piwik no script img
taz logo

Abstimmung über E-Roller in ParisDas war's mit den Trottinettes​

In Paris haben 90 Prozent der Abstimmungsteilnehmenden für ein Verbot von Mietrollern gestimmt. Eine Kampagne der Anbieterfirmen verfing nicht.

Von Rue zu Rue mit dem Roller: Damit ist es in wenigen Monaten vorbei

Paris taz | Das Ergebnis ist eindeutig: Annähernd 90 Prozent der Wahlberechtigten in Paris, die am Sonntag ihre Stimme abgegeben haben, haben sich gegen die Mietroller ausgesprochen, die derzeit von drei Firmen in den Straßen der französischen Hauptstadt angeboten werden.

Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo hatte sich im Voraus verpflichtet, dem Verdikt dieser konsultativen Befragung der Bür­ge­r*in­nen Rechnung zu tragen, obschon die äußerst schwache Beteiligung einen Schatten auf diese Abstimmung wirft: 92 Prozent der 1,3 Millionen Wahlberechtigten gingen nicht in ihr Wahllokal.

Als Konsequenz dieses Resultats wird die Lizenz von Lime, Dott und Tier nicht verlängert, sie endet also am 31. August. Danach stehen die insgesamt 15.000 Roller oder Scooter, die vor allem von jüngeren Leuten und auch den Touristen nach dem Free-Floating-System in den Straßen überall verfügbar waren, nicht mehr zur Verfügung. Sie werden dann wohl in andere Städte transferiert, wo sie weiterhin benutzt werden dürfen. Nicht betroffen vom Verbot sind die privaten Roller.

Der Entscheid könnte rasch Schule machen. In Paris endet nun die Geschichte der „Trottinettes“, die als Erfolgsgeschichte begonnen hatte. Denn eigentlich wären diese E-Roller ein einigermaßen sauberes Fahrzeug im Zeitalter des Klimawandels. Doch schnell häuften sich die Probleme, und dies vor allem wegen der Disziplinlosigkeit eines Teils der Kunden.

Sie fuhren zu zweit oder gar zu dritt auf einem Roller, der anschließend statt auf den zugewiesenen Plätzen oft irgendwo landete. Zum großen Ärger der Fußgänger*innen, der Betagten, der Eltern mit Kleinkindern et cetera. Auch die Zahl der Unfälle stieg von Jahr zu Jahr.

Wähler über Influencer mobilisiert

Die Stadtbehörden senkten die zulässige Höchstgeschwindigkeit und drohten mehrmals mit einem Verbot. Auch die Anbieter mahnten ihre Kunden, sich an die Regeln zu halten. Geändert hat sich damit aber nichts im Straßenbild. Entsprechend wuchs auf den Straßen noch der Ärger bei vielen Automobilisten, Taxi- und Busfahrern, aber auch auf den Gehsteigen, wo die Roller eigentlich nichts verloren hatten.

Es war zu erwarten, dass vor allem die älteren Bür­ge­r*in­nen und generell die besonders motivierten Geg­ne­r*in­nen der Roller sich an dieser Abstimmung, der ersten dieser Art, beteiligen würden. Die drei Anbieterfirmen versuchten vergeblich, eine Kampagne zu ihren Gunsten zu organisierten.

Sie haben dazu diverse bekannte Influencer bezahlt, damit diese auf TikTok oder Snapchat und anderen Netzwerken ihre vorwiegend junge Klientel aufrufen, für den Verbleib der Mietroller zu stimmen. Trotz hoher Investitionen hat diese Kampagne offenbar ihr Ziel völlig verfehlt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Tja, die Betreiber hätten sich seit Jahren um feste Rückgabestationen kümmern können. Auch wäre es technisch einfach gewesen, den Nutzern für falsches Abstellen hohe Strafgebühren abzubuchen. Aber man wollte halt nur Profit machen und die Gesellschaft auf den externen Kosten sitzenlassen.

    Im übrigen: guter Schritt von Paris. Man muss als Kommune auch mal den Mut haben, zuzugeben, dass etwas mehr Nachteile als Vorteile bringt und dann damit Schluss machen.

  • Ein Glück!

    Hoffentlich ist in deutschen Städten auch bald Schluß mit den fiesen Stolperfallen.

  • Irgendwie regelt sich alles selbst.

  • Felix Paris!

    Eine Pest weniger.

    • @Jim Hawkins:

      Qui. Qui. Nur getoppt durch brennende Hundekackesauger von - ici💩💩💩💩 -

      • @Lowandorder:

        Die guten alten Hundekackesauger.

        Vor Jahrzehnten in Paris das erste Mal gesehen. Zeitgleich mit den im selben Bereich tätigen Sanisettes.

        Wenn ich die Augen schließe, habe ich den 80-er-Jahre Metro-Mief in der Nase und bin glücklich.

        • @Jim Hawkins:

          In den 80ern war ich auch sehr oft in Paris (Renautl R4F6) und ja, der Geruch der Metro, der Summton der Metro bei der Abfahrt und auch nicht zu vergessen, der typische Geruch der Stadt im Sommer, im Morgengrauen, wenn die Kehrmaschinen unterwegs waren und die Strassen noch leer. ..... was waren das schöne Zeiten ....

          • @maestroblanco:

            ... damals gab es auch noch keine Klimakrise und auch das Artensterben steckte noch in den Kinderschuhen... herrlich!

            Ich könnte auch hier in HH sehr gut auf die E-Stolpler verzichten. Mir tun wirklich Ältere und Leute mit eingeschränktem Sehvermögen leid, die entlang der hingerotzten Roller (+NIEMAND benutzt Helm) navigieren müssen. Voller Angst vor dem Bürgersteig.