ARD-Krimi „Die Toten von Marnow“: Wenn die Bösen nicht nur böse sind
Mit dem Krimi-Mehrteiler an der Mecklenburger Seenplatte zeigt die ARD, was sie kann. Ein dicht erzählter Plot mit interessanten Charakteren.
Wer Schwerin und die Mecklenburger Seenplatte gut kennt, wird seine Freude an dem mehrteiligen Krimi „Die Toten von Marnow“ haben. Dem NDR, der die Serie federführend betreute, dürfte die Region neue Kurzurlauber zu verdanken haben, wenn man denn wieder unbeschwert reisen kann. Sogar das eigentlich öde Schweriner Neubaugebiet „Großer Dreesch“ mit dem Fernsehturm aus DDR-Tagen sieht aus der Vogelperspektive irgendwie gut aus.
Überhaupt die DDR. Die liegt wie ein Fluch über diesem Mehrteiler. Das war zu erwarten, wenn so ein aufwendig produzierter Krimi im Ostdeutschland von Heute angesiedelt ist. Es geht nicht ohne den DDR-Geheimdienst. Aber das stört hier überhaupt nicht.
Alles fängt schön kompliziert an. Da soll ein Mann aus dem Weg geräumt werden. Doch der Attentäter (Jörg Schüttauf) kommt zu spät. Der Typ ist schon tot, regelrecht massakriert. Als die Polizei anrückt, hat die Leiche ihren Platz gewechselt, die Wohnung wurde durchsucht, von einer Pinnwand mit alten (analogen) Fotos fehlen welche, dafür tauchen verfängliche (digitale) auf.
Die ermittelnden Kommissare Lona Mendt (Petra Schmidt-Schaller) und Frank Elling (Sascha Geršak) sind ambivalente Charaktere, Typen mit Ecken und Kanten, mit Brüchen in ihren Biografien. Sie lebt in einem Wohnwagen, warum, wird später bitter deutlich. Er wohnt mit Frau und Tochter in einem schicken Eigenheim, eindeutig über seine Verhältnisse, genau das wird später noch wichtig. Und nach weiteren Toten ist klar, dass ein Serienmörder umgeht, der seine Opfer wahllos auswählt. Aber von wegen. Natürlich hängt alles mit allem zusammen.
„Die Toten von Marnow“, Sa., 13.3., Mi., 17.3. und Do., 18.3., 20.15 Uhr, ARD. Alle Folgen auch in der ARD-Mediathek.
Die Serienmacher haben alles perfekt gemacht. Der Plot ist spannend, so gut wie nicht vorhersehbar, es gibt krasse Wendungen, ja richtige Knaller. Und man lässt zentrales Personal sterben, wo doch sonst immer nur die Nebenrollen ihr Leben lassen müssen. Kamera und Musik, Ausstattung und Schnitt, einfach alles ist von bester Qualität. Den Figuren lässt man Zeit, sich zu entwickeln. Allein die Dialoge sind erste Sahne.
Schön vor allem, dass Offensichtliches nicht noch ausgesprochen werden muss, dass lange Blicke reichen, ein Schulterzucken. Mehr vom dicht erzählten Plot, in dem die Guten nicht nur gut und die Bösen nicht nur böse sind, muss nicht verraten werden. Ach ja, die ARD hat sich „mehr Mehrteiler“ fürs lineare Programm und (in kürzeren Folgen) die Mediathek vorgenommen. Bitte öfter solche Produktionen!
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