich nicht viel Neues gehört, insbesondere zu den Zahlen. Solange die russ. Adoptivkinder bei amerikanischen Pflegeeltern besser aufgehoben sind als bei russischen, bleibt das Dima-Jakowlew-Gesetz ein Schlag gegen die russ. Kinder.

     

    Was Magnitzki anbelangt, so mag es schon sein, dass er nicht ganz sauber arbeitete. Das ändert aber nichts daran, dass er einen unglaublichen russischen Korruptionsskandal aufgedeckt hat und dafür sterben musste. Und Russlands Staatsmacht scheint kein grosses Interesse an der Aufklärung zu haben. Das ist der wirkliche Skandal.

  • T
    toddi

    Na großer Rechner, wie viele derartige Fälle gibt es denn mit Adoptiv- und sonstiger Kinder in den USA. Fälle von betroffenen Fällen amerikanischer Kinder in Russland sollen sich dem Vernehmen nach in "Grenzen" halten. Immer diese Klugscheisserei. So what

    Die armen (reichen) impotenten Amis müssen sich jetzt halt ihre "Kinder" woanders kaufen. In den USA gibt es sicherlich genug Gelegenheit (Markt) dafür. Bei der Massenarmut in dieser ach so heilen Welt gebe es sicherlich genug Bedarf.

    Man kann es tatsächlich auch so sehen Russland,das bekanntlich Nachwuchsprobleme hat schiebt dem Ausverkauf seiner Staatsbürger (ein Überbleibsel aus der Zeit des tanzenden Suffkopps wo der Westen bekanntlich die Einladung sämtliche Ressourcen der SU zu plündern dankend annahm) einen Riegel vor. Eine Folge dieser Zeit stammt im Grunde auch (der sicherlich untersuchungswürdige Tot) des Juristen (der im Auftrage einer US Heuschrecke Hermitage Capital Management ) wie flächendeckend alle der damals "erfolgreichen" heutigen Oligarchen Dreck am Stecken hatte und die Gesamtbevölkerung der UdssR (denn es handelte sich um Volkseigentum) moralisch und auch juristisch betrogen hat.

    Wenn man das Recht umsetzen würde, würden viele dieser Protagonisten lange Zeit, wenn sie den verursachten Schaden abarbeiten müssten, mehrere Leben lang hinter Gitter verschwinden. Und dann entdeckt der im Dienste eines US Unternehmens stehende (scheinbar wenig ausgelastete) Jurist einen Korruptionsskandal, die Russen sagen allerdings das er wegen Verstoßes gegen russisches Recht (mutmaßlich im Auftrag seiner US Hintermänner) in Haft war. Ach ja die ergaunerten Gelder wurden noch schnell ins Ausland transferiert. Deshalb bellen und jaulen die Amis wie getroffene Hunde. Auch dieser Menschenhandel war ein florierendes "Bussiness" und die sind die (relevanten) Verlierer. Gewinner dagegen ist die russische Bevölkerung die jeden Mitstreiter zur Verbesserung der Lebensverhältnisse IN Russland dringend bedarf.

    Und zum Fall Dima Jakolew, da muss man mal Verständniss haben! Da vergißt !!! der "Vater" mal sein Investitionsgut auf dem Rücksitz, hat wohl nicht gebellt- und außerdem er kann sich ja ein neues kaufen ...

  • H
    Hendrix

    Die Duma wird immer peinlicher. Anstatt endlich die Mörder Magnitskis zur Rechenschaft zu ziehen, wurde in bester sowjetischer Tradition ein plumper propagandistischer Gegenschlag beschlossen. Dazu wurden die russ. Adoptivkinder als Geiseln missbraucht. Diese sind auch das Hauptopfer des Gesetzes; nicht die Amerikaner.

     

    @Benz Ihre Argumentation über angebliche Gewalt gegenüber russ. Adoptivkindern ist rein populistisch und basiert auf medienwirksamen Einzelfällen. Im übrigen ist selbst der bekannteste Fall Dima Jakowlew strittig, da der Adoptivvater glaubhaft vorbringen konnte, Dima im Auto vergessen zu haben. Daher kam er auch frei.

     

    Nun zu den Zahlen, Ihren alten Feinden, Benz: Den 19 bis 29 verstorbenen russischen Kindern in den USA stehen nach Angaben der Financial Times 1500 Todesfälle adoptierter Kinder von russischen Adoptiveltern gegenüber. Wie ich schon schrieb, schätzt die russ. Zeitung "Moskowski Komsomolez" die Zahl der Gewaltdelikte amerik. Adoptiveltern gegenüber russ. Adoptivkindern als nur halb so hoch wie die russischer Adoptiveltern ab. Das Leben in den USA ist für die russ. Adoptivkinder also sicherer, vom Lebensstandard gar nicht zu reden.

     

    Fazit: Die russischen Adoptivkinder müssen für die antiamerikanische Hetze der Duma-Apparatschiks büßen.

  • B
    Benz

    Endlich wird dem gigantischen Kinderhandel ein Riegel vorgeschoben! Das Dima-Jakowlew-Gesetz (benannt nach dem adoptierten russ. Jungen, der von seinen US-Adoptiveltern umgebracht wurde) war längst überfällig. Internationale Kinderadoptionen sind ein Riesengeschäft, das ist übelster Menschenhandel. Zudem waren die Auslandsadoptionen derart gewinnbringend, dass russ. kinderlose Paare jahrelang warten mussten, ehe ihre Adoptionswünsche erfüllt werden konnten. Da wurde ein regelrechter Kinderhandel aufgezogen.

     

    Dutzende von russ. Adoptivkindern wurden von ihren US-Adoptiveltern umgebracht. Dima z.B. wurde vom Vater stundenlang im brütendheissen Auto sitzengelassen. In einem anderen berühmten Fall waren die US-Adoptiveltern des Kindes überflüssig und setzten den 4jährigen alleine in ein Flugzeug nach Moskau. Bestraft wurden bis jetzt weder die US-Adoptiveltern, die die Kinder misshandelten, noch die, die die Kinder umbrachten. Keiner sass auch nur einen Tag im Gefängnis.

     

    Aufgrund solcher Fälle brutaler Adoptiveltern und totaler Gleichgültigkeit der US-Justiz ist es richtig, dass Adoptionen in dieses Land endlich verboten werden. Man kann der Duma nur vorwerfen, das nicht schon viel früher getan zu haben.