ARD-Serie „Asbest“ über Fußball: Knast und Kitsch
Kida Khodr Ramadans ARD-Serie „Asbest“ erzählt die Geschichte eines Protagonisten, der gerne Fußballstar werden möchte. Dabei fehlt es an Originalität.
Er wollte nie ein Gangster sein, sagt Momo Kaval (Xidir Koder Alian), Protagonist der ARD-Serie „Asbest“ – und wird dann eben doch einer. Dieser Satz fasst die Geschichte der neuen Serie von Schauspieler und Regisseur Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) gut zusammen.
Denn eigentlich träumt Momo von einer Fußballkarriere. Er will raus aus Berlin-Neukölln und Geld verdienen, auch für seine Mutter. Aber die Großfamilie kommt ihm in die Quere, die ihm ein Verbrechen in die Schuhe schiebt. So landet der ahnungslose Momo im Knast. Dieser Ort wird zu einer Bühne für eine Geschichte von Hoffnungslosigkeit und von Familienbanden, denen man nur schwer entfliehen kann.
„Asbest“, fünf Folgen in der ARD Mediathek
Als Inspiration diente das Buch „Fairplay mit Mördern“ von Gerhard Mewes in der er von seiner Erfahrung als Fußballtrainer im Hamburger Gefängnis Santa Fu erzählt. Der Fußball, der den Rahmen für die Serie setzen soll, verliert sich leider im Verlauf der Serie. In der Fußballmannschaft der JVA findet Momo Halt und Ablenkung. Vielmehr wird aber auch nicht erzählt.
Spielt eine Mannschaft aus Schwerstverbrechern anders Fußball? Welche sportlichen Ziele können erreicht werden an einem abgeschlossenen Ort? Ist Fußball eine Resozialisierungmaßnahme oder einfach nur Ablenkung an einem eintönigen Ort? Statt diese Fragen zu beleuchten, setzt „Asbest“ auf altbekannten Gangster-Clan-Kitsch: dort der aggressive Araberclan, da der korrupte Ermittler und Justizbeamte.
Gleich am ersten Wochenende nach Erscheinen erreichte die Serie fast 3 Millionen Abrufe in der Mediathek. Verantwortlich für diesen Erfolg ist sicherlich das Who-is-ho an Schauspieler:innen, die Ramadan ausgewählt hat: Jasmin Tabatabei, David Kross, Uwe Preuß, Frederik Lau, Claudia Michelsen, Wotan Wilke Möring, Rapper Veysel. Der Cast kann am Ende nur bedingt über die fehlende Originalität der Geschichte hinwegtäuschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Verfassungsrechtler für AfD-Verbot
„Den Staat vor Unterminierung schützen“