piwik no script img

ARD-Serie „30 Tage Lust“„Was, wenn du eigentlich auf etwas ganz anderes stehst?“

„30 Tage Lust“ zeigt Nähe und Distanz in einer Partnerschaft, die Neues wagt. Es geht um Datingapps und einen Dreier mit den Nachbarn.

Ein halbes Leben lang sind Freddy und Zeno schon zusammen. Nun wagen sie ein Experiment: 30 Tage Sex mit Fremden

Ein halbes Leben. So lang sind die Endzwanziger Frederieke, genannt Freddy, und Zeno zusammen. Doch gerade Freddy hegt Zweifel an der augenscheinlich perfekten Beziehung. Nach dem Sex, mit seinem Kopf auf ihrer Brust, stellt sie Zeno eine Frage: „Was, wenn du eigentlich auf etwas ganz anderes stehst?“ Die Angst, etwas zu verpassen, steht zwischen den beiden.

Aus einer Notlüge von Freddy wird ein Plan, dem ihr Freund Zeno nur zögerlich zustimmt: 30 Tage lang dürfen die beiden mit anderen Menschen schlafen, möglichst mit dreißig unterschiedlichen. Alles ist erlaubt. Dabei gibt es nur zwei Regeln: nie mit einer Person zweimal, und darüber geredet wird auch nicht. Wird das ihre Beziehung stärken oder zerstören?

Die Serie

„30 Tage Lust“. Acht Folgen in der ARD-Mediathek

Kann der ÖRR Sex?

In acht Folgen mit jeweils circa dreißig Minuten erleben die beiden das Auf und Ab der Gefühle, das Dates und Flirts – Lust, eben – mit sich bringen. Zum ersten Mal müssen sie durch die Stuttgarter Datingwelt navigieren, machen alte neue Bekanntschaften und swipen auf DateVegan. Es geht um alte Professoren, die es zu verführen gilt, und einen Dreier mit den Nachbarn.

Mit Humor erzählt die ARD-Serie die Geschichte des Paares und lädt zum Mitfiebern und Mitfühlen, Lachen und Fremdschämen ein – ganz ohne das Gefühl von Sexualunterricht zu vermitteln. Sie wirft die Frage auf, ob viele Sex­part­ne­r:in­nen uns nicht vielleicht sogar einsamer machen.

Vor allem die beiden Haupt­dar­stel­le­r:in­nen Linda Blümchen und Simon Steinhorst überzeugen mit ihrer Authentizität und einer natürlichen Vertrautheit. Kein Leichtes, denn das Drehbuch konfrontiert die beiden mit einigen Situationen jenseits des konventionellen Schamgefühls. Trotz der allgegenwärtigen Nacktheit wirkt die Serie nicht gezwungen freizügig, sondern vielmehr erfrischend ehrlich. Kann der ÖRR Sex? „30 Tage Lust“ ist der Beweis, dass es geht.

„30 Tage Lust“. Acht Folgen in der ARD-Mediathek

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Vorneweg: in Beziehungsfragen bin ich konservativ eingestelt.

    Ich frage mich aber viel eher, ob diese allgegenwärtige Verbesserungs- und Optimierungshysterie (genauso wie das Marktdenken) in einer voll vernetzten und durchökonomisierten Welt am Ende nicht auch die Art wie wir Beziehung leben vergiftet hat.

    Nach links oder rechts swipen, da ist etwas was mir an ihrem Profil nicht gefält, der schreibt komisch... wir geben beim (mittlerweile standardmässigen) Online-dating dem gegenüber, oder dessen Profil, schon bei kleinsten irriationen keine Chance - sofort ist er/sie raus... weiter swipen, weiter den Katalog plättern, das richtige Angebot kommt noch...

    Und ebenso ist es auch in funktionierenen Beziehungen:



    Ja, wir sind zusammen, haben auch Sex, aber irgendwie haben wir uns aneinander gewöhnt... wo ist der kick? die Ausschütung? mehrgewinn? Was wenn es noch so viel besser geht und ich habe es nicht ausprobiert?

    Meine Meinung: Liebesbeziehungen stehen und fallen mit Vertrauen. Flauten und Höhepunkte kommen und gehen. Und das Glück liegt nicht im Konsum von immer wieder neuen Partnern, sondern manchmal auch in der Kunst mit einer intakten Beziehung zufrieden zu sein.