Abfallentsorgung in Norwegen: Der Fjord wird zugemüllt
In Norwegen werden Millionen Tonnen Grubenabfälle einfach ins Meer gekippt. Umweltschützer kämpfen dagegen an.
An einem Uferberg des nördlich von Bergen gelegenen Førdefjords will das Grubenunternehmen Nordic Mining das Titan-Mineral Rutil abbauen, das unter anderem dazu dient, Zahnpasten weiß zu machen.
Im Frühjahr 2015 hatte die Regierung in Oslo grünes Licht für den Grubenbetrieb gegeben und dafür, dass Abraum und Produktionsabfall einfach vor Ort in den Fjord gekippt werden dürfen. Das Gemisch enthält Schwefelsäure, Schwermetalle und Titan-Nanopartikel und könnte sich im Nordatlantik ausbreiten und in der menschlichen Nahrungskette landen.
Es geht um gewaltige Mengen. Pro Minute sollen 11 Tonnen in den Fjord geleitet werden. In den 40 bis 50 Jahren, auf die der Grubenbetrieb projektiert ist, wären das rund 250 Millionen Tonnen. Der Meeresbiologe Callum Roberts fühlt sich „um 100 Jahre zurückversetzt“, da hätte man das Meer als unermessliche Müllkippe behandelt.
Norwegen gehört zu weltweit fünf Staaten, in denen es erlaubt wird, Bergbauabfall einfach ins Meer zu schütten. Auch im Repparfjord im Norden das Landes soll Müll verklappt werden. Hier kämpfen Umweltschützer, Fischer und Sami-Rentierzüchter dagegen, dass der Grubenschlamm eines Kupferbergwerks im Fjord landet.
Von „riesigen Umweltskandalen“ spricht Maren Esmark, Generalsekretärin des norwegischen Naturschutzverbands. Mögliche negative Umweltfolgen leugnet auch die Regierung in Oslo nicht, meint aber, der wirtschaftliche Nutzen durch die Gewinnung von Mineralien und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sei vorrangig.
Die Polizei hat gegen Dutzende von an den Blockaden beteiligten AktivistInnen Geldbußen von umgerechnet jeweils rund 1.000 Euro verhängt. „Aber wir werden weitermachen“, kündigt die NoU-Vorsitzende Ingrid Skjoldvær an.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm