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Abstimmung in der SchweizMehrheit für die Rundfunkgebühr

Laut einer Hochrechnung will eine Mehrheit der Schweizer die Rundfunkgebühr behalten. Befürworter und Gegner hatten monatelang erbittert gestritten.

Die Rundfunkgebühren bleiben: Eine Mehrheit der Schweizer hat gegen ihre Abschaffung gestimmt Foto: ap

Genf/Bern afp/dpa | Die Schweizer haben sich in einem Volksentscheid mit großer Mehrheit gegen die Abschaffung der Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehanstalten ausgesprochen. Laut einer Hochrechnung des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern stimmten 71 Prozent gegen die „No Billag“-Initiative.

Die Befürworter der Kampagne – benannt nach dem Unternehmen Billag, das die Rundfunkgebühren einzieht – hatten die Abschaffung der Abgabe in Höhe von jährlich 451 Schweizer Franken (rund 390 Euro) gefordert.

Die „No Billag“-Unterstützer argumentierten, der gebührenfinanzierte Rundfunk sei zu teuer oder sogar ganz verzichtbar. Außerdem seien mündige Bürger selbst in der Lage zu entscheiden, welche Medien sie nutzen und für welche sie bezahlen wollen. Auch in Deutschland steht der Rundfunkbeitrag regelmäßig in der Kritik.

Der Vorschlag der „No Billag“-Unterstützer für die Finanzierung des Schweizer Rundfunks SRG lautete: mehr Werbung und mehr Bezahlkonzepte wie bei privaten Sendern und Streamingdiensten. Die Mehrzahl der Schweizer hatte allerdings dem Votum zufolge kein Vertrauen in diese Ideen.

Essenziell für die Demokratie

Die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP) hatte sich als einzige Partei hinter „No Billag“ gestellt. Gerade in den vergangenen Wochen hatten sich auch die Befürworter des gebührenfinanzierten Rundfunks lauter zu Wort gemeldet. Sie betonten insbesondere, ein unabhängiger Rundfunk sei essenziell für eine funktionierende Demokratie.

Bei einem Erfolg des Volksentscheids hätte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk das Aus gedroht. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG wird zu 75 Prozent durch die Abgaben finanziert. Bereits beschlossen ist, die Höhe der Rundfunkgebühr von derzeit 451,10 Franken (rund 390 Euro) ab 2019 deutlich zu senken. Die Rundfunkanstalt SRG hat außerdem weitere Sparmaßnahmen angekündigt.

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2 Kommentare

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  • Ich frage mich zwar auch hin und wieder, wozu wir ARD und ZDF brauchen. Aber wenn ich im Auslandsurlaub in der Hotel-Glotze nur irgendwelche „Privaten“ auf Deutsch zu sehen bekomme, weiß ich es wieder!

     

    Ich gebe zu, Dauer-Bespaßung mit Shows, unrealistischen „Reality“-Sendungen und Endlos-Serien ist nicht mein Ding. Wer das mag, ist sicher bei RTL, SAT.1 und deren Ablegern besser aufgehoben. Leider sind auch die Öffentlich-Rechtlichen nicht frei davon.

    Mir geht es mehr um Information, Dokumentation und Kultur. Diesbezüglich werde ich bei den Öffentlich-Rechtlichen (einschl. 3sat und arte) eher fündig.

     

    Betreffs Filme bin ich bei den ÖR auf jeden Fall besser bedient, da werbefrei. Bei den „Privaten“ sehe ich – gefühlt - immer weniger Film zwischen den Werbeblöcken. Außerdem funktioniert leider auch der Trick nicht mehr überall, werbungsbelastete Filme aufzunehmen und beim Abspielen die Werbung per Schnellauf zu überspringen.

     

    Falls es also auch bei uns eine entsprechende Volkabstimmung geben sollte, wie in der Schweiz, werde ich für die Beibehaltung des „Bezahlfernsehens“ (auf Basis der ÖR) stimmen. Auch die Schweizer sind ja mit großer Mehrheit nicht auf die Parolen der dortigen rechtspopulistischen „Schweizerischen Volkspartei“ (SVP) hereingefallen!

  • Chapeau.