Abstimmung im EU-Parlament: 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten
Das EU-Parlament hat sich für die Quote in börsennotierten Unternehmen ausgesprochen. Bleibt ein kleines Problem – jetzt muss mit den Regierungen verhandelt werden.
STRASSBURG dpa | Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen sollen bis 2020 nach dem Willen des EU-Parlaments zu 40 Prozent aus Frauen bestehen. Das EU-Parlament stimmte am Mittwoch in Straßburg für einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission. Das Votum geht weiter als die Pläne von Union und SPD in Deutschland, wonach ab 2016 in Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein sollen.
Nach den Vorstellungen der EU-Parlamentarier sollen kleinere und mittlere Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern und weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz von der 40-Prozent-Quote ausgenommen werden. Jetzt muss das Parlament mit den Regierungen verhandeln. Da herrscht erheblicher Widerstand. Mindestens neun EU-Regierungen, die gemeinsam über eine Sperrminorität im Ministerrat verfügen, haben die Frauenquote bereits als „Überregulierung“ abgelehnt.
Nachdem jetzt in den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD Aussicht auf eine gesetzliche Quote für Frauen im Topmanagement besteht, könnte Deutschland aus der Sperrminorität ausscheren. Dann käme Bewegung in die Frage.
EU-Justizkommissarin Viviane Reding hält ein positives Signal aus Deutschland in der Sache für unerlässlich. „Wenn das, was jetzt in den Koalitionsgesprächen vereinbart worden ist, Realität wird, würde Deutschland gemeinsam mit Frankreich und Italien zu den Vorreitern bei der Frauenquote werden. Das wäre ein starkes Signal für Europa und für die Frauen“, sagte sie.
Weibliche Talente werden einfach nicht zugelassen
Nach Redings Auffassung geht es ohne Quote nicht. „60 Prozent der Hochschulabsolventen sind Frauen, aber 83 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder sind Männer, irgendetwas läuft schief, die weiblichen Talente werden einfach nicht zugelassen“, sagte sie.
Bei den börsennotierten Unternehmen sind nach den Plänen des EU-Parlaments unter bestimmten Voraussetzungen Strafen vorgesehen, falls die Verfahren der Auswahl nicht transparent sind. Bestraft wird nicht, nur weil der Anteil von 40 Prozent nicht erreicht wird.
Sollten sich die EU-Regierungen mit den Volksvertretern einigen, könnte das Parlament noch im April, also vor den Europawahlen, die Frauenquote endgültig beschließen. Doch das ist ein sehr optimistisches Szenario.
Die Diskussion um die Frauenquote hat anscheinend schon für Bewegung gesorgt. Nach einem Bericht der EU-Kommission ist allein zwischen Oktober 2012 und April 2013 der Anteil der Frauen in den Führungsgremien EU-weit gestiegen: Von 15,8 auf 16,6 Prozent.
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