ARD-"Tatort" aus Leipzig: Martialischer Metal zum Vergessen
Ein Junge stirbt bei einem Unfall, schuldig ist ein nachlässiger Bauunternehmer. Und die Kommissare Saalfeld und Keppler grummeln sich durch den Fall.
Er tanzt wie ein Zombie. Seine Beine sind durchgedrückt, die Arme fliegen gegen den Rhythmus des Liedes durch die Luft, das martialisch durch das elegante, aber verwaiste Eigenheim tönt. Der Architekt Christian Peintner (Matthias Brandt) hat gerade seinen Sohn verloren; bei einer Flugschau rollte eine außer Kontrolle geratene Oldtimermaschine direkt in die Hüpfburg, in der der Junge gerade tobte.
Ein paar Straßen weiter lebt der Gelegenheitsflieger Thomas Ahrendt (Jan Hendrik Stahlberg), der die Maschine steuerte. Das gerade erworbene Haus braucht dringend Renovierung, alles hier marode, verwittert und armselig. Im Garten aber tollt der Sohn mit der Frau herum. Eine heile Familie, aber was nützt das nutzt das dem Unglückspiloten, wenn ihn die Schuld am Tod zu erdrücken droht.
Die "Tatort“-Episode „Absturz“ ist die erste, des noch relativ neuen Leipziger Ermittler-Duos Saalfeld und Keppler, die einigermaßen Tiefgang hat. Es ist die Geschichte dieser zwei unterschiedlichen Männer: ein Schuld-und-Sühne-Drama im klassischsten Sinne. Spannend, wie sie nachts schlaflos umschleichen. Und weil das so gut gespielt ist, sieht man auch gerne darüber hinweg, dass dieser Krimi (Buch: André Georgi) als Täterrätsel nicht wirklich taugt.
Denn bald wird der Veranstalter, der durch die nachlässige Organisation der Flugschau der eigentlich Schuldige der Kindstodes ist, ermordet in einer Baugrube aufgefunden. Die beiden schicksalhaft miteinander verbundenen Männer sind so in ihr Unglück vertieft, dass sie trotz einiger plakativ ausgestreuter Verdachtsmomente als Täter schon mal ausscheiden.
Doch das ist nicht schlimm. Regisseur Thorsten C. Fischer („Romy“) nimmt sich viel Zeit, die beiden Hauptakteure in ihrer Sprachlosigkeit und Verzweiflung zueinander zu führen. Kommissar Keppler (Martin Wuttke) murrt sich derweil mal wieder unmotiviert schlechtgelaunt durch die Handlung, Kollegin Saalfeld (Simone Thomalla) indes ist persönlich in das Unglück involviert. Ihr Neffe war mit dem verstorbenen Jungen gut befreundet. Eine eigentlich überflüssige private Verquickung mit dem Fall, die der sowieso bei jedem Fall übercouragiert agierenden Polizistin mal wieder reichlich Gelegenheit gibt, ihre Mitmenschen anzubellen.
Immerhin eine starke Szene hat die Thomalla: Als Saalfeld ihrem Neffen den Tod des Freundes mitteilen muss, reißt sie einfach nur dessen Metal-CD aus dem Player, steckt sie bei sich in die Auto-Anlage und fährt den Lautstärkeregler hoch. Noch so ein Zombie, der zur martialischen Musik das Vergessen sucht.
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