Abgasskandal bei Porsche: VW-Konzern trickst wohl weiter
Experten sehen Messergebnisse bei neuem Porsche-Modell als Beleg für illegale Motorsteuerung. Das Ministerium kündigt Untersuchungen an.
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte nach Hinweisen von einem Insider ein aktuelles Modell eines Porsche Cayenne mit 3-Liter-Dieselmotor untersuchen lassen. Das am Wochenende veröffentliche Ergebnis war eindeutig: Beim offiziellen Testverfahren auf einem Prüfstand hielt der Wagen den Grenzwert für das gesundheitsschädliche Stickoxid ein. Doch nachdem das Auto vor dem Test einmal kurz mit einem Wagenheber aus der waagerechten Position gebracht worden war, lagen die Ergebnisse beim exakt gleichen Test auf dem selben Prüfstand plötzlich um 68 Prozent über dem Grenzwert.
Das Fahrzeug, so ermittelte der Computer-Experte Felix Domke für den Spiegel, verfügt über zwei verschiedene Betriebsmodi. Beim ersten Test befand sich der Porsche im sogenannten Aufwärmmodus. Im realen Betrieb wechselt das Fahrzeug hingegen nach kurzer Zeit in ein Dynamik-Programm mit höherem Schadstoffausstoß.
Anders als bei „einfachen“ Abschalteinrichtungen, die die Bewegung der Räder oder den Lenkwinkel messen oder die Abgasreinigung einfach nach einer bestimmten Zeit herunterfahren, ist die Technik bei Porsche komplizierter: Ausgelöst wurde das Umschalten dem Bericht zufolge durch Längs- und Querbeschleunigung des Fahrzeugs, also durch echte Kurven oder Anstiege und Abfahrten, die auf dem Prüfstand nicht vorkommen. Dies wurde im Test durch das kurze Aufbocken simuliert.
Für Martin Führ, Professor für Umwelt- und Verwaltungsrecht an der Hochschule Darmstadt und Sachverständiger im VW-Untersuchungsausschuss des Bundestags, ist die Sache klar: „Porsche verwendet hier eine Abschalteinrichtung, die nach europäischem Recht verboten ist“, sagte er dem Spiegel. Auch Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, fällt ein klares Urteil. „Wenn die Ergebnisse so stimmen, handelt es sich ganz eindeutig um eine illegale Abschalteinrichtung“, sagte er der taz. „Denn sie hat nichts mit dem Motorschutz zu tun, den die deutsche Politik bisher als legale Ausnahme gelten lässt.“
Das von Alexander Dobrindt (CSU) geführte Bundesverkehrsministerium kündigte am Montag eigene Tests an. „Das Kraftfahrtbundesamt ist angewiesen, eine Nachuntersuchung bei Porsche vorzunehmen“, sagte ein Sprecher. Ob dies unmittelbar durch die Berichterstattung ausgelöst wurde, ließ er offen, ebenso wie die Frage, bis wann Ergebnisse vorliegen werden.
Porsche hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Bei einer eigenen Messung „an einem vergleichbaren Fahrzeug“ im firmeneigenen Messstand sei der Grenzwert auch im Dynamik-Modus eingehalten worden, teilte ein Sprecher mit. Im Dementi findet sich allerdings eine interessante Einschränkung: Keine unzulässigen Abschaltvorrichtungen gibt es nur „gemäß unseren vorliegenden Informationen“. Die Dieselmotoren baut Porsche aber gar nicht selbst, sondern bezieht sie von der Konzernschwester Audi. Die Aussage kann also auch einfach heißen, dass über die genaue Funktion der Motoren bei Porsche keine Informationen vorliegen.
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