Abschied aus der Chefredaktion: Nikolaus Blome verlässt „Bild“
Das Mitglied der Chefredaktion erklärt den Abschied mit „persönlichen Gründen“. Bei Springer rätseln viele, was wirklich dahinter steckt.
Wenn der richtige Nikolaus kommt, hat sie vielleicht schon stattgefunden: die Weihnachtsfeier, die der Nikolaus, um den es hier geht, statt einer schnöden Abschiedsparty machen möchte. Erraten, es geht um Nikolaus Blome, der ab Ende Oktober nicht mehr zur Mannschaft der Bild-Zeitung gehört. Bis dahin rätseln viele bei Springer, was denn nun wirklich los ist: drei große Konferenzen, in denen der Abgang kein Thema war. Auch gestern nicht, als Blome sogar selbst noch an der Runde teilnahm.
„Nun ist es raus – ich bin raus“, hat Blome, seit Dezember 2015 stellvertretender Chefredakteur des Boulevardblatts mit Zuständigkeit für Politik und Wirtschaft, in einer E-Mail an sein Ressort geschrieben, wie die taz aus Springer-Kreisen erfuhr. Nach einem schrecklich freiwilligen Abgang in bestem Einvernehmen, wie es Springer nach außen verkauft, klingt das nicht. In der E-Mail soll Blome von „persönlichen Gründen“ geschrieben haben, die sich schon „über eine gewisse Zeit aufgebaut“ hätten. „Dann muss man weiter ziehen.“
Damit hat der Mann, der 1996 bei Springers Welt anfing, 2006 zur Bild wechselte und dort 2011 in die Chefredaktion unter Kai Diekmann aufstieg, seine Erfahrung: Als ihn Wolfgang Büchner 2013 zum stellvertretenden Chefredakteur und Berliner Bürochef des Spiegel machte, schlugen an Alster und Spree die Wellen hoch: Ein Bild-Mensch beim Spiegel war dann doch noch igitt. So richtig funktioniert hat es auch nicht. Ende 2014 war Büchner weg, 2015 kehrte Blome dann in die Bild-Chefredaktion zurück.
„Es war mir eine Ehre und eine Freude, mit euch gearbeitet zu haben“, soll es in Blomes E-Mail weiter heißen – mit ziemlich genau derselben Formulierung hatten sich auch Diekmann und seine von ihm aufgebaute Nachfolgerin Tanit Koch aus der Bild-Chefetage verabschiedet.
Nicht die intellektuelle Spitze
Unter dem neuen Chefredakteur Julian Reichelt hat sich der Ton des Blattes sehr verändert – hin zum unintellektuellen Krach- und Flachboulevard. Wobei Blome trotz allfälliger Streitgespräche mit Spiegel-Erbe Jakob Augstein jetzt auch nicht gerade die intellektuelle Spitze des deutschen Politjournalismus besetzte.
Manche sagen auch, er sei eher ein Blender und nur in wenigen Themen versiert. Nun geht er – offiziell auf eigenen Wunsch. Springer-Chef Mathias Döpfner hatte ja eh einen großen Sparkurs bei Bild angekündigt, bei dem „eher Häuptlinge als Indianer“ dran glauben müssen. Intern heißt es, Blome hätte auch keine Chancen auf eine große Abfindung gehabt, weil er ja seine Springer-Karriere durch den ungeliebten Ausflug zum Spiegel unterbrochen habe.
In seiner Mail soll Blome seine Truppe als „heterogenen“ Haufen gelobt haben, bei dem er sich „mit allen auch an den nicht so hellen Tagen sicher“ sein konnte, „das hier alles geht“. Dass Blome in seiner E-Mail wohl auch als Erfolg aufzählt, zweimal den Spiegel im Zitate-Ranking geschlagen zu haben, spricht Bände.
„Jetzt heißt es, Helm fester schnallen und Didi folgen“, schreibt der ehemalige Zeitsoldat Blome angeblich und meint Dietrich Menkens, seinen Nachfolger in der Ressortleitung. Am Schluss seiner Mail lädt Blome noch zur Weihnachtsfeier – „klingt besser als Abschiedsfeier“. Nicht etwa in Springers Presseclub. Sondern zu Hause, in Klein-Machnow bei Berlin.
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