Schifffahrt in Norwegen: Fjorde vor Luxusdampfern schützen

Nur unter strengen Bedingungen sollen Kreuzfahrtschiffe künftig in die spektakulärsten Fjorde fahren dürfen. Die Hälfte von ihnen bliebe damit draußen.

Zwei Menschen in Badekleidung sitzen im Eis und schauen auf einen Fjord

Auch Greenpeace-Aktivisten kämpfen darum, die Schönheit der Fjorde zu erhalten (Archivbild 2007) Foto: reuters

STOCKHOLM taz | „Norwegen verzaubert Besucher“ verspricht die Costa-Reederei in ihrer Werbung. TUI-Cruises lockt mit „aufregenden Landschaften und traumhaften Fjorden“. Doch der wachsende Kreuzfahrtverkehr ist für Natur und BewohnerInnen der populärsten Fjorde alles andere als traumhaft. Oft hängen graue Abgaswolken über dem populären Geirangerfjord. Ankern dort zwei oder drei der schwimmenden Luxushotels gleichzeitig, herrschen gesundheitsgefährdende Stickstoffoxidwerte.

Das soll sich nun mit neuen Regeln ändern: Klima- und Umweltminister Vidar Helgesen hat am Sonntag in einem TV-Interview einen Maßnahmenkatalog gegen die dicke Luft angekündigt. Der dürfte den Kreuzfahrtverkehr im Geirangerfjord und in vier anderen vielbesuchten Fjorden deutlich einschränken. Mit dem Nærøy-, Aurlands-, Synnulvs- und Tafjord sind es fünf Orte, die auch auf der Weltnaturerbeliste der Unesco stehen. Ab 2019 sollen hier nur noch Kreuzfahrtschiffe erlaubt sein, die moderne Abgasreinigungsvorschriften einhalten.

Die staatliche Seefahrtsbehörde Sjøfartsdirektoratet hatte die starke Luftverschmutzung und die problematischen Abwassereinleitungen im Mai nach umfassenden Messprogrammen in einem Bericht kritisiert. Ihr Fazit: Die Regierung müsse dringend aktiv werden, um die Umweltbelastungen zu reduzieren.

Da ließ sich Minister Helgesen nicht lange bitten. Immerhin stehen im September Parlamentswahlen an, und der stark angewachsene Tourismus ist zuletzt sowieso vielerorts auf zunehmende Kritik der Lokalbevölkerung gestoßen.

Auf die Hälfte reduziert

Die neuen Regeln stellen nun das Verbot für Schiffe auf, die Fjorde als Kloake zu missbrauchen. Zudem soll es Bestimmungen über eine maximale Anzahl von Schiffsbesuchen pro Tag und Woche geben. Das bedeutet einen kräftigen Einschnitt für die Branche: Wären diese Bestimmungen schon jetzt in Kraft, könnte die Hälfte aller bisher dort fahrenden Kreuzfahrtschiffe diese Fjorde nicht mehr anlaufen.

Deshalb warnte der Tourismussektor gleich nach der Ankündigung des Ministers: Ohne die Möglichkeit des Besuchs der landschaftlich beeindruckendsten Fjorde werde der Kreuzfahrtverkehr nach Norwegen insgesamt zurückgehen. Das müsse man in Kauf nehmen, so Helgesen. Schlimmer als ein zeitweiser Rückgang sei der jetzige Schiffsverkehr: „Die Abgaswolken zerstören die Natur, und der Verkehr ist so dicht geworden, dass der Attraktionswert langsam verschwindet.“

Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen reagierten durchweg positiv. Sie forderten aber teils, die Vorschriften sollten für das ganze Land gelten. „Da geht noch mehr“, meint Jan Kjetil Paulsen von der Umweltschutzorganisation Bellona. Weil der Nærøy- und der Geirangerfjord bereits riskierten, den Status als Weltnaturerbe zu verlieren, solle man die riesigen Pötte gar nicht mehr einfahren lassen. Paulsens Idee: Die Schiffe sollten außerhalb ankern und die TouristInnen etwa mit Batteriebooten hineintransportiert werden.

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