Abfallentsorgung in Westafrika: Es stinkt erbärmlich
Gambias größte Mülldeponie liegt mitten in einem Wohnviertel. In der Nähe versucht ein Projekt mit deutscher Hilfe, Abfälle zu verwerten.
Auf dem Weg dorthin kommen viele Mädchen und Jungen täglich an Gambias größter Müllhalde vorbei, die auf der anderen Straßenseite liegt. Schon aus der Ferne sind die Müllberge zu sehen. Je näher man kommt, desto unerträglicher wird der Geruch. Ein Zaun soll das Gelände zwar absperren, doch viele nehmen den Weg über die Halde als Abkürzung.
Einer, der die Deponie regelmäßig besucht, ist Oladele Oyelakin. Er ist Dozent an der Universität von Gambia und hat unter anderem den Kurs Umweltchemie auf dem Lehrplan. „Es ist die schlimmste im ganzen Land“, bewertet er die Deponie. Oyelakin sorgt sich nicht nur um die Schüler, sondern auch um die Krankenstation, die ebenfalls zum Kinderdorf-Komplex gehört: „Die Qualität der Luft ist besorgniserregend.“ Auch das Wasser aus den Brunnen in der Umgebung ist verschmutzt.
Das gibt sogar die Regierung zu. Edrisa Njie ist in der Kommune Kanifing, in der auch Bakoteh liegt, für die Abfallentsorgung zuständig. Über die Menschen in der Nähe der Deponie sagt er: „Natürlich sind sie gefährdet.“ Dabei wurden umgerechnet knapp 27.000 Euro für ein besseres Management zugesagt. Doch geändert hat sich nichts. Der Müll liegt weiterhin offen herum. Ein paar Rinder suchen nach Futter. Müllsammler hoffen, zwischen den Abfällen doch noch Verwertbares zu finden. Kinder laufen in Flipflops über das Gelände.
Marktplätze von Müllbergen befreien
Die Halde ist nur eine gute Viertelstunde von der Müllsammelstelle in Sukuta entfernt. Zwei riesige Container in Blau und Grün stehen dort auf dem Gelände. Damit Abfälle nicht auf die Straße geworfen werden, können Anwohner sie hier kostenfrei abgeben. Zuständig für das Projekt ist die private Dresden-Banjul-Organisation (DBO), die sich vor knapp zehn Jahren gegründet hat.
Am Anfang stand die spontane Aktion, Marktplätze von Müllbergen zu befreien. Es folgte der Kauf von zwei Lastwagen, die nun jeden Tag die Sammelstelle sowie Marktplätze im Großraum Banjul anfahren und den Unrat abtransportieren. Somit sollen neue wilde Müllkippen vermieden werden.
Oladele Oyelakin, Chemiker
Doch es soll nicht dabei bleiben. „Es kann nicht sein, dass wir den Müll nur von A nach B fahren. Erster Schritt ist nun, den organischen Abfall direkt herauszusortieren“, sagt Martin Eller, der aus der Nähe von Stuttgart kommt. Sortieren klappt bislang nicht immer. Aber Trennen ist wichtig für die weitere Verwertung.
Eller wird das Projekt ein Jahr lang begleiten und dafür sorgen, dass die organischen Abfälle zu Kompost für Bauern oder Gärtner werden. Dafür hat die Regierung im April eine Fläche von 10.000 Quadratmetern zur Verfügung gestellt. „Der Bedarf ist riesig“, sagt Eller. 70 Prozent der Einwohner Gambias arbeiten in der Landwirtschaft.
Für Oladele Oyelakin fehlt es im Land an Umweltbewusstsein. „Früher gab es ein Gesetz, das verhindern sollte, dass Abfälle einfach auf der Straße landen“, sagt der Chemiker. „Doch heute kümmert sich niemand mehr darum. Leute lassen ihren Müll beispielsweise im Taxi und hoffen, dass der Fahrer ihn am Ende des Tages entsorgt. Doch der schmeißt ihn auch nur irgendwohin.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!