Abschluss Weltwirtschaftforum in Davos: Endlich mal verschnaufen
Entspannung in Davos: Die Krisenstimmung ist vorbei. Doch auf das Problem der Polarisierung von Einkommen und Vermögen gab es die bekannten Antworten.
DAVOS taz | Die Stimmung beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum im Schweizer Skiort Davos war deutlich besser als in den Vorjahren. 2009 und 2010 stand die akute Finanzkrise im Mittelpunkt, danach ging es um die Reparaturmaßnahmen. 2013 dann herrschte eine Stimmung von Verschnaufen und Durchatmen. Nun lautete die zentrale Botschaft: Manches liegt im Argen, aber vieles wird auch besser.
Bei kaum einer anderen Veranstaltung treffen so viele Vertreter der globalen Wirtschafts- und Politikelite aufeinander. Deshalb erfüllt das Forum die Funktion eines Thermometers, dessen Stand Hinweise auf die Gesundheit der Weltökonomie gibt. In diesem Jahr bewegte sich die Quecksilbersäule deutlich in Richtung „normal“. Zwei Höhepunkte gab es dennoch: das mahnende Grußwort des Papstes zur sozialen Ungleichheit und den kompromissbereiten Auftritt des iranischen Staatspräsidenten.
Dass die zunehmende Polarisierung von Einkommen und Vermögen in Entwicklungs-, Schwellen-, aber auch Industrieländern zum Problem wird, war den Organisatoren des Forums selbst aufgefallen. Zusätzliche Bedeutung bekam dieses Thema jedoch dadurch, dass erstmals in der 44-jährigen Geschichte der Veranstaltung der Papst einen Sonderbotschafter in die Alpen schickte. Das Oberhaupt der katholischen Kirche mahnte, eine Wirtschafts- und Sozialpolitik zu betreiben, die zu einer gleichmäßigeren Verteilung des Wohlstands führe.
Die meisten Redner des Forums boten dazu die bekannten Rezepte an: Wachstum, technische Innovation, neue Produkte, freier Handel, weniger Regulierung. Wie die Beispiele China, Brasilien, Mexiko oder Türkei zeigen, kann diese Strategie funktionieren. Während des Schubs der neuen Globalisierung seit Mitte der 1970er Jahre haben sich Hunderte Millionen Menschen weltweit aus der Armut herausgearbeitet. Die globale Mittelschicht wächst.
Stiefmütterlicher behandelt wurden dagegen Überlegungen, wie das trotz dieser Erfolge zu verzeichnende Auseinanderdriften von Arm und Reich zu dämpfen wäre. Selten nur analysierten Davos-Teilnehmer das Beispiel Brasiliens. Die dortigen Regierungen haben beides geschafft: zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Wohlstand bei gleichzeitiger Reduzierung der sozialen Spreizung. Erreicht wurde dies, indem man Wachstumspolitik mit Programmen zur Armutsbekämpfung und Bildung ausbalancierte.
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